Aromatherapie
Aromatherapie
Stand: 02.04.2015
Aromatherapie bezeichnet die Anwendung ätherischer Öle zur Beeinflussung von Gesundheit und Wohlbefinden. Geprägt wurde der Begriff in den 1920er Jahren von dem französischen Chemiker René Maurice Gattefossé.
Die in der Aromatherapie verwendeten ätherischen Öle werden aus Pflanzen extrahiert. Größere Anteile sind zum Beispiel in Kamille, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Jasmin und Sandelholz enthalten, die deshalb häufig zur Gewinnung ätherischer Öle genutzt werden.
Ätherische Öle sind Arzneimittel, weshalb bei ihrer medizinischen Nutzung das Arzneimittelgesetz Anwendung findet. Sie sind Bestand des DAB (Deutsches Arzneibuch) sowie des Ph. Eur. (Europäisches Arzneimittelbuch) und in über 2000 Medikamenten enthalten. Gleichzeitig sind ätherische Öle kosmetische Mittel und in kosmetischen Präparaten enthalten. Aus diesem Grund finden die Regelungen der europäischen Kosmetikverordnung Anwendung. Weiterhin sind sie Lebensmittel und Bedarfsgegenstände, und somit Teil des Lebensmittel- und Bedarfsständegesetzes (LmBG). Ätherische Öle sind frei verkäuflich und von jedem anwendbar.
Anwendung
Aromatherapie ist die gezielte Behandlung von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen mit ätherischen Ölen. Sie ist Bestandteil der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Teil komplementärmedizinischer Methoden. Der deutsche Gesetzgeber definiert als Aromatherapeuten Personen, die im Besitz der Erlaubnis zur beruflichen Ausübung der Heiltätigkeit sind - also Ärzte und Heilpraktiker. Die Aromatherapie ist in Deutschland in einer berufsergänzenden Ausbildung zu erlernen. Die Verwendung von Duftstoffen in Privathaushalten ist schon längst üblich geworden, auch wenn selten das Wort Aromatherapie dafür herangezogen wird. Erkältungsbäder, Massageöle und Duftlampen sind Beispiele dafür. Aromatherapie wird auch als ergänzende Erweiterung für den Whirlpool angeboten. Dabei werden dem aufgeheizten Wasser Duftstoffe beigemengt, die durch die ständige Umwälzung durch Düsenpumpen besonders gut während des Bades aufgenommen werden können.
Duftstoffe allgemein können in verschiedenen Weisen auf den menschlichen Körper einwirken:
Der Geruchssinn wird angesprochen; dies führt zu einer Sinneswahrnehmung mit all den damit verbundenen Nebeneffekten (Gefühlseindruck, Erinnerung, reflektorische Beeinflussung verschiedener Körperfunktionen, etc.). Ein Beispiel hierfür ist die Aromatherapie-Massage: Sie ist die wichtigste Methode der Aromatherapeuten auf dem Sektor der alternativen Gesundheitspflege. Wesentlich geprägt wurde dieses Anwendungsgebiet von der Französin Marguerite Maury: Sie untersuchte die Wirkung von Aromen, wenn sie auf die Haut aufgetragen werden. Dies erfordert Kenntnisse zur Anatomie und Massage sowie über die Eigenschaften der einzelnen ätherischen Öle.
Nach Einnahme oder Inhalation können ätherische Öle auch eine direkte Wirkung auf die Organen haben. : Lavendelöl soll zum Beispiel beruhigend wirken, Thymian aktivierend, Jasminöl stark anregend, Orangen- und Zitronenöl sollen die Stimmung aufhellen.
"biologischer Antibiose": Einige ätherische Öle besitzen antiobiotische Eigenschaften, wodurch sie sich gut für die Prophylaxe und zur Behandlung leichterer Infekte eignen. Neben den reinen Aromaölen eignen sich hierfür auch bestimmte Heilkräuter und Gewürze, wie Thymian, Salbei und Zitronenmelisse. Besonders häufig findet diese Therapieform Verwendung bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten, wofür sich neben der oralen Einnahme ganz besonders die gezielte Inhalation, wie auch eine Anreicherung der Raumluft über Verdunstung eignen.
Gefahren
Ätherische Öle sind Stoffe, die "richtig dosiert" in der Regel wenig Nebenwirkungen haben. In hohen Dosen können die ätherischen Öle allerdings auch toxisch und damit gefährlich sein. Vor allem bei Kindern, Schwangeren und geschwächten Personen sollte man mit der Anwendung ätherischer Öle - beispielsweise bei Erkältungen - sehr vorsichtig sein. Ätherische Öle sind sehr stark konzentriert und können auf der empfindlichen Haut zu Verätzungen führen. Bei Kleinkindern sollte auf die Anwendung ätherischer Öle verzichtet werden.
Im Zusammenhang mit dem "Mainstream" naturheilkundlichen Interesses ist in den letzten Jahren eine Flut pseudowissenschaftlicher, zum Teil esoterischer Artikel zur Aromatherapie erschienen. Vieles ist so als Aromatherapie bezeichnet worden, was eigentlich nichts mit wirklicher Therapie zu tun hat, allenfalls mit der Parfümierung von Räumen. Der sinnvolle Umgang mit Aromastoffen ist in dieser Folge in den letzten Jahren ein wenig abhanden gekommen: Kaum eine Wohnung, kaum eine Boutique, leider auch kaum eine naturheilkundliche Praxis, die nicht mehr oder minder nachhaltig "parfümiert" wird.
Ein Großteil der verkauften Aromaöle stammt nicht (mehr) aus natürlichen Quellen, sondern wird synthetisch oder halbsynthetisch hergestellt. Es gibt gar nicht genügend Teebäume, um die Unmenge an aromatischem Teebaumöl zu produzieren, die der Markt verlangt. Viele Aromaöle aus konventionellem Anbau können Giftstoffe enthalten, was ihren innerlichen Gebrauch, aber auch das Auftragen auf die Haut nicht ungefährlich macht. Gerade das erwähnte und beliebte Teebaumöl hat oft einen hohen Gehalt an Terpenen, welche in hohem Maße lebertoxisch sind.
Als ganz besonders gefährlich ist die potenzielle Allergenität der Aromaöle zu betrachten. Bei bekannter Neigung zu allergischen Reaktionen sollte daher im Zweifelsfall auf eine Anwendung verzichtet werden.
Historisch
Schon zur Zeit der alten Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten wurden Duftstoffe, bzw. Pflanzenteile, meist in Form von Räucherwerk für therapeutische und rituelle Zwecke angewandt. Davon abgeleitet wurde die heutige Bezeichnung Parfum (lat. per fumum - durch den Rauch) für wohlriechende Duftölmischungen. Der römische Geschichtsschreiber Plinius berichtet etwa von der Anwendung von Pfefferminzblättern zur Reinigung von Krankenräumen.