Trauerbegleitung
Trauerbegleitung
Stand: 02.04.2015
Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren haben wir oftmals das Gefühl, als würden wir in ein tiefes Loch fallen. Der Schmerz lähmt uns und die Angst, diese negativen Gefühle nicht überwinden zu können, steigt in uns auf. Dazu kommt auch, dass unsere Umgebung nicht weiß, wie sie mit uns umgehen soll. Wir fühlen uns allein, hilflos und sind voller Schmerz.
Und hier kann die Trauerbegleitung oder auch Trauerarbeit uns unterstützen und Hilfe bieten.
Doch was genau ist Trauer?
Die Trauer ist sowohl ein Bewältigungsprozess als auch ein emotionaler Zustand. Trauer wird als ein Gefühl der Niedergeschlagenheit beschrieben. Trauer kann auch die Lebensfreude beeinträchtigen. Viele Trauernde haben selber das Gefühl, nicht mehr leben zu können oder sogar zu dürfen. Der Schmerz über den Verlust sitzt so tief dass die Betroffenen oft allein keinen Weg aus der Trauer finden.
Die schweizer Professorin für Psychologie, Verena Kast beschreibt den Trauerprozess in 4 Phasen.
Die erste dieser Phasen, die meist nur sehr kurz ist, beschreibt das „nicht-wahrhaben-wollen“. Der Verlust wird ausgeblendet, erscheint wie ein böser Traum. Oft tritt eine Starre ein die den Trauernden emotionslos erscheinen lässt.
In der zweiten Phase der Trauer kommen die zuvor noch scheinbar fehlenden Emotionen zum Tragen. So können sich Wut, Angst, Trauer und Schuld vermischen. Oft empfinden die Trauernden eine innere Unruhe erlebt, die auch mit Schlafstörungen zur Folge hat. Oftmals steht auch die Schuldfrage am Tod im Vordergrund. Wie gut oder schnell diese Phase des Trauerns überwunden werden kann hängt oft davon ab, wie der Trauernde diese Gefühle erlebt und zulassen kann. Wer diese Gefühle verdrängt hat oft Schwierigkeiten, die Phase zu bewältigen.
Die dritte Phase ist eine Phase der Auseinandersetzung. Mit dem Verstorbenen findet eine bewusste oder unbewusste „Verbindung“ statt. So durchlebt man Erinnerungen, erinnert sich an Orte die man gemeinsam besucht hat, stöbert in alten Bildern usw… So führt sich der Trauernde die Realität, die Veränderung vor Augen. Schafft es der Trauernde, den Verstorbenen zu einer Art „inneren Begleiter“ werden zu lassen und versucht nicht, ihn krampfhaft im tatsächlichen Leben zu „behalten“, kann er in die vierte Phase der Trauer übertreten.
In dieser, der vierten Phase, können neue Lebensziele möglich werden denn der Verlust soweit akzeptiert. Der Verstorbene ist zu einer inneren Figur geworden. Es ist nun wieder möglich, sich auf neue Beziehungen, neue Verhaltensmuster einzulassen. Dass der Tod auch zum Leben gehört kann akzeptiert werden.
Diese Phasen der Trauer zu „überstehen“ und gestärkt aus einer Trauersituation zu treten ist Teil der Trauerarbeit. Dieser Vorgang darf und kann aber nicht passiv vom Trauernden „getragen“ werden sondern muss ein aktiver Vorgang sein. Ein Trauernder hat sich vielen „Aufgaben“ zu stellen und muss diese bewältigen. Dabei kann ihm die Trauerbegleitung eine große Hilfe sein.
Die Trauerbegleitung versteht sich als ein Hilfsangebot für Menschen, die Schwierigkeiten haben den Tod eines Angehörigen oder eines wichtigen Menschen zu verarbeiten.
Gründe hierfür können eine besonders enge Bindung oder auch ein sehr plötzlicher Tod sein, der die Hinterbliebenen völlig unerwartet trifft.
Jeder Tod macht uns Menschen auch unsere eigene Vergänglichkeit bewusst. Verlieren wir aber einen Menschen, der sein Leben noch nicht „zu Ende“ gelebt hat, dessen Tod für uns völlig unverständlich ist oder der sich sogar selbst das Leben genommen, einen Suizid begangen hat, fällt es uns noch schwerer mit der Trauer fertig zu werden. In solchen Fällen kommt zu den „normalen“ Gefühlen von Trauer, Schmerz und Wut auch noch das Gefühl der Schuld, das „nicht genug getan zu haben“ Gefühl hinzu. In diesen Fällen kann die Trauerbegleitung von unschätzbarem Wert sein.
Besonders wichtig kann auch die Traueraufarbeitung für Kinder sein. Kindern fällt es häufig leichter, sich Fremden gegenüber zu öffnen, besonders wenn die Bezugspersonen wie Eltern oder auch Geschwister selbst von der Trauer betroffen sind.
Wie und in welcher Form die Trauerbegleitung oder auch Trauerarbeit stattfinden kann, muss individuell betrachtet werden.
Für viele Menschen kann eine Trauerbegleitung in der Gruppe sehr hilfreich sein. Ihnen hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, das Gefühl mit ihrem Schmerz, der Wut und Verzweiflung nicht allein zu sein.
Andere Menschen wiederum möchten ihre Gefühle und Gedanken ungern mit einer Gruppe teilen. Für sie kommt eher eine Einzelbegleitung in Frage.
Wenn es sich um spezielle Themen wie Trauerarbeit nach dem Suizid eines Angehörigen oder dem Tod eines Kindes handelt, ist es eine besondere Anforderung an den Trauerbegleiter, den Hinterbliebenen zur Seite zu stehen.