Teufelskreis Rechenschwäche und Auswege
Teufelskreis Rechenschwäche und Auswege
20.07.2015
Ein Teufelskreis ist ein scheinbar auswegloser, sich selbst verstärkender Prozess mit negativen Folgen. Im Zusammenhang mit Rechenschwäche kann man diesen so beschreiben, dass sich Misserfolge aufgrund unangemessener Bewältigungsstrategien, Frustrationen und Vermeidungsverhalten immer weiter verfestigen.
Anhand eines fiktiven Selbstgespräches soll dieser verhängnisvolle Kreislauf dargestellt werden.
„Ich kann nicht gut rechnen. Die anderen sind immer schneller und besser als ich, und auch die Lehrerin sagt, ich muss mich mehr anstrengen und mehr üben.
Dabei übe ich schon ziemlich viel, sogar sehr viel, aber meistens endet das mit Tränen und Streit. Ich kann einfach nicht mehr, und Mama hat dann oft auch keine Geduld mehr. Sie hat mir schon so viele Tricks gezeigt und ich habe schon so gut gelernt, ohne Finger schnell zu zählen, aber ich brauche immer noch viel zu lange.
Auch in der Schule werden meine Leistungen kaum besser, die anderen sind immer schneller und kapieren auch den neuen Stoff viel eher.
Ich bin wahrscheinlich wirklich ein bisschen dumm, auf das Gymnasium schaffe ich es auch sicher nicht.
Am liebsten würde ich vor dem ganzen Mathematikunterricht und den ganzen Rechenaufgaben davonlaufen.
Aber wenn ich gar nicht mehr übe, werde ich ja noch viel schlechter.“
Wo kann man nun ansetzen, um Kinder aus dieser Negativschleife zu befreien? Sicher nicht, indem man noch mehr zum Üben zwingt, den Druck erhöht, noch mehr „Tricks“ zeigt, mit dem Kind schimpft oder beschliesst, dass man halt akzeptieren muss, dass das Kind dumm ist oder das alleinige Ziel im Mathematikunterricht nur noch darin besteht, die Fünf zu vermeiden.
Wenn das viele Üben nichts hilft, dann ist das fast immer ein Zeichen, dass nicht zu wenig geübt wird, sondern dass grundlegend falsch geübt wird. Oft fehlt das grundlegende Verständnis dafür, was eigentlich diese seltsamen Zahlensätze wie „achtplusfünfistdreizehn“, „elfminusdreiistacht“ oder „viermalsechsistvierundzwanzig“ überhaupt bedeuten. Ausserdem muss das Kind in seinem Selbstwertgefühl bestärkt werden: „Nein, du bist nicht dumm. Aber du versuchst die Aufgaben mit Methoden zu lösen, die unglaublich schwierig sind. Die anderen Kinder sind nicht besser, weil sie viel gescheiter sind, sondern weil sie gelernt haben, anders, nämlich mit geschickteren Methoden, zu rechnen . Das schaffen wir gemeinsam auch, aber dazu müssen wir zu dem Punkt zurück, wo du noch selbst schnell und gut rechnen kannst. Und wenn das bis zurück zu Aufgaben wie 1+2=3 ist.“
Weitere Informationen:
http://www.kopfzahlat.de
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dr., Thomas Royar, Dyskalkulietherapeut,
Praxis Kopfzahlat, 79108 Freiburg im Breisgau
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