Sucht bei Heilberuflern
Sucht bei Heilberuflern
02.11.2015
Liebe Leserinnen und Leser, etwas verwundert war ich, dass auf meine Nachfrage im letzten Newsletter keine Antwort kam. Ich suchte Stellen, an die sich süchtige Heilberufler wenden können. Mittlerweile kann ich es verstehen, da meine Recherchen bei den Heilberufskammern auch nur Spärliches zutage förderten. Hier geht man nur Hinweisen aus der Bevölkerung nach, die einen Verdacht äußern. Dann geht es um das Patientenwohl, also eher darum, den Süchtigen aus dem Verkehr zu ziehen. Der Auftrag bezieht sich nur auf die Aufsichtsfunktion. Meine Hoffnung, dass jede Kammer einen offiziellen Ansprechpartner hat, der direkt auf einen anonymen Hilferuf reagiert und dessen Link ich Ihnen hier kundtun kann, hat sich nicht bestätigt. Allerdings hieß es bei der Ärztekammer, man solle die allgemeine Nummer der jeweiligen Bezirksstelle eventuell anonym anrufen (lassen), dann wird man vermittelt an eine arztspezifische Beratungsstelle. Rein theoretisch kann man ja zu jeder Beratungsstelle gehen, outet sich dann aber und verliert womöglich Kunden/Patienten. Natürlich kann man nach außen auch behaupten, man wolle einen Patienten vermitteln etc. Oft genug passiert es, dass über drei Ecken hinweg das Eigentliche doch bekannt wird. Im Netz kann man es auch versuchen, sich einen speziellen Namen geben, aber ob das reicht, nur per Mail? Oder im Urlaub in eine Suchtklinik gehen und zusätzlich regelmäßig dort ein paar Tage verbringen?Keinen Ausgang zu suchen, weil man vielleicht erkannt wird, kann natürlich auch ein Vorwand sein, zu verharren. Genauso die finanzielle Frage: Wer bezahlt den Entzug? Sehr viele Heilberufler sind privat versichert, diese Kassen zahlen eher im Ausnahmefall als in der Regel, obwohl es sich um eine Krankheit handelt. Ein paar Fragen an Betroffene: Wenn Sie so weitermachen, wie wird es in fünf Jahren sein – für Sie und Ihre Familie? Was wünschen Sie sich für sich und was können Sie dafür tun? Erste Schritte? Gab es einen Grund für den Start und ist dieser noch vorhanden? Sucht heißt nicht immer BTM oder Alkohol, sie kann sich auch auf Essen, Arbeit oder Sport beziehen, der körperschädigend und extrem betrieben wird. Wo ist die Grenze? Die offizielle Definition (bez. psychotrope Substanzen) kennen Sie sicher; zur Erinnerung:
- ein starker Wunsch oder Zwang, den Stoff zu konsumieren
- verminderte Kontrolle im Umgang damit (das muss man sich auch erst einmal eingestehen)
- körperliches Entzugssymptom beim Absetzen
- Toleranzentwicklung
- anhaltende Vernachlässigung sozialer und beruflicher Aktivitäten
- fortgesetzter Gebrauch, obwohl klar ist, dass man sich schädigt
Hier noch ein paar allgemeine Anlaufstellen, Heilberufler sind in der Sucht auch nur Menschen wie alle anderen:
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., www.dhs.de
Fachverband Sucht e.V. www.sucht.de Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V., www.dg-sucht.de Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.bzga.de Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe, www.suchthilfe.de Nach einer telefonischen Kontaktaufnahme ist man hier zumindest schlauer als vorher oder bekommt eine klarere Idee, wie man vorgehen kann. Allerbeste Grüße von einer, die so gar nicht Fachfrau ist aber trotzdem mal das Thema aufgreifen wollte, Gute Wünsche, Herbstgenuss! Ute Jürgens ------------------------------------------------------------------------------------------ Ich freue mich, wenn Sie mich weiterempfehlen, erzählen Sie Anderen gerne von diesem Newsletter oder betätigen Sie Ihre ”Weiterleiten” – Taste. Zum Urheberrecht: Unter Namens- bzw. Internetseitennennung dürfen Sie gerne aus meinen Lettern zitieren. Wenn Sie diesen Brief abbestellen möchten, senden Sie ihn bitte mit "Abbestellung" im Betreff zurück, ich nehme Sie dann aus dem Verteiler. KomMed
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