Wenn innere Kinder Entscheidungen treffen

Wenn innere Kinder Entscheidungen treffen

Jeder weiß, kleine Kinder kann man leicht unter Druck setzten. Ihnen was einreden oder suggerieren. „Oh schau mal, das ist aber toll!“, „Das brauchst du unbedingt!“ oder „Ach nimm lieber das, das ist viel besser.“ „Nimm ja nicht dies, sonst geht es dir schlecht!

Man kann direkt die Gefühlsebene ansteuern und die Kinder beeinflussen.

„Das ist gut.“ „Das ist böse.“ „Mach ja keinen Fehler, sonst bist du nicht gut genug, ein böses Kind.“ Es wird neben Angst auch mit dem Gewissen gearbeitet. Schuldgefühle werden benutzt, um das Kind gefügig zu machen.

Kinder können anfangs auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen und müssen glauben, was man ihnen sagt. Sie wollen ja lernen, sind wissbegierig und glauben daher das was man ihnen vorgibt. Weitreichende Folgen können sie aufgrund der geringen Erfahrungen nicht einschätzen.

Diese einfachen Mechanismen und Strategien bedienen sich viele Menschen, um ihre Produkte, Leistungen und Meinungen an den Mann zu bringen. Selbst Versicherungen, Ärzte, Arbeitgeber, Politiker und dergleichen arbeiten mit Angst und Schuldgefühlen.

Ein Erwachsener, der seine inneren Kinder bewusst wahrnimmt, kann stets auf der Erwachsenen-Ebene handeln und entscheiden.

Dieser kann bewusst für sich und auch andere Entscheidungen treffen. Er kann objektiv und frei auf Erfahrungen zurückgreifen, urteilen, abwägen und zu guter Letzt zu einer Aussage stehen. Bei Notwendigkeit sich für diese einsetzten.

Sind innere Kinder aktiv, besteht ein innerer Druck, es herrscht ein Unwohlsein. Das Gefühl nicht ernstgenommen zu werden entsteht. Man sagt vielleicht nein, aber das Gegenüber redet solang auf einen ein, bis man ja glaubt. Im Nachhinein ist man verunsichert oder was gesünder ist, man ärgert sich über seine nicht frei getroffene Entscheidung (meist das ursprünglich gedachte). Im schlimmsten Fall jedoch, ist man dem anderen auch noch böse. Ja enttäuscht. Dieser hat einem schließlich das Wort im Munde umgedreht. „Wie kann der nur?“ In solch einem Fall ist man sich seiner eigenen Unsicherheit (innerer Kinder) nicht bewusst. Denn tatsächlich ist man selber schuld, wenn man sich überrumpeln oder was aufschwatzen lässt. Der anderen will ja nur seine Sache an den Mann bringen, verdienen oder einfach Recht behalten. Dieser hat geschickt unsere inneren Kinder an den Verhandlungstisch gerufen.

Dieses Gefühlschaos von „eigentlich wollte ich aber…“ ist ein Hinweis auf innere Kinder. Wieso diese genau in diesem Moment aktiv werden, hat individuelle Gründe. Wichtig ist nur, diese zu erkennen und keine (weiteren) Entscheidungen/Käufe/Ab- & Zusagen in solch einem Zustand zu treffen. Hier ist das Bauchgefühl in Form von Bauchschmerzen oder Überrumpelungsgefühl bei einer Entscheidungsfrage oder Verhandlung, ein sicherer Hinweis auf ein STOP. Wer hat hier das Ruder in der Hand? Der Erwachsene oder eines meiner inneren Kinder.

Folgen der von inneren Kindern getroffenen Entscheidungen sind meistens von großem Nachteil.

Auswirkungen können weder kalkuliert noch berücksichtigt werden. Es sind reine Handlungen und Reaktionen auf der Gefühlsebene. Das Sachliche, urteilende hat hier keinerlei Mitwirkung. Das große Aha kommt erst danach und man muss sehen, wie man die Wogen wieder glätten kann.

Beispiel 1, das Spiel mit der Angst:

Als Tierbesitzer möchte man, dass es seinem Tier stets gut geht. Man hängt an seinem Gefährten und würde alles tun, um seinen treuen Freund nicht zu verlieren.

Bei mir waren in dieser Situation eine Horde an inneren Kindern aktiviert worden. Die Alessandra die bei dem Tierarzt im Behandlungszimmer stand, war keine erwachsene Frau. Es war ein kleines Mädchen, dass Angst hatte ihr liebstes zu verlieren.

Ohne anderen Tierärzten etwas unterstellen zu wollen, hatte meiner freie Handhabe in dieser Situation.

Ich hätte mir gewünscht, mein Tierarzt würde mich und mein altes Tier begleiten, wenn es bedingt durch die Sache zu Ende geht. Was folgte war ein kostspieliges zu Tode behandeln.

Als die erwachsene Alessandra wieder ans Steuer durfte/konnte, war ihr bewusst, dass der Tod zum Leben dazugehört. Man die letzten verbliebenen Tage lieber hätte genießen sollen, statt das was sie zugelassen hat. Ist ein Tier alt, kann man das Ende nicht aufhalten, aber schöner gestalten. Statt in Angst, sollte man besser in Liebe die verbleibende Zeit gemeinsam bewusst genießen. Anstatt Trauer zu empfinden darüber was nicht mehr sein wird, dankbar sein für das was war.

Der Tod lässt sich mit keinem Geld der Welt aufhalten.

Ich mache meinen inneren Kindern keinen Vorwurf und mir auch nicht. Ich weiß heute, dass dies eine große Chance war, meine inneren Kinder zu heilen und es zukünftig bewusst anders zu machen.

Dieser Tierarzt war meine Gelegenheit erwachsen zu werden, durch die Heilung meiner inneren Kinder. Wie ich diese heilte? Durch Supervision. Diese Situation (Tierarzt  – hohe Kosten ohne Limit und Aussicht auf Erfolg – letztlich verendendes Tiere) stellte ich gemeinsam mit einer Kollegin auf. Was sich dahinter verbarg, war ein altes noch immer wirkungsvolles, unerlöstes Trauma von Verlusterleben aus der Kinderzeit.

Beispiel 2, Kinder am Arbeitsplatz:

Wie erwachsen sind wir am Arbeitsplatz? Viele erzählen, dass sie am Arbeitsplatz bei Konflikten weinen müssen, sie weiche Knie bekommen zittern oder sprachlos werden. Gerade in der Zeit von Mobbing, Burnout und zunehmender psychischer Erkrankungen, möchte ich darauf hinweisen, dass bei solch genannten Symptomen, innere Kinder aktiv seien können.

Diese zeigen sich in Form von kindlichem und zu emotionalem Verhalten am Arbeitsplatz.

Noch schlimmer ist es, wenn der Chef ein aktives Kind am Drücker hat. Konflikte, Machtkämpfe fern jeglichen Sinn und Verstandes sind da vorprogrammiert. Ein produktives Miteinander nur sehr schwer möglich.

Unternehmen mit einer reflektierten, bewusst erwachsenen Führung, sind produktiver, haben ein besseres Arbeitsklima und eine gesunde Belegschaft.

Erwachsene Qualitäten am Arbeitsplatz sind:

Teamgeist – Diplomatie – Empathie – Kompromissbereitschaft – Verständnis – Kommunikationsstärke – fachliche und persönliche Kompetenz – Leistungsbereitschaft – Organisation – Struktur – Weitblick

Beispiel 3, wenn Kinder in Beziehung gehen:

Sind innere Kinder aktiv, bestimmen diese mit bei der Partnerwahl. Leider sind hier die Kriterien der Wahl kindlichen Bedürfnissen angepasst. Solche wie Schutz, Versorgung, eben von väterlicher oder mütterlicher Qualität. Sind die innere Kinder dann zufrieden, findet sich der Erwachsene in einer Beziehung wieder, in der es an Intimität und Gleichberechtigung fehlt. Abhängigkeit besteht. Die Attraktivität des Partners geht gegen null. Schließlich erinnert dieser an die eigene Mutter bzw. eigenen Vater.

Haben innere Kinder den Partner gewählt, sind Enttäuschungen die Regel. Denn aktive innere Kinder wählen meistens die inneren aktiven Kinder im Partner. Wenn beide Partner aktive innere Kinder haben, dann wird es turbulent.

Wichtig ist zu erkennen, dass innere Kinder aktiv sein können und entsprechend reagieren. Diese erwarten und sind enttäuscht. Das ist der Unterschied von bewusstem Handeln und kindlichem Reagieren. Auch Projektionen der erlebten Elternfigur auf den Partner können die Ursache von Konflikten in Beziehungen sein. Alle Männer sind wie der eigene Vater und oder alle Frauen wie die eigene Mutter.

Hier werden Rosenkriege geführt und Familien zerstört, weil man nicht erkennt, dass das innere Kind Not hat. Nicht der Erwachsene.

Wer sein Glück ständig vom Partner abhängig macht, ist nicht erwachsen.

Erwachsene hingegen sind mit sich selbst im reinen. Können glücklich sein, auch ohne das Zutun des Partners. Sie schätzen den Menschen, den sie gewählt haben und können sich und dem anderen vergeben.

Beispiel 4 Konsumverhalten unserer Kleinen:

Es gibt einen Studiengang der nennt sich, Marketingpsychologie. Hier werden Strategien und Dynamiken gelehrt, wie man sein Produkt am erfolgreichsten vermarktet. In einer Gesellschaft von Werten wie Erfolg, Schönheit, Statussymbolen und herrlicher Oberflächlichkeit kann man schon mal die Orientierung verlieren. Vor allem als kleines Kind. Geschickt werden hier völlig falsche Werte vermittelt, die Gefühlsebenen angesprochen und reichlich mit Schlagworten beeinflusst. Das ist auch alles kein Problem, solange man nicht vor lauter Konsum (unabhängig von der Umweltbelastung) nicht in finanzielle Nöte oder in Abhängigkeit/Sucht gerät. Man vor lauter Materialismus sich selbst und die Mitmenschen versäumt. Kaum Zeit zum Atmen bleibt, weil man glaubt auf 5 Hochzeiten/Adventure Events/Hipp-Shows gleichzeitig Tanzen zu müssen. Wer sich hier vor lauter „Haben muss, mitmachen will, dazugehören möchte“ verloren hat, sollte sich seiner inneren Kinder bewusst werden. Welche von Medien aller Art überflutet sowie überfordert werden. Die glauben durch das viele im Außen den inneren Schmerz nicht mehr spüren zu müssen und somit dadurch auf ihre Heilung/Erlösung hoffen.

Es ist an der Zeit, erwachsen zu werden. Den wahren Grund der immerwährenden Suche und des Schmerzes, Mangelempfinden zu finden.

Egal welche Krise es im Leben zu meistern gilt, dies können Gelegenheiten sein alten Schmerz zu heilen.

Anschließend ist es möglich frei zu entscheiden, was man tun möchte, wer man sein will oder was man wirklich alles zum Leben braucht. Denn dieser überhandgenommene Konsum oder zahlreiche Partnerwechsel sind nur Symptomverschiebungen.

Was wir wirklich brauchen, ist kein 345. Paar Schuhe oder 4. Partner. Der Schmerz oder Mangel aus der Kinderzeit möchte gelöst werden. Alles was wir glauben zu brauchen an Materialismus und Beziehungswechsel (-abenteuer) ist auf wenige Bedürfnisse zurückzuführen.

  • Selbstakzeptanz              Ich genüge so, wie ich bin. Ich bin richtig und vollkommen.
  • Sicherheitsgefühl            Ich bin in mir sicher und geborgen. Hier und Jetzt.
  • Verbundenheit                 Ich bin ein Teil eines großen Ganzen. Ohne mich wäre das Ganze nicht vollständig.
  • Sinn - Bedeutung            Ich verstehe immer besser, dass alles einen Sinn hat und von Bedeutung ist.

Ich wünsche uns allen,  die Bewusstheit unsere inneren Kinder zu entdecken.

Die Kraft für sich einzustehen und diese inneren Kinder zu heilen, jeden Tag ein bisschen mehr.

In diesem Sinne,

Herzlichst, Alessandra Königsberger

Weitere Informationen:
https://www.praxis-koenigsberger.de/2019/06/04/wenn-innere-kinder-entscheidungen-treffen/

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Alessandra Königsberger, Systemische Traumatherapeutin EMDR, Heilpraktiker Psychotherapie, Coaching & Traumatherapie EMDR, 82140 Olching
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