Qigong
Qigong
Stand: 02.04.2015
Qigong ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist, die auch Teil der traditionellen Chinesischen Medizin ist. Auch Kampfkunst-Übungen werden darunter verstanden. Zur Praxis gehören Atemübungen, Körper- und Bewegungsübungen, Konzentrationsübungen und Meditationsübungen der inneren Stille. Die Übungen dienen zur Anreicherung und Harmonisierung des Qi.
Der Ursprung der Übungen liegt weit zurück, schon im Zhuangzi werden bestimmte Formen angedeutet und aus der Zeit der Han-Dynastie liegen Seidenbilder vor. Der Name "Qigong" wurde zum ersten Mal von dem Daoisten Xu Xun aus der Jin-Zeit verwendet und er bezeichnet seitdem bestimmte Übungen in der Kampfkunst. In der Geschichte Chinas hat diese Praxis als Gesundheitsvorsorge immer eine große Rolle gespielt, wurde aber auch für religiös-geistige Zwecke, insbesondere im Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus, eingesetzt und in den Klöstern überliefert. Die Bezeichnung Qigong für diese Übungen findet jedoch erst seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Verwendung und die unterschiedlichen Stilarten des Qigong sind zum Teil ganz neue Entwicklungen, die jedoch auf den jahrtausendealten Traditionen basieren. In den Fünfzigerjahren wurde der Name Qi Gong von dem Arzt Liu Guizhen für diese Gesundheitsübungen verwendet, der in seiner Arbeit Techniken alter Tradition zur Förderung und Stabilisierung des Energiehaushaltes des Körpers und zur Behandlung von Krankheiten verwendete.
Etymologie
"Qi" (Eher wie "Tchi" ausgesprochen, nicht "Ki") steht in der chinesischen Philosophie und Medizin sowohl für die bewegende als auch für die vitale Kraft des Körpers, aber auch der gesamten Welt. In der chinesischen Sprache hat es die Bedeutung von Atem, Energie und Fluidum. Man betrachte diesen Begriff besser phänomenologisch als nur rein substanziell. Er umfasst viele Ausprägungsformen und Wirkungsweisen. "Gong" als chinesischer Begriff bedeutet einerseits "Arbeit", aber auch "Fähigkeit" oder "Können". Somit kann man "Qigong" übersetzen als "stete Arbeit am Qi" oder auch als "Fähigkeit, Können, mit Qi umzugehen, es zu nutzen".
Die Praxis des Qigong soll die Lebensenergie stärken, das Leben verlängern und zu einer gesunden geistigen Verfassung verhelfen.
Geschichte
Die nachvollziehbare historische Entwicklung des Qigong ist verbunden mit inhaltlichen Veränderungen und ihren Zielsetzungen. Die wichtigsten Einflüsse kamen dabei aus dem Daoismus, dem Buddhismus, den Kampfkünsten und der klassischen chinesischen Medizin. Hierbei lassen sich keine strengen Trennlinien ziehen, die verschiedenen Strömungen flossen ineinander, verzweigten sich wieder und wurden miteinander verflochten.
Die Einflüsse der klassischen chinesischen Medizin
Das älteste überlieferte Werk der klassischen chinesischen Medizin, Huang Di Nei Jing So Wen (Fragen und Antworten des Gelben Kaiser zum Inneren) wird auf die Zeit um 200 vor Christus datiert. In ihm finden wir die ersten schriftlichen Hinweise auf Körperübungen zur Erhaltung der Gesundheit. 1973 wurden in dem Dorf Mawangdui, nahe bei Changsha, in einem Grab aus der frühen Han Zeit mehrere Seidentücher gefunden, teilweise beschrieben mit historischen Texten wie dem Daodejing, teilweise bemalt. Ihr Alter datiert man auf ca. 2500 Jahre. Ein Fragment zeigt 44 Menschen bei Übungen zum Führen des Atems und zum Dehnen des Körpers. Sie sind nach Tierstellungen benannt oder den Krankheiten, denen sie entgegen wirken sollen. Obwohl aus jener frühen Epoche der chinesischen Kultur mehrere Hinweise auf Qigong-Praktiken überliefert sind, ist es nicht möglich, eine nachvollziehbare Methode daraus abzuleiten.
Wenn auch die Konzepte der chinesischen Medizin eine völlig andere Vorstellung der Lebensfunktionen zeichnen als die Naturwissenschaften, so erstellten sie damit dennoch "Landkarten", die effektive Diagnose- und Therapiemethoden ermöglichen. Wie und warum sie wirken, ist bisher auch nur in der Sprache der chinesischen Medizin beschreibbar. Die chinesische Medizin geht selbstverständlich davon aus, dass der Fluss des Qi, seine Qualitäten und seine Veränderungen für das Wohlbefinden bzw. das Auftreten von Krankheiten verantwortlich sind. Mit diesem Verständnis wurden die Konzepte von Yin und Yang und den 5 Wandlungsphasen kontinuierlich weiter entwickelt und verfeinert. Qi soll im Körper nach verschiedenen Mustern zirkulieren. So steht das Qi der inneren Organe miteinander in Verbindung, es kreist in den Leitbahnen (Meridianen) und hat einen schützenden Aspekt in der Körperoberfläche und dicht um den Körper herum. Im medizinischen, also die Gesundheit fördernden und stabilisierenden Yangsheng - Qigong soll das harmonische Zusammenspiel der Substanzen Qi, Jing = Essenz, Xue = Blut und Jinye = Körpersäfte durch die Übungen gewährleistet werden. Dabei spielt das Mehren und Lenken des Qi die wichtigste Rolle. Gemäß dem Leitspruch, dass es besser ist, Gesundheit zu erhalten, statt Krankheit zu heilen, gibt es im medizinischen Qigong eine Fülle von Übungsreihen, die dem System Stabilität verleihen sollen, um einem Ungleichgewicht vorzubeugen. Ein Beispiel bildet die Reihe des Dao Shi Qigong, Übungen im Einklang mit den Jahreszeiten. Hier wird deutlich, wie sehr das Innere und das Äußere als sich bedingende Einheiten verstanden werden. Oft wird den einzelnen Übungen zusätzlich eine besondere Wirkung auf ein bestimmtes Organ bzw. dem damit verbundenen Funktionskreis zugesprochen, oder ein Effekt bei definierten Krankheitsbildern. Man kannte aber auch schon im Altertum Übungen oder Bewegungsfolgen, die gegen erklärte Symptome eingesetzt wurden. Solche Praktiken konnten mit sich verbesserndem Wissen verfeinert werden. In den Epochen der Sui- und Tang-Zeit (589 907 u.Z.) verbanden sich erstmals medizinische Vorstellungen und Qi-Konzepte der daoistischen Yangsheng-Literatur zu einer eigenen medizinische Fachrichtung.
Die Einflüsse des Daoismus
Als den Anfang dessen, was wir als Daoismus bezeichnen, können wir eine kleine Schrift ansehen, die nach neuesten Erkenntnissen wohl um ca. 400 v. Chr. entstanden ist. Als Autor wird ein Weiser namens Laozi angegeben, wobei seine tatsächliche Existenz nicht nachgewiesen ist. Bei dem Buch Dao