Hakomi-Körperpsychotherapie
Hakomi-Körperpsychotherapie
Stand: 02.04.2015
Hakomi ist ein körperbezogenes, prozessorientiertes, tiefenpsychologisch fundiertes Verfahren, das in den 70er Jahren von Ron Kurtz in den USA entwickelt wurde. Das Wort "Hakomi" hatte Ron Kurtz geträumt und er entdeckte danach, dass das in der Sprache der Hopi-Indianer eine Frage und gleichzeitig eine Antwort bedeutet:
"Wie stehst Du in Beziehung zu diesen verschiedenen Welten?" oder auch "Wer bist Du?" "Der, der du bist." Er fand das so bezeichnend für seine Methode, dass er ihr diesen Namen gegeben hat.
Die Prinzipien von Hakomi
Innere Achtsamkeit
Normalerweise befinden wir uns im Alltagsbewusstsein. Von da aus denken und handeln wir, unsere Erfahrungswerte fliessen uns ständig zu und lassen uns viele Dinge automatisch und mit geringem Energieaufwand tun. Das ist für viele alltägliche Dinge wie z. B. das Autofahren oder Zähne putzen auch sehr sinnvoll. Diesen Zustand nenne ich "Autopilot".
In psychischen Belangen entstehen aber durch solche Automatismen auch Probleme, weil wir uns nach alten (oft kindlichen) unbewussten Mustern verhalten, die manchmal für die aktuelle Situation nicht mehr angemessen sind. Um diese zu untersuchen, benutze ich in der Arbeit den Bewusstseinszustand der Inneren Achtsamkeit.
Man könnte ihn beschreiben mit: genauem Hinspüren, langsamer-Werden, Bewertungen loslassen und sich neugierig, interessiert und entspannt sich selbst zuwenden. So wird es möglich, destruktive Glaubenssätze wahrzunehmen und eingeschliffene, ungesunde Verhaltensweisen und Symptome in ihrer Tiefe zu verstehen.
Moshe Feldenkrais sagte: "Du kannst nicht machen was du willst, solange du nicht weißt, was du tust." Mit der Inneren Achtsamkeit, die sich in den meditativen Traditionen schon seit Jahrtausenden bewährt hat, wird es möglich, unsere innere Selbstorganisation des Erlebens und Verhaltens zu erforschen. Der "rote Faden", der sich oft wie ein Webmuster durch viele Lebensbereiche und über viele Jahre hindurchzieht, und die nicht bewussten Steuerungsfaktoren können so erkennbar werden.
Gewaltlosigkeit
Wir verfügen über eine Reihe von Abwehrmechanismen, um Einflüsse von aussen abzuwehren und sich zu schützen. Es ist erschöpfend und schwierig sich mit diesen Mechanismen auf ein Ringen einzulassen. Vieles geht leichter und schneller, wenn wir beispielsweise die Abwehr unterstützen und so der Beobachtung zugänglich machen. Mit einer gewaltlosen Haltung laden wir das Unbewußte zur Kooperation ein. Dies ist sehr entscheidend, denn das Unbewußte bestimmt, was in einer Sitzung möglich ist und was nicht. Erst wenn sich auch dieser Teil unserer Psyche in der persönlichen Beziehung sicher fühlt, werden die empfindlichsten Informationen freigegeben.
Körperorientierung
Der Körper ist eines der besten Mittel, die Selbstorganisation eines Menschen im gegenwärtigen Erleben zu untersuchen und zu verstehen. Wie wir uns als Ganzes in unserem Verhalten, in Gefühlen, Erinnerungen und Sichtweisen organisieren, einschließlich all dem, was uns nicht bewußt ist - der Körper spiegelt es wider. Darum ist so wertvoll, seiner Sprache lauschen zu können und sie zu verstehen. Wichtiges Material wird so unmittelbar zugänglich und erlebbar. Auch körperliche Beschwerden können auf diese Art und Weise untersucht und in der Tiefe verstanden werden. Oft "antwortet" der Körper auch auf diese spezielle Art der Zuwendung und Symptome werden schwächer oder klingen ab.
Experimentelles Vorgehen
Über sich selbst und seine Themen nur zu sprechen hat seine Grenzen. Oft ist das Fühlen und Erleben entscheidender. Es ist spannend und viele Grundmechanismen offenbaren sich wie von selbst, wenn wir uns auf die Erfahrung einlassen, das Erlebte genau zu untersuchen und mit dem Gesamtsystem der Psyche in Beziehung zu setzen. Hier arbeite ich oft mit "verbalen Sonden". Das sind positive Sätze, bei denen der Klient seine unmittelbaren inneren Reaktionen (Körperempfindungen, Gefühle, gedankliche Reaktion) bei sich beobachtet. Solche Sonden sind zum Beispiel:
- Du musst nicht immer alles alleine machen.
- Dein Leben gehört dir.
- Du musst nichts mehr beweisen.
- Es ist in Ordnung, nein zu sagen.
Probiert man die "richtige" Sonde aus, erlebt der Klient oft seinen inneren Widerstand ganz direkt. Er wird vielleicht verächtlich oder traurig, erlebt eine Enge im Hals oder einen abwehrenden Gedanken "Schön wär`s!"
Veränderung vollzieht sich nach diesem Verständnis im Prozess des Aufdeckens, Erfahrens und Durcharbeitens unbewusster Anschauungen und Annahmen. Wenn es gelingt, mit diesen tiefen Schichten der Selbstorganisation in Kontakt zu kommen und neue Erfahrungen zu machen, ist hier auch wirklicher Wandel möglich.
Verfasser dieses Artikels:
Persönlichkeitsseminare und Coaching Roland Kopp-Wichmann
Führungskräftetrainer, Coach, Psychotherapeut, 69120 Heidelberg