Resilienz und Streßbewältigung für Hochsensible
Resilienz und Streßbewältigung für Hochsensible
13.04.2019
Hochsensibilität,
auch Hochsensitivität oder Hypersensibilität genannt, ist eine Wahrnehmungsbegabung. Hochsensibilität ist keine Krankheit, keine psychische Störung und auch nicht zu verwechseln mit Hochbegabung. (Hochbegabte Menschen können aber durchaus hochsensibel sein und umgekehrt).
Der Begriff Hochsensibilität, übersetzt aus dem englischen „highly sensitive“, wurde in den 90-Jahren des letzten Jahrhunderts von Frau Prof. Elaine N. Aron etabliert.
Frau Aron, Psychotherapeutin in Kalifornien, Professorin, Autorin und Forscherin auf dem Gebiet der Hochsensibilität, beschäftigt sich durch ihre eigene Wahrnehmungsbegabung seit Jahrzehnten mit dem Phänomen.
Anhand ihrer gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Aron weltweit durchgeführten Studien und Forschungsarbeiten, sowie dem Fragebogen zur Erfassung von Hochsensibilität ist sie mittlerweile als Koryphäe auf dem Gebiet anerkannt. (https://de.wikipedia.org/wiki/ElaineAron).
Highly sensitive persons hat es wahrscheinlich immer schon gegeben, auch C.G. Jung, Alice Miller und Iwan Parlow haben sich in ihren Werken schon damit befasst.
Was zeichnet nun eine hochsensible Person aus?
Folgende Merkmale wurden bei hochsensiblen Menschen fast durchgehend festgestellt:
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Eine ausgeprägte Intuition und hohe Sensibilität der Sinne
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Reizoffenheit durch weniger Filter
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Eine erweiterte Wahrnehmung sowie umfassenderes und tieferes Verarbeiten von Informationen und Reizen.
Bei hochsensiblen Menschen scheint der Thalamus, der als Filter im Gehirn fungiert, mehr Informationen als wichtig einzustufen und an die Gehirnrinde weiterzuleiten. Auch im Inselkortex wurde anhand MRT eine erhöhte Aktivität bei bestimmten ankommenden Reizen festgestellt. Gleichwohl hat Aron in ihren Studien festgestellt, dass Hochsensibilität wahrscheinlich vererbbar ist.
Dies in Kürze und zusammengefasst, für weitere Informationen, Forschungsergebnisse und Inspirationen besuchen Sie bitte meine Webseite (www.koflercoaching.com).
Wie kann nun eine hochsensible Person besser mit Überforderung und daraus resultierendem Stress umgehen lernen?
Wichtig zu wissen: Das Nervensystem von HSP (Hochsensiblen Personen) reagiert sensibler auf Reize (im Innen wie im Außen) und Störungen. Somit dauert es bei ihnen oftmals länger, ausgeschüttete Stresshormone (Adrenalin, Cortisol etc.) wieder abzubauen. Das heißt also konkret, dass der an sich „gesunde“ Kurzzeitstress bei Hochsensitiven vermehrt in Dauerstress übergeht. Und dieser Dauerstress ist natürlich nicht gesund.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel:
Ein hochsensitiver Mensch, der in einem Großraumbüro arbeitet:
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Der Geräuschpegel ist dauerhaft hoch, es gibt Störungen wie Telefongespräche, Privatgespräche, ev. Außengeräusche oder beispielsweise eine Klimaanlage oder Ventilator
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Der Arbeitsplatz ist beengt, es kann heiß sein oder Zugluft herrschen
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Aufgaben können nicht in Ruhe abgearbeitet werden, weil ev. ein Vorgesetzter Druck aufbaut und alles am besten gleich fertig sein sollte – zudem sind hochsensible Menschen oftmals perfektionistisch und sehr gewissenhaft veranlagt und sagen dem Frieden und der Harmonie zuliebe Ja, obwohl sie Nein meinen.
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In den Pausen gibt es vielleicht keine Möglichkeiten, allein und für sich zu sein und all die Aufgaben, Reize und Denkprozesse zu verarbeiten...
Diese Liste ist beliebig fortsetzbar. Was für einen „normal“ sensiblen Menschen schon belastend ist, kann für einen Hochsensiblen über einen längeren Zeitraum nicht machbar sein, ohne physisch und psychisch krank zu werden.
Nun ist es aber so, dass auch Hochsensible in unser heutiges Höher-Schneller-Weiter eingebunden sind, auch sie denken, sich anpassen zu müssen, um mithalten zu können.
Und genau hier sollte beim Hochsensiblen ein Umdenken stattfinden. Welchen Preis bin ich gewillt für ANPASSUNG zu bezahlen? Was kann ich als HSP tun, um besser für mich zu sorgen und meine Bedürfnisse zufriedenzustellen?
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Der erste Schritt hierbei ist, sich klarzumachen, was die eigenen hochsensiblen Bedürfnisse sind. Das hört sich einfach an, ist aber laut meiner Erfahrung wirklich schwierig. Hier wirken oftmals „alte“ Glaubenssätze und Muster, die uns alle schon früh geprägt haben und dann nicht mehr hinterfragt wurden.
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Als nächsten Schritt ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse in den Tagesablauf zu integrieren. Das braucht etwas Übung, wenn man jahrelang gelernt hat, nicht das eigene, sondern das Wohlbefinden der anderen an die erste Stelle zu setzen.
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Die eigenen hochsensiblen Grenzen kennen und sie wahren. Sich fragen: Wo sage ich Ja, wenn ich Nein meine? Für wen tue ich das – für mich oder für jemand anderen?
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Schaffen von klaren Strukturen, insbesondere zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Mittlerweile sind flexible Arbeitsmodelle gang und gebe. Das hat natürlich Vorteile, heißt aber auch, dass Grenzen durchlässiger werden und keine klare Zeiteinteilung mehr möglich ist.
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Prioritäten setzen: Als Hochsensibler ist es besonders wichtig, sich klar zu machen, dass nicht endlos Energie vorhanden ist. Ruhe- und geplante Auszeiten sind ebenso wichtig wie strukturierte Freizeitplanung. Auch hier wieder: Nein sagen lernen.
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Genügend Zeit im Freien einplanen. Die Natur kann HSP erden und wieder zu sich selbst finden lassen, ebenso ist nachgewiesen, dass Wasser in jeglicher Form wohltuend sein kann: Schwimmen, duschen, am Wasser spazieren, viel Wasser trinken...
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Sich Zeit für kreative Auszeiten nehmen. Hierbei können Fragen helfen: Wobei kann ich ganz abschalten? Was hat mir als Kind viel Spaß und Freude gebracht? Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
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Entspannungstechniken erlernen: Yoga, Qi-Gong, Meditation, Muskelrelaxation nach Jacobson. Auch hier sind wieder ganz individuelle und persönliche Vorlieben maßgebend. Mein Tipp: Einfach ausprobieren!
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Sich ein Abendritual schaffen: spazieren vor dem Schlafengehen, lesen, baden oder duschen, Yoga, eine Tasse Tee trinken, usw.
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Und last but not least: Geduld haben. Wer sich sehr lange angepasst und nicht auf seine Bedürfnisse geachtet hat, kann das schwer über Nacht lernen. Haben Sie Geduld mit sich selbst und nehmen Sie sich am Anfang lediglich kleine Schritte vor. Damit die Motivation nicht Angst bekommt und sich gleich wieder versteckt.
Intuition, Kreativität, Zuverlässigkeit, Neugier, Authentizität, Offenheit, Respekt, Taktgefühl, Hingabe, Selbstreflexion, Geduld und noch viele, viele andere Stärken mehr können besonders feinfühlige Personen so für sich selbst nutzen, um sich nicht zu überfordern und gesund zu bleiben.
Und zum Abschluss hier noch ein Gedicht von Laotse, Tao Te King, das beweist, dass es schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Hochsensible Menschen gegeben hat:
Die von alters her vertraut sind mit der Liebe
sind zart besaitet, gefühlvoll, tief, unergründlich.
Durch ihre Unergründlichkeit sind sie nur wie folgt
zu beschreiben:
Vorsichtig, als müssten sie im Winter einen Bach überqueren
Zaghaft, als fürchteten sie den Klatsch aller Nachbarn
Höflich, als wären sie nur zu Besuch
Nachgiebig wie schmelzendes Eis
Ursprünglich wie rohes Holz
Tief und weit wie ein Tal
Undurchschaubar wie ein trübes Gewässer.
Die Trübung wird durch Versenkung geklärt, was ruht wird aufgewirbelt durch Erregung.
Text: Ilona Kofler, Expertin für Hochsensibilität, Personal- und Businesscoach.
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Bild: Sebastian Pichler on Unsplash
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