Was ist Paradoxe Kommunikation und warum kann sie vorteilhaft sein, wenn man es mit Narzissmus zu tun hat?
Was ist Paradoxe Kommunikation und warum kann sie vorteilhaft sein, wenn man es mit Narzissmus zu tun hat?
16.01.2025
„Paradox“ bezeichnet eine Aussage oder Situation, die scheinbar widersprüchlich oder unlogisch ist, aber bei näherer Betrachtung eine tiefere Wahrheit oder Bedeutung enthalten kann. Ein Paradox stellt oft Erwartungen infrage, indem es zwei Elemente vereint, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen.
Beispiel: „Weniger ist mehr“ – Dies scheint widersprüchlich, da weniger doch normalerweise weniger ist. Doch die Bedeutung dahinter ist, dass einfache Lösungen oder weniger Aufwand oft zu besseren Ergebnissen führen können.
In der Kommunikation oder in der Psychologie wird das Paradoxe oft genutzt, um festgefahrene Denk- oder Handlungsmuster aufzubrechen und neue Perspektiven zu ermöglichen.
Kommunikation mit Narzissten
Die Kommunikation mit Narzissten ist häufig eine besondere Herausforderung. Oftmals dreht sich der Dialog um Macht – der Narzisst möchte immer die „Oberhand“ behalten – ebenfalls sind Kontrolle und Bestätigung an der Tagesordnung. Ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, einen Mangel an Empathie und oft eine grandiose Selbstwahrnehmung sind weitere Merkmale. Ihre Kommunikation ist häufig darauf ausgerichtet, ihre Überlegenheit zu betonen und andere zu manipulieren oder zu kontrollieren. In Gesprächen mit Narzissten kann es daher schwierig sein, echte Meinungsverschiedenheiten oder konstruktive Diskussionen zu führen oder sich auf Kompromisse einzulassen, da sie dazu tendieren, jedwede Kritik abzulehnen. Die Perspektive anderer zu verstehen, ist aufgrund der Persönlichkeitsstörung schlichtweg nicht möglich.
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Klingt wie ein Tanz mit rohen Eiern unter den Füßen? Das ist es auch!
Auch wenn man den Narzissten mit Samthandschuhen angefasst hat, kann es dennoch zum Streit kommen. Und dann gibt es häufig kein Halten mehr. Es ist gut möglich, dass er laut und aggressiv wird, weil er nie gelernt hat, seine Emotionen zu regulieren. Dazu kommt, dass er darauf aus ist, sein Gegenüber zu verletzen. Jemand hat es gewagt seine Ansichten, seine Art anzugreifen oder anzuzweifeln, statt ihn bedingungslos zu lieben und zu verehren - das verursacht eine tobende Wut.
Bei einer vom Gegenüber nicht vorbereiteten Trennung der toxischen Beziehung, kann die narzisstische Wut explosiv werden, da der Narzisst die Kontrolle verliert und sich in seiner Überlegenheit bedroht fühlt. Oft folgt auf diese Wut eine Phase der Rache, in der der Narzisst versucht, den anderen zu bestrafen, sei es durch Beleidigungen, Verleumdungen im Umfeld, Manipulation oder emotionalen Missbrauch, um sich selbst wieder zu erheben und das Machtungleichgewicht zu seinen Gunsten zu verschieben.
Wenn es nicht gleich um eine Trennung geht, kann es jedoch auch sein, dass er, statt zu schreien den Streit danach mit Schweigen bestraft, möglicherweise sogar tagelang bis das Gegenüber „einknickt“ und sich bei ihm entschuldigt. Wenn er doch spricht, sind beleidigende Bemerkungen häufig, um das Gegenüber abzuwerten und sich selbst aufzuwerten. Im Streit geht es dem Narzissten in erster Linie nicht darum, eine Lösung zu finden, sondern seinen Standpunkt zu verteidigen und sein Gegenüber zu negieren
ÂWarum verhält sich ein Narzisst so?
Es mag zunächst widersprüchlich erscheinen, aber obwohl ein Narzisst nach außen hin den Eindruck erweckt, ein Selbstbewusstsein von unerschütterlicher Größe zu besitzen, sieht die Realität ganz anders aus: Sein Selbstwertgefühl ist so fragil und anfällig, dass er es mit allen Mitteln zu schützen versucht. Sobald er auch nur den leisesten Anflug von Kritik oder Infragestellung spürt – sei es durch einen Hinweis auf seine Fehler oder eine hinterfragte Meinung – ist der Moment für eine rationale Diskussion schon vorbei. In einem solchen Moment auf eine sinnvolle Auseinandersetzung zu hoffen, ist fast so aussichtslos, wie im Lotto zu gewinnen.
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Was ist paradoxe Kommunikation?
Paradoxe Kommunikation ist eine Technik, bei der eine Aussage getätigt wird, die scheinbar widersprüchlich oder unlogisch erscheint, aber letztlich den gewünschten Effekt hat, indem sie den Gesprächspartner in eine unangenehme Position bringt, die seine ursprüngliche Haltung hinterfragt. Sie wird oft in therapeutischen Kontexten verwendet, um festgefahrene Kommunikationsmuster zu durchbrechen. Bei der Kommunikation mit einem Narzissten kann sie helfen, die Machtbalance zu verändern, ohne direkten Widerstand zu leisten.
Besonders in schwierigen Gesprächen kann es hilfreich sein, sich auf paradoxe Kommunikationstechniken zu stützen. So können Konflikte entschärft, das Gespräch gelenkt und der Narzisst in seiner eigenen Logik gespiegelt werden, ohne ihn direkt zu konfrontieren.
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Und wie funktioniert das genau?
Man tätigt eine Aussage, die scheinbar widersprüchlich oder unlogisch erscheint, aber letztlich den gewünschten Effekt hat, indem sie den Gesprächspartner in eine Position bringt, die seine ursprüngliche Haltung hinterfragt.
Spiegeln und Übertreiben: Eine klassische Methode der paradoxen Kommunikation ist das Spiegeln der Aussagen des Narzissten und deren Übertreibung. Zum Beispiel könnte ein Narzisst sagen: „Ich bin der Beste in meinem Job.“ Anstatt diesen Anspruch direkt zu widerlegen, könnte man antworten: „Ja, du bist definitiv der Beste, niemand kann dir das Wasser reichen.“ Indem man die Aussage übertrieben bestätigt, wird der Narzisst gezwungen, seine eigene Aussage zu hinterfragen, ohne dass man direkt in Konflikt tritt.
Der "Teufelskreis": Eine weitere paradoxe Technik ist es, den Narzissten in eine Situation zu bringen, in der er sich selbst in Widersprüche verstrickt. Wenn ein Narzisst z. B. ständig behauptet, perfekt zu sein, kann man eine vermeintlich zustimmende Bemerkung machen: „Es ist großartig, wie du nie Fehler machst. Du hast nie etwas zu lernen, oder?“ Indem man seine Perfektion überhöht und gleichzeitig eine implizite Kritik einbaut, kann der Narzisst beginnen, die Widersprüche in seiner eigenen Denkweise zu erkennen, ohne dass man direkt konfrontiert.
Reverse-Psychologie: Bei Reverse-Psychologie geht es darum, dem Narzissten eine Wahl oder eine Entscheidung zu präsentieren, die für ihn vorteilhaft erscheint, aber in Wirklichkeit das Gegenteil von dem ist, was man eigentlich möchte. Der Narzisst wird oft genau das tun, was man ihm indirekt „vorschlägt“, weil er so das Gefühl hat, die Kontrolle zu behalten. Es geht also darum, ihm das Gefühl zu geben, selbst zu entscheiden.
Ein Beispiel: Angenommen, man möchte, dass ein Narzisst Verantwortung für eine Aufgabe übernimmt, aber statt ihn direkt darum zu bitten, könnte man sagen: „Es ist wahrscheinlich besser, wenn du dich nicht darum kümmerst, du hast ja genug andere Dinge zu tun.“ Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er sich trotzdem um die Aufgabe kümmern wird, nur um zu beweisen, dass er in der Lage ist, die Aufgabe zu bewältigen.
Die Reverse-Psychologie ist auch eine mögliche Strategie, um eine Trennung von einem narzisstischen Partner/in vorzubereiten.
Statt die Trennung direkt anzukündigen und sich auf eine hitzige Auseinandersetzung einzulassen, die zu Aggressionen und Schuldzuweisungen führt, kann es hilfreich sein, paradoxe Antworten zu geben, die den Narzissten indirekt dazu bringt, die Trennung zu akzeptieren, ohne direkt Widerstand zu leisten.
Beispiel: Man sagt „Ich bin wirklich beeindruckt von deiner Fähigkeit, Beziehungen zu führen. Du hast immer so viele Menschen um dich, die dich bewundern, dass ich sicher bin, du wirst keine Probleme haben, jemand anderen zu finden, der dich genauso bewundert wie ich. Es ist nur, dass ich jetzt nicht mehr der/die Richtige für dich bin. Du verdienst jemanden, der besser zu dir passt, jemand, der deine Größe wirklich schätzt.“
ÂWarum es funktioniert:
Übertreibung der Bewunderung: Die Übertreibung seiner „Größe“ und „Erhabenheit“ stellt ihn so in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ein Narzisst reagiert positiv auf Bestätigung und fühlt sich dadurch nicht direkt abgelehnt, sondern als überlegen.
Indirekte Trennung: Anstatt die Trennung direkt zu verlangen, gibt man ihm das Gefühl, dass er die Entscheidung selbst trifft, indem man seine „Perfektion“ betont. Dies verringert das Risiko, dass er sich angegriffen fühlt, und hilft ihm, sich selbst als denjenigen zu sehen, der „die Kontrolle über die Situation behält“.
Vermeidung von Schuld: Man versucht nicht, den Narzissten direkt zu kritisieren, sondern betont, dass man sich als „nicht richtig“ für ihn empfindet, was ihm das Gefühl gibt, dass die Trennung nicht aus einer Ablehnung seiner Person entstanden ist, sondern aus einem anderen, neutraleren Grund. So kann der Trennungsprozess ein wenig einfacher werden.
Die Risiken paradoxen Verhaltens
Obwohl paradoxe Kommunikation bei Narzissten effektiv sein kann, birgt sie auch Risiken. Narzissten sind oft sehr empfindlich gegenüber wahrgenommenen Bedrohungen ihrer Selbstwahrnehmung. Paradoxe Kommunikation kann, wenn sie nicht mit Bedacht eingesetzt wird, dazu führen, dass der Narzisst noch defensiver oder auch aggressiver wird. Es ist wichtig, den Einsatz dieser Techniken mit Bedacht und in den richtigen Momenten anzuwenden, um Eskalationen zu vermeiden.
Fazit: Diese Technik minimiert das Risiko von Konflikten und Angriffen und ermöglicht es, nicht direkt zu konfrontieren. Es erfordert jedoch Fingerspitzengefühl und ein gutes Timing, um die Kommunikation effektiv zu gestalten.
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Wenn Sie Unterstützung im Umgang mit narzisstischem Verhalten benötigen, bin ich gerne in meiner Praxis für Psychotherapie in Bad Vilbel für Sie da!
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Christina Christe, Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Praxis für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz, 61118 Bad Vilbel
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