Biofeedback
Biofeedback
Stand: 02.04.2015
Mit dem englischen Begriff Biofeedback (dt. etwa Biorückmeldung) wird eine Methode aus der psychosomatischen Forschung und der Verhaltenstherapie bezeichnet, bei der Veränderungen von Zustandsgrößen biologischer Vorgänge, die der unmittelbaren Sinneswahrnehmung nicht zugänglich sind mit technischen (oft elektronischen) Hilfsmitteln beobachtbar d. h. dem eigenen Bewusstsein wahrnehmbar gemacht werden. Biofeedback wird häufig zur Entspannung, aber auch zur Rehabilitation (zum Beispiel von erlahmten Muskeln) eingesetzt.
Theorie
Körpereigene Vorgänge, die der Homöostase dienen, sind dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich, so dass bei Dysregulationen auch nicht bewusst auf den Regelkreis eingewirkt werden kann. Biofeedback dient dazu, mittels physiologischer Messungen eine Körperfunktion (wie zum Beispiel Puls, Hautleitwert oder Hirnströme) dem Bewusstsein zugänglich zu machen. Dies geschieht im allgemeinen durch Töne (Lautstärke, Tonhöhe oder Klangfarbe) oder Visualisierungen (Zeiger oder Balkengraphiken). Der Patient versucht durch diese Rückkopplung eine Verbesserung der Regulation durch operante Kontrolle zu erzielen.
Praxis
Ein mögliche Umsetzung in der Praxis sieht folgendermaßen aus: Der Proband sitzt vor einem Computer. An seinem Finger ist eine Messsonde angebracht, die den Hautleitwert und damit indirekt den Grad des Sympathikotonus, also der inneren Erregung misst. Dieser Messwert wird auf dem Monitor angezeigt, so dass der Proband ein Feedback über seine biologische Funktion Sympathikotonus erhält. Bei Migränepatienten wird zusätzlich ein Messgerät an einer Stelle der Stirn angebracht, an der der Puls fühlbar ist. Auf dem Bildschirm werden 4 Angaben als Kurvendiagramm gezeigt: Wohlfühllinie, Körpertemperatur, Pulsschlag und wenn der Proband einen speziellen Gürtel trägt, zusätzlich die Atemkurve. So lernt der Proband, "in den Bauch" zu atmen, und wird feststellen, dass sich im entspannten und kontrollierten Zustand der Puls der Atmung anpasst. Ein weiteres Programm zeigt die Weite der bei Migräne entzündeten Adern als vergrößerten roten Kreis auf schwarzem Hintergrund. Der Migränepatient lernt durch anfängliches Probieren und späteres vertieftes Üben den Durchmesser der Adern nur mit seiner Willenskraft deutlich zu verringern. Die Übungen werden erst mit Bildschirm erlernt und später ohne Sicht auf die Werte trainiert. Biofeedback wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen und kostet insgesamt ca. 800?. Die Methode ist sogar für Kinder mit Migräneanfällen als geeignet belegt worden und kann auch von Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen (Taubheit, körperliche Behinderung,...) praktiziert werden.
Signalquellen
Für die Rückkopplung an das menschliche Bewusstsein kommt eine Reihe von biologischen Istwerten in Frage:
- Atemfrequenz
- Blutdruck
- Gehirnströme mit Hilfe der Elektroenzephalografie
- Hauttemperatur
- Hautwiderstand respektive Hautleitwert
- Magnetfelder der Gehirnströme mit Hilfe der Magnetoenzephalographie
- Muskelpotentiale mit Hilfe der Elektromyografie
- Pulsfrequenz
- Sauerstoffgehalt des Blutes durch Messung des Absorptionsspektrums
Forschung
In den Fachbereichen Psychologie und Medizin der Universitäten gibt es zahlreiche Forschungsprojekte, die u.a. von Nachwuchswissenschaftlern für ihre Abschlussarbeiten genutzt werden.
Institutionalisierungen
In Österreich und Deutschland gibt es eine staatlich anerkannte, qualifizierte Fort- und Ausbildung für Biofeedback. Der österreichische Ausbildungslehrgang umfasst 150 Stunden Theorie und Praxis, Absolventen dürfen sich Biofeedbacktherapeut (als Mediziner oder Psychologe) oder -trainer (als medizinischer Hilfsberuf) auf das Praxisschild ergänzen. Die "Österreichische Gesellschaft für Biofeedback und Psychophysiologie" wurde 1989 als interdisziplinärer Zusammenschluss gegründet und hat nach eigenen Angaben 2005 mehr als 150 Mitglieder. Im Februar 2006 wird der europaweite Biofeedbackfachkongress der "Biofeedback Foundation of Europe" in Wien stattfinden. In Österreich und Deutschland bietet seit 1995 die "Europäische Biofeedback-Akademie" (BFA) Aus- und Weiterbildungen zum Biofeedbacktherapeuten an (www.biofeedback.co.at, die auch von der Dt. Ärztekammer anerkannt sind. Die 6. Jahrestagung der "Deutschen Gesellschaft für Biofeedback" wird am 4.-5. November 2005 in Hamburg stattfinden. Zur Jahresmitte 2002 wurde die Sektion Biofeedback im deutschen StK, jetzt DGS (Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V.) gegründet. Die unmittelbare Aufgabenstellung dieser Sektion war die Ausbildung zum Biofeedback-Therapeuten, bzw. Biofeedback-Trainer im Bereich Schmerztherapie. Ein erster Ausbildungsgang begann bereits im Herbst 2002.