Was ist eigentlich Tantra
Was ist eigentlich Tantra
07.08.2006
In der breiten deutschen Öffentlichkeit ist Tantra wenig bekannt und wird meistens als so eine Art indischer Sexualtechnik gesehen, mit geheimnisvollen Praktiken und wahllosem Partnerwechsel assoziiert. Ich will hier einen kurzen Überblick darüber geben, was Tantra wirklich ist - einerseits, um ein paar Vorurteile zu relativieren, aber ganz besonders auch, um das große Potential dieses spirituellen Weges aufzuzeigen. Wer sich selbst verwirklichen will, wer seinen spirituellen Weg noch nicht gefunden hat, wer glücklicher und lebendiger werden will, kann durch tantrische Erfahrungen und Weisheiten vielleicht den inneren Reichtum finden, den er oder sie sucht. Der Tantrismus hat starke Verbindungen sowohl zur hinduistischen Religion, als auch zum Buddhismus.
Wie auch im Buddhismus besteht das Ziel des Tantrikers darin, einen Zustand größtmöglicher Erfüllung und Befriedigung zu erlangen, inneren Frieden und Glückseligkeit ? Ekstase, Eins-Sein mit allem - Mahamudra. Aus dem Hinduismus ist ein guter Teil der Symbolik des Tantra übernommen, am wichtigsten dabei sicherlich Shiva und Shakti, der männliche und der weibliche Aspekt des Göttlichen. Wir gehen davon aus, dass es nicht nötig ist, unendlich viele Reinkarnationszyklen zu durchlaufen, um den Kreislauf des Karma zu verlassen und die eigene Buddha-Natur zu finden. Es kann bereits jetzt, in diesem Leben geschehen. Ein wichtiger Grundsatz des Tantra-Weges ist die Auflösung von Polaritäten, das Annehmen von Polaritäten und die Ansicht, dass alle Gegensätze eine Einheit bilden - Mann und Frau, Einatmen und Ausatmen, Yin und Yang, Materie und Geist, Yoni und Lingam, ...). Und indem ich keinen Gegensatz zwischen dem Göttlichen und dem Irdischen herstelle, ist alles Irdische auch Göttlich. Daher rührt auch die besondere Bedeutung der spirituellen ekstatischen Vereinigung des Gegensatzpaares von Mann und Frau, wozu übrigens, wie ich selbst erfahren durfte, nicht unbedingt auch die körperliche Vereinigung erforderlich ist.
Für den Tantriker ist das Leben nicht die Quelle des Leidens, das überwunden werden muss. Deswegen hat der Tantriker höchste Ehrfurcht vor dem Leben, akzeptiert seinen Körper als Tempel und Widerspiegelung des Göttlichen, als Werkzeug spiritueller Vervollkommnung und Ausdruck der Seele. Der Tantriker gibt sich der Welt hin, er genießt sie durch seine Sinnlichkeit. Die sexuelle Energie (Kundalini-Kraft, als Schlange symbolisiert) wird im Tantra als Lebenskraft verstanden, die erweckt und verstärkt werden kann. Sie soll ungehindert durch alle Chakren, die Energiezentren des Körpers, fließen können - wozu eine Öffnung und Reinigung der Chakren erforderlich ist. Dazu gibt es die verschiedensten Techniken, Methoden und Rituale (Atmung, Tanz, Begegnungsübungen, Meditation, Massage, ...). Und Lebensenergie ändert ihre Qualität mit jedem Chakra, das sie erreichen kann. Die Besonderheit des Solarplexus-Chakras z.B. besteht in der Betonung des Individuellen, des Willens und der Verwirklichung des Eigenen in der Welt. Viele Menschen können diesen Aspekt ihres Lebens nur schwach realisieren. Das Herzchakra wiederum steht für die irdische und spirituelle Liebe. Auch hier habe ich in meiner Arbeit immer wieder erleben müssen, wie blockiert oder geschwächt die Herzenergie vieler Menschen sein kann.
In Paartherapien zeigt sich oft, dass alte Verletzungen im Herzen selbst oder aber eine Schwäche der unteren Chakren das Fließen der Liebe verhindern ? die Beziehungen bestehen dann meist auf ganz anderen Grundlagen, von denen die Paare glauben, es handele sich um Liebe... In Tantra-Gruppen richtet sich eigentlich alles darauf, die Lebenskraft zu stärken, die eigene Bewusstheit und Sinnlichkeit zu entwickeln, das Göttliche im eigenen und im anderen Geschlecht leben und sehen zu können und sich mit Achtsamkeit, Liebe und Respekt begegnen zu lernen. Ein zutiefst spiritueller und höchst irdischer Weg. In der westlichen Welt hat die Verbreitung des Tantra in den 70-er Jahren einen großen Aufschwung durch die Lehre und die Schriften von Bhagwan Rajneesh erfahren, der sich später Osho nannte. In Deutschland war Margo Anand eine wichtige Vorreiterin. Heute gibt es hierzulande eine ganze Anzahl von Tantra-Instituten, mit unterschiedlichen Charakteristika. Hauptsächlich unterscheiden sie sich in der Gewichtung des Spirituellen und der mehr körperlichen/rituellen Praktiken.
Ich selbst halte es zumindest für unvollständig, evtl. sogar gefährlich, tantrische Techniken ohne spirituellen Kern einzusetzen. Für diesen spirituellen Kern, die sich selbst nach und nach einstellende Lebenspraxis und die damit verbundene Befreiung von Entfremdung, Verlust an Lebenslust und Mitmenschlichkeit ist unsere Welt inzwischen mehr als reif. Die Menschen unserer Kultur verlieren immer mehr ihren Bezug zu ihrem göttlichen Selbst, zu ihren Mitmenschen, ihren Kindern, zur Natur, zum Sinn ihrer Existenz. Davon können weder das Fernsehen oder die Flucht in den Konsum, in abgehobene Esoterik, die Arbeit oder die Sexualität auf Dauer ablenken. Tantra ist ein Weg für Menschen, die körperlich und sinnlich leben wollen, die ihr Mann-Sein oder Frau-Sein neu und kraftvoll leben wollen, und die eine Ahnung dafür haben, dass es eine spirituelle Wirklichkeit gibt, auf der die Bedeutung unserer Existenz ruht.
Weitere Informationen:
http://www.tantra-training-leipzig.de
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Elke Roßner, Heilpraktikerin-Psychotherapie,
Praxis für ganzheitliche Psychotherapie, 04229 Leipzig
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