Psychosomatik
Psychosomatik
Stand: 02.04.2015
Viele Patienten gehen mit ausgeprägten Symptomen zum Arzt und dieser findet keine körperlichen Ursachen. Bei etwa einem Drittel aller Patienten ist das der Fall. Viele Patienten gehen oft jahrelang von Arzt zu Arzt und kriegen trotzdem keine Erklärung für ihre Symptome. Alleine diese Unwissenheit verursacht bei vielen schon einen Leidensdruck, manchmal werden sie zusätzlich als „eingebildete Kranke“ oder Simulanten stigmatisiert. Die Beschwerden der Patienten sind aber nicht eingebildet, die Schmerzen/Beschwerden sind real und können einen enormen Leidensdruck verursachen und die Lebensqualität stark einschränken. In solchen Fall liegt die Ursache meist in psychischen Problemen.
Psychosomatische Erkrankungen sind körperliche Beschwerden, die durch psychische Belastungen oder Faktoren hervorgerufen werden.
Früher ging man davon aus, dass die Psyche und der Körper zwei getrennte Systeme sind, die aufeinander wenig Einfluss haben. Mittlerweile weiß man, das dem nicht so ist: Psyche und Körper sind eine Einheit und unsere Gedanken und unser psychisches Wohlbefinden haben auch einen direkten Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden. Geht es der Psyche gut, ist der Körper gesünder.
Warum psychische Schwierigkeiten und Überforderung sich auch auf physischer Ebene so stark auswirken ist Gegenstand aktueller Forschung. Die Vielzahl an theoretischen Konzepten ist auch Ausdruck der bis heute nicht wirklich beantworteten Fragen nach den genauen Mechanismen, neuere Theorien verzichten deshalb auch auf einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen, da diese bisher keine umfassenden Erklärungen liefern konnten. Ein großes Ziel der Forschung ist es, ein einheitliches Modell für die Wechselwirkung zwischen Körper, psychischen Prozessen und Umwelt zu finden.
Bestimmte Teilaspekte konnten aber schon identifiziert werden. So führen z.B. langanhaltende Stress- oder Angstzustände dazu, dass im Körper vermehrt Adrenalin ausgestoßen wird. Dieses wirkt sich direkt auf die Muskeltätigkeit und Aktivität des Darms aus und kann bei längerem Bestehen zu mitunter massiven Verdauungsstörungen führen (jeder kennt die Redewendung „mir liegt etwas schwer im Magen“). Evolutionsbiologisch gesehen ist das ein sehr nützlicher Mechanismus: Die Verdauung verbraucht sehr viel Energie, in einer Angstsituation (Flucht!) wird die Darmtätigkeit heruntergefahren, um alle vorhandenen Energiereserven mobilisieren zu können.
Beschwerden die sehr häufig vorkommen sind Schmerzen des Magen-Darm-Bereiches, des Skelett- und Muskelsystems und des Herz-Kreislauf Systems vor. Es handelt sich dabei meist um physiologisch-funktionelle Störungen die sich als Begleiterscheinungen von Emotionen und Konflikten zeigen. Außerdem gibt es auch eine Reihe von seelischen Störungen wie Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und Angststörungen, die in der Regel auch mit körperlichen Missempfindungen einhergehen.
Bei ca. 80% der Bevölkerung treten zumindest zeitweise körperliche Beschwerden auf, die sich nicht auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Oft gehen sie selbst vorüber und werden dann nicht weiter beachtet, aber bei vielen (die Angaben schwanken zwischen 4% - 20%) kommt es zu einer Chronifizierung und die Beschwerden nehmen eine zentrale Rolle im Leben der Person ein.