Rational-Emotive Verhaltenstherapie

Rational-Emotive Verhaltenstherapie

Stand: 02.04.2015

Hintergrund / Theorie

Die Rational-Emotive Therapie (RET) bzw. Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) gehört zu den psychologischen Verfahren und ist sowohl gesprächs- als auch verhaltensorientiert. Sie gehört zu der Gruppe der Verhaltenstherapien und speziell zu den kognitiven Verhaltenstherapien . Mittelpunkt ist der Mensch als zielorientiertes und soziales Wesen, das daran leidet, von blockierenden Einstellungen und Gefühlen an der Erreichung von Zielen gehindert zu werden. Dabei wird durch Veranschaulichung veränderter Attributionen aufgezeigt, dass man diesem Leiden nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern mit Hilfe der eigenen geistigen Kräfte gelernt werden kann, Gefühle und Verhalten aktiv zu verändern. Die Therapie setzt an (gegenwärtigen und vergangenen) Konflikten auf der Einstellungs-, Gefühls- und Verhaltensebene an.

Die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT, vormals RET) ist die älteste und erste Kognitive Verhaltenstherapie, begründet 1955 von Albert Ellis . Dieser Ansatz führte etwa zehn Jahre später zur "kognitiven Wende" in der Verhaltenstherapie. Die RE(V)T-Methoden stellen heute den Hauptanteil der Kognitiven Verhaltenstherapien, wie z.B. Becks Kognitiver Therapie, Meichenbaums Kognitiver Verhaltensmodifikation, Mahoneys entwicklungsorientierter Kognitiver Therapie u.a. Darüber hinaus verfügt die REVT aber in besonders ausgeprägtem Maße über einen explizit formulierten philosophischen Hintergrund. Auch das originäre REVT-Konzept der Selbst- und Fremdakzeptanz unterscheidet sie von anderen Kognitiven Verhaltenstherapien (z.B. Multimodale Therapie nach Lazarus oder Self-Management Therapie nach Kanfer), wenngleich diese Grundhaltung der REVT auch von einigen Vertretern neuerer Entwicklungen der KVT rezipiert wurde, so z.B. in der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) nach Hayes oder der sog. "Dialektisch-behavioralen VT" nach Marsha Linehan. REVT ist ein ganzheitlicher handlungsorientierter humanistischer Psychotherapieansatz mit dem Ziel emotionalen Wachstums: wir werden ermutigt, unsere Gefühle bewusst zu erleben und auszudrücken, wobei der Zusammenhang von Denken, Fühlen und Handeln betont wird.

Geschichte / Herkunft

Die RET bzw. REVT (Umbenennung durch Albert Ellis selbst) wurde Mitte der 50er Jahre von dem in Pittsburgh, Pennsylvania geborenem amerikanischen Psychologen Albert Ellis entwickelt. In Deutschland wird die nach ihm benannte Ellis-Methode (vgl. Schwartz, 2004) seit etwa 1980 mit zunehmender Verwendung ausgeübt. Die RET ist psychologisch begründet und wurde auf dem Hintergrund eines lernpsychologisch-erfahrungswissenschaftlichen Modells entwickelt.

Ziele

Behandelt werden eine Vielzahl von Störungen im psychischen und psychosomatischen Bereich, so z.B. auch besonders die Depression im weiteren Sinne. Ziel des Verfahrens ist es, (seelische oder eben kognitive) Störungen im Bereich der Einstellungen, Gefühle und des Verhaltens zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern. Dabei werden ganz besonders die (oft unlogischen) Selbstbeurteilungen und Selbst- und Fremdwahrnehmung in den Mittelpunkt gestellt und überprüft, inwieweit eigene Überzeugungen selbstwertdienlich oder -schädlich sind, so dass Patienten bzw. Klienten lernen können, sich selbst und ihre Lebensweise zu akzeptieren und die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dabei wird der Fokus auf die Möglichkeit gesetzt, dass aus eigener Kraft bestimmte Veränderungen vorgenommen werden können und die Klienten den Problemen oder Konflikten nicht hilflos ausgeliefert sind.

Dabei entstanden ist der Begriff der Negativen Triade : der Patient hat negative Ansichten und kognitive Fehleinstellungen (wie z.B. willkürliche Schlüsse, selektive Abstraktion, Übergeneralisierungen oder auch Über- und Untertreibungen) über sich selbst , der Umwelt und der Zukunft . Betrachtete man diese Triade aus der Sicht der Attributionstheorie , so würde das auf eine interne, globale und stabile Einstellung den Dingen gegenüber hindeuten. Ziel ist es wie oben bereits beschrieben, diese Attributionen zu ändern.

Die Altersgruppe der Klienten ist nicht festgelegt. Kinder, Jugendliche und auch junge und ältere Erwachsene können behandelt werden, so dass keine Altersbeschränkungen vorliegen, solange der Klient noch versteht, worauf die Therapie abzielt.

Anwendung / Vorgehensweise

Es gibt eine Unterteilung in Einzel- und Gruppentherapie . In der Therapie werden irrationale Überzeugungen bewusst gemacht, in Frage gestellt und im Sinne einer kognitiven Umstrukturierung verändert. Diese aus den Überzeugungen und Einstellungen resultierenden Gefühle sollen gleichzeitig intensiv(er) erlebt und verändert werden.

Die Veränderung der Einstellungen erfolgt oft durch den sokratischen Dialog . Dadurch sollen die aktuellen Überzeugungen und Lebensphilosophien hinterfragt und kritisch beäugt werden, so dass am Ende eine Einsicht in den Zusammenhang von Einstellungen und daraus folgenden belastenden Gefühlen und Verhalten entsteht. Hilfreich sind dabei auch Vorstellungsübung zur Veranschaulichung der Situation. Mittels der klassischen Beck'schen Vorgehensweise der Identifikation automatischer Gedanken, Einschätzung kognitiver Verzerrungen und Veränderung der dysfunktionalen Kognitionen wird erarbeitet, welche Gedanken unmittelbar mit dem Auftreten der gegenwärtigen Sorgen und Befürchtungen verknüpft sind, welche kognitiven Verzerrungen speziell dem Teufelskreis der Sorgen, Zweifel, Spannungen, Befürchtungen, körperlichen Angst und Vermeidungsverhalten zugrundeliegen und wie dieses inadäquate Geistesgut verändert bzw. durch ein adäquateres ersetzt werden können. Zunächst wird in dieser Phase die Imaginationsfähigkeit trainiert (Fähigkeit, sich detaillierte bildhafte Vorstellungen machen zu können). Anschließend werden die von der betreffenden Person berichteten Sorgen vorgegeben, und sie soll sich für jede Sorge den schlimmstmöglichen Ausgang vorstellen. Anschließend werden alternative Vorstellungen und/oder Gedanken dafür entwickelt und Ziele für gewünschtes Verhalten gesetzt. Die Konfrontation soll dabei solange beibehalten werden, bis der Gedanke weniger Angst hervorruft. Im Laufe der Therapie wird die Person immer weiter zur aktiven und selbstständigen Übung dieser Konfrontationen ermuntert, so dass sie im nächsten Schritt auch außerhalb des therapeutischen Settings durchgeführt werden können.

Anhand von Hausaufgaben zwischen den verschiedenen Sitzungen ist es ferner möglich, die emotionalen und einstellungsrelevanten Veränderungen des Verhaltens zu überprüfen. Eine Kombination mit weiteren Techniken aus dem emotiven, kognitiven und verhaltensbezogenem Bereich ist möglich und erscheint als sinnvoll.

Ausbildungsmöglichkeiten

Deutsches Institut für Rational-Emotive und Kognitive Verhaltenstherapie (DIREKT) e.V.

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