Eltern_Kind_Beziehung nach Trennung u Scheidung
Eltern_Kind_Beziehung nach Trennung u Scheidung
19.02.2008
Eltern - Kind - Beziehung nach Trennung und Scheidung
Auch wenn Eltern nicht oder nicht mehr zusammenleben, sollten die Kinder zu beiden Eltern Kontakt haben. Dies ist nicht nur der Wunsch vieler Betroffener und die Empfehlung der Psychologen. So schreibt es auch das UN-Abkommen über die Rechte von Kindern aus dem Jahr 1989 fest. Die deutsche Gesetzgebung stellt das Recht des Kindes auf Kontakt zu beiden Eltern unter besonderen Schutz und der Staat hält viele Hilfen wie z.B. in Jugendämtern und Erziehungsberatungsstellen bereit. Schon die gesetzliche Verankerung auf diesen Ebenen lässt erahnen, wie notwendig es war und ist, diese wie man denken könnte, - ?normalste Sache der Welt? - gesetzlich zu regeln. Tatsächlich gibt es Schätzungen zufolge einen erheblichen Prozentsatz von ca. 40 ? 60% der Kinder, die keinen, nur seltenen oder unregelmäßigen Kontakt zum getrennt lebenden Elternteil haben. In den betroffenen Fällen handelt es sich meistens um den Kontaktabbruch einer Vater-Kind-Beziehung. Hierfür gibt es verschiedene Faktoren:- Trennungen gehen häufiger von Frauen aus; es trifft die Männer oftmals ?überraschend?.
- Die meisten Kinder leben nach einer Trennung bei der Mutter.
- Meistens leben sie in der gewohnten, ehelichen Wohnung.
- Rollenbild wird erfüllt bzw. von außen unterstützt.
- Der Expartner wird als störend empfunden -> Rückzug.
- Müttern gelingt es eher, den Kontakt zu den Kindern zu halten, wenn sie nicht mehr mit ihnen zusammen wohnen.
- Männer müssen sich ein neues Lebens- bzw. Umgangsumfeld schaffen.
- Häufige Reaktion von innerem Rückzug.
- Äußerer Rückzug.
- Väter sind meist in höherem Maße finanziell belastet.
- Die Kinder leiden bei Trennungen mit Auseinandersetzungen unter einem Loyalitätskonflikt.
- Die Kinder fühlen sich überfordert; dies kann zum Rückzug führen.
- Verlustängste der Kinder können zur Parteinahme führen -> Rückzug.
- Langjährige Beziehungsprobleme, die zur Trennung führten.
- Extreme Belastung durch eigene Probleme mit der Trennung.
- Vorbereitung und Abwicklung der räumlichen Trennung.
- Fortgesetzte Streitigkeiten auch nach der Trennung.
- Zusätzliche berufliche und finanzielle Belastungen.
- Psychische Belastungen (z.B. Schuldgefühle, Ängste, Depres-sion).
- Psychische Erkrankung oder deren Verstärkung (zB. Anpassungsstörung, Alkoholmissbrauch, Persönlichkeitsstörung).
- Körperliche Faktoren (z.B. vegetative Stress- und Erschöpfungssymptome).
- Neuorientierungen (neue Partnerschaften, Beruf, Rückzug zu den Eltern).
- Übersehen der emotionalen Bedürfnisse des Kindes.
- Überforderung des Kindes mit der ?neuen? Beziehung.
- Überforderung des Kindes mit der ?neuen?, u. U. intensiveren Beziehung des Expartners.
- Emotionaler Missbrauch durch ein Elternteil (zB. ?Wenn du ihn sehen willst / siehst, geht es mir schlecht / fühle ich mich alleine?, Liebesentzug nach Besuch beim anderen Elternteil).
- Das Kind gerät vermehrt zwischen die Fronten der Auseinandersetzungen (z.B. Vorwurf der Überbehütung / Verwahrlosung bis hin zum sexuellen Missbrauch, finanzielle Auseinandersetzungen).
- ?Übergabesituationen? werden zu Streitigkeiten benutzt oder sind atmosphärisch stark belastend.
- Regression.
- Besuchsregelung (Häufigkeit / Dauer / Art) entspricht nicht den Bedürfnissen des Kindes (z.B. zu selten, keine Regelmäßigkeit, kein Erleben von Alltag - Übernachtung, Pflichten etc.-, Urlaube).
- PAS (Parental Alienation Syndrome).
Kleine Schritte ? große Wirkung
Zunächst einmal sollten Sie sich bemühen ? auch wenn das im Einzelfall sehr schwer fallen kann - zu trennen zwischen: a) den eigenen Enttäuschungen, die Ihnen vom ehemaligen Partner zugefügt wurden und möglicherweise noch werden und b) den Erfahrungen, die das Kind mit ihm macht. Hier geht es nicht um Sie, sondern nur um Ihr Kind! Die Kinder haben ein Recht darauf, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, ihre Beziehungen und Einstellungen zu den Eltern zu entwickeln, zu gestalten, individuell auszudrücken und zu verarbeiten. Auch wenn es immer wieder schwer ist, für den einen oder anderen Elternteil dies zu verstehen, auszuhalten und vor allem zu unterstützen kann die Beziehung sich völlig von dem der Elternteile unterscheiden, ja sollte dies sogar. Denn schließlich sind Kinder und ihre Eltern einander in einer ganz besonderen Liebe und Beziehung verbunden. Auch wenn das Kind negative Erfahrungen mit einem Elternteil machen musste und muss (es z.B. wiederholt unpünktlich abgeholt wurde, Besuchstermine kurzfristig abgesagt wurden, versprochene Geschenke nicht gemacht wurden etc.), so sind diese Erfahrungen doch ein Teil seiner Realität und Geschichte. Es sollte die Chance bekommen, sich ihnen in der Auseinandersetzung mit dem Elternteil zu stellen. Die Eltern sollten immer wieder klarstellen, dass dies nicht geschieht, weil das Kind weniger geliebt wird oder etwas falsch gemacht hat. Für alle Eltern gilt, dass sie immer wieder ? auch dann, wenn die Familiensituation sehr schwierig ist und festgefahren scheint ? kritisch überprüfen sollten, ob sie in ihrer eigenen Beziehung zum Kind dessen emotionalen Bedürfnissen gerecht werden. Sie sollten nicht der Versuchung nachgeben, das Kind zum Bündnispartner, Spion oder Seelentröster zu machen. Generell sollten Sie die Kinder aus ihren Paarkonflikten und persönlichen Problemen oder Belastungen heraushalten. Machen Sie dem Kind klar, dass Sie selbst mit ihren Schwierigkeiten fertig werden und es keinesfalls für ihr psychisches Wohlergehen verantwortlich ist. Halten Sie das Kind aus Ihren Angelegenheiten heraus und motivieren Sie es, sich altersgemäßen Interessen und Aktivitäten ? also seinem eigenen Leben ? zuzuwenden. Darüber hinaus sollten Sie immer wieder und im Interesse Ihres Kindes versuchen, Ihren Beitrag zur Entschärfung des elterlichen Konflikts zu leisten. Ihre Abgrenzung auf der Paarebene bedeutet nicht eine Abgrenzung des Kindes zum anderen Elternteil. Im Interesse des Kindes und auch, wenn es verständlichen eigenen Abgrenzungsbemühungen entgegenläuft, sollten Sie den anderen soweit wie möglich in der Ausübung seiner Elternrolle unterstützen, Kontaktwünsche wie Telefonate, Briefe, E-Mails, ferner Aktivitäten, Übernachtungen und Urlaube fördern sowie einen sinnvollen Rahmen und Freiräume für Umgang schaffen. Zu guter Letzt Stellen Sie sich Ihrem Leben und Ihren Gefühlen, stecken Sie nicht den Kopf in den Sand und verdrängen Sie nicht die Aufgaben, die anstehen! Sie begegnen in dieser Phase Ihren eigenen Aspekten, Verlust- oder gar Existenzängsten, und auf-wühlenden negativen Gefühlen. Eine umfassende Aufarbeitung, Umstrukturierung und Neuorientierung ist nötig. Sie durchleben eine physisch und psychisch anstrengende und anspruchsvolle Zeit - nehmen Sie Rücksicht darauf! Haben Sie Geduld auch mit sich selbst! Kleine Schritte, Stück für Stück, Eins nach dem Anderen, nehmen Sie angebotene Hilfen an und organisieren Sie sich gegebenenfalls weitere! Natürlich können Sie nicht alle diese Empfehlungen berücksichtigen oder umsetzen ? doch versuchen Sie zumindest, sich immer wieder daran zu orientieren und lassen Sie sich durch Rückschläge nicht von Ihrem Weg abbringen! Jede Trennung hat ihre eigene Dynamik, jeder Mensch bringt seine eigenen Themen mit und somit bleiben die Trennungsphasen im Leben für jeden betroffenen Menschen Zeiten, die sehr individuell er- und durchlebt werden, sich unterschiedlich anfühlen und verarbeitet werden und die nicht zuletzt ihr eigenes Tempo und Zeit brauchen. Geben Sie sich und Ihrem Kind die Chance für ein glückliches, erfülltes Leben und Aufwachsen in seinem ?modifizierten? (Ursprungs- / Zukunfts-) Familiensystem. FREIRAUM Bettina Beck, Heilpraktikerin für Psychotherapie Praxis für Psychotherapie, Psychologische Beratung & Selbsterfahrung Volkartstr. 22 Rgb 80634 München Telefon: 089 / 18970658 beck@therapie-freiraum.de www.therapie-freiraum.de Literaturempfehlungenfür Eltern:Glückliche Scheidungskinder
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