Reise der Seele - Rückführung ins Russland des 19. Jahrhunderts

Reise der Seele - Rückführung ins Russland des 19. Jahrhunderts

Rückführungen in frühere Leben sehen von außen manchmal so aus wie spannende Abenteuergeschichten. Der Unterschied liegt aber im Erleben der eigenen Rückführungsreise.  Die Seele vermittelt über diese Geschichten wichtige Botschaften an uns.  Als Rückführungstherapeut habe ich über die vielen Reisen, die ich über die Jahre begleiten durfte, gelernt, diese zu deuten. Doch es ist und bleibt am wichtigsten, welche Bedeutung das Erleben für den Reisenden selbst hat.

Clara Jasper ist Journalistin und hat im folgenden Artikel ihre eigene Rückführung dokumentiert.

Reise ins Russland des 19. Jahrhunderts

Meine beste Freundin hat es getan. Mehrmals sogar. Meine Cousine ebenfalls und jetzt auch noch ein Arbeitskollege: Sie alle haben eine Reise in frühere Leben unternommen, waren im Mittelalter Geliebte eines Fürsten, Tänzerin am Broadway der 20er Jahre oder Soldat im 30jährigen Krieg.

Ich weiß nicht, ob ich an frühere Leben glauben soll. Das sei auch gar nicht nötig, beruhigt mich der Rückführungstherapeut Ralf Hungerland im Vorgespräch. Man könne das, was man während einer Rückführung erlebt, auch einfach als Botschaft der Seele verstehen. Ihm ist etwas anderes viel wichtiger. 

Rückführungen, so sagt er, seien keine Abenteuerreise, sondern eine Möglichkeit, den Ursachen für Probleme, die uns in diesem Leben zu schaffen machen, auf die Spur zu kommen und sie dann aufzulösen. Er sieht Rückführungen in frühere Leben als ein Weg zu Klärung und Heilung.

Ich soll mir also vorab überlegen, ob es etwas gibt, das ich in der Rückführungssitzung bearbeiten möchte. Vielleicht dies: Ich habe Angst vor Menschenmengen und Enge, bekomme dann keine Luft mehr. Da ich in meinem bisherigen Leben, auch als Kind, keine schlimmen Erlebnisse in dieser Richtung hatte, wurde mir oft gesagt, es hätte bestimmt Komplikationen gegeben, als ich auf die Welt gekommen bin, aber meine Mutter berichtet von einer leichten, schnellen Geburt, also kann es das nicht sein.

Ralf Hungerland empfängt mich in seinen Räumen im Hamburger Westen mit einer Tasse Tee. Die Fenster gehen auf einen kleinen Park inmitten eines liebevoll restaurierten ehemaligen Fabrikgeländes. Dunkler Holzboden, mit Papier bespannte Schiebetüren und klare Linien geben dem Raum japanisches Flair. Ich strecke mich auf einer Liege auf dem Boden aus und soll mir zunächst vorstellen, auf einer Sommerwiese zu schlendern oder zu sitzen und den Wolken nachzusehen. Nach einer Weile fragt mich der Rückführungsleiter, ob sich ein Weg nach oben auftut. Davon hatte ich schon gehört und eine weiße geschwungene Treppe erwartet, doch stattdessen hängt da plötzlich eine Strickleiter vom Himmel. Es wird dennoch keine mühsame Kletterei, der Aufstieg geht ganz einfach. Es dauert etwas, bis die ersten Bilder kommen.

Eine kleine nächtliche Stadt, wie eine Kulisse aus einem alten Schwarzweißfilm, taucht auf. Ich bin ein Mann, jung, schwarz gekleidet. In der nächsten Szene ist es gleißend hell, es liegt meterhoher Schnee und ich höre Glöckchen bimmeln. Ein Pferdeschlitten nähert sich und bringt mich zu einem Gutshof. Offenbar befinde ich mich in Russland, irgendwann im 19. Jahrhundert. Es ist Sonntag und Zeit fürs Mittagessen. Eine Gruppe junger gutsituierter Männer, die offensichtlich gerade auf der Jagd waren, stößt lärmend zu uns und nimmt an der großen Tafel, an dem bereits der Gutsbesitzer und seine Familie sitzen, Platz.


Immer wieder fragt Ralf Hungerland danach, was ich sehe, fühle, rieche. Danach, in welchem Verhältnis ich zu den anderen Menschen stehe, wie die Stimmung ist. Ich bin der Advokat des Hausherren und irgendwie mit einer seiner Töchter verbandelt. Ich fühle mich wohl dort.

Mit Hilfe des Rückführungsleiters springe ich ein paar Monate weiter, dann wieder einige Wochen zurück und unter seinen behutsamen Fragen tut sich die ganze Geschichte auf. Eines Nachts zündet die betrunkene Jagdgesellschaft die kleine Stadt an, einfach so. Ich kann sie von meiner Mansarde aus dabei beobachten, es besteht kein Zweifel. Mit einigen anderen Menschen, die bei dem Brand ihr Dach über dem Kopf verloren haben, komme ich im Gutshaus unter und suche Rat beim Hausherrn. Er rät mir davon ab, die jungen Männer anzuzeigen, sie sind zu mächtig, zu unberechenbar. Die anfängliche Hoffnung, die Täter könnten wenigstens ihre Hilfe beim Wiederaufbau anbieten, zerschlägt sich bald, und ich gehe zum Richter. Die letzte Szene sehe ich aus einer Art Vogelperspektive: Ich hänge leblos an einem großen Baum, aufgeknüpft von den johlenden Junkern.

Ralf Hungerland holt mich wieder in die Gegenwart zurück. Ich habe das Gefühl, das Ganze hat höchstens eine Viertelstunde gedauert, aber es sind zwei Stunden vergangen. Alles ganz normal, beruhigt der Rückführungstherapeut, Heilung sei Arbeit und benötige Zeit. Daher reiche eine Sitzung zwar oft, aber eben nicht immer aus, um ein Problem aus der Welt zu schaffen.

Ralf Hungerland ist ausgebildeter NLP-Coach und Hypnosetherapeut nach Milton Erickson sowie Jikiden Reiki-Lehrer, und er hat bei Marshall Rosenberg Gewaltfreie Kommunikation erlernt. Nach verschiedenen Ausbildungen in Spiritueller Rückführung in der Schweiz und in Österreich und fast 20 Jahren Erfahrung hat er seine eigene Methode entwickelt: die Soul Life Therapy®. Denn, so meint er, nicht alle Ursachen von Problemen finden sich in früheren Leben, manche liegen durchaus im Heute, häufig in der Kindheit. Daher führt er die meisten Klienten nicht wie mich direkt in ein vorheriges Leben, sondern geht zunächst in diesem Leben rückwärts und erst dann über Kindheit und Geburt weiter zurück.

Nun kenne ich also eine mögliche Ursache für mein Unwohlsein in Menschengruppen - aber auch einen möglichen Grund für meine Angst vor Bränden. Bisher hatte ich sie in meiner Kindheit verortet. Als ich vier Jahre alt war, ist die nahe gelegene Papierfabrik abgebrannt, und wir mussten mitten in der Nacht unser Haus verlassen. Uns ist nichts passiert, auch das Haus blieb unversehrt, aber ich erinnere mich noch gut an meine Panik, die allerdings – wenn ich heute darüber nachdenke – auch schon vor dem Brand bei jedem kleinen Lagerfeuer ausbrach.

Als ob das nicht schon genug wäre, fällt mir auf Ralf Hungerlands Nachfrage noch ein, dass ich schon als Kind Anwältin werden wollte. Wenn meine Eltern meinen kleiner Bruder für etwas zur Rechenschaft ziehen wollten, hielt ich eine flammende Rede, um sie von seiner Unschuld zu überzeugen. Bis heute kann Ungerechtigkeit mich auf die Barrikaden bringen.

Für Ralf Hungerland ist die Existenz früherer - und zukünftiger - Leben klar, eine „Erfahrungstatsache“, wie er sagt. Ich selbst bin mir nach wie vor nicht sicher. Ob meine Seele das alles wirklich erlebt hat? Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur zu viele russische Romane gelesen. Tatsache ist jedoch, dass mich dieses neue Wissen seltsam erleichtert. Ich bin nicht „verrückt“, für meine Marotten gibt es eine Erklärung – und damit sind sie schon nur noch halb so schlimm.

© Clara Jasper Hamburg, August 2013  (Journalistin, die ihr eigenes Rückführungserlebnis in diesem Artikel dokumentierte)
(Dieser Artikel erschien im Online-Magazin Lebe-Liebe-Lache im August 2013.)

Weitere Informationen:
http://www.ralfhungerland.com/de/reisen-der-seele

     ,
,
http://www.therapeutenfinder.com/therapeuten/.html

Kommentar zu diesem Artikel eingeben

Hier können Sie Ihre Meinung zu diesem Artikel hinterlassen. Bitte beachten Sie dabei unsere Nutzungsbedingungen. Mit * markierte Felder müssen ausgefüllt sein (Es darf auch ein Pseudonym sein). Ihre E-Mail Adressen wird selbstverständlich nicht veröffentlicht.



Sicherheitscode *

Diese Seite teilen:
Facebook Icon Googleplus Icon Twitter Icon Xing Icon

Bewertungen

noch keine Bewertungen

EMDR-Brille REMSTIM 3000

EMDR-Brille REMSTIM 3000

Anzeige

Seitenanfang