Familienaufstellungen
Familienaufstellungen
Stand: 02.04.2015
Familienaufstellung (auch: Familienstellen) ist die bekannteste Form der sog. Systemaufstellungen und ist ein von Bert Hellinger abgewandeltes (siehe Ursprünge und Vergleichbarkeiten), bekannt gemachtes und praktiziertes psychotherapeutisches Verfahren, das von zahlreichen Personen angeboten wird, z.B. von Psychologen , Psychotherapeuten und Heilpraktikern .
Über 2300 Familienaufsteller soll es inzwischen im deutschsprachigen Raum geben. Verwandte Formen der Systemaufstellungen sind z.B.: Organisationsaufstellungen oder Strukturaufstellungen .
Ablauf
Der Aufstellende wählt unter den Gruppenmitgliedern Stellvertreter für Vater , Mutter , Geschwister und eventuell weitere Familienmitglieder . Diese versucht er nun jeweils intuitiv „passend“ im Raum zu platzieren. Aufgrund der sich entwickelnden Dynamik sollen die so gestellten Stellvertreter sich nach einer Zeit der Sammlung in der Regel so fühlen, wie die von ihnen dargestellten Personen. Die aufgestellten Familienmitglieder - daher die Begriff „Familienaufstellung“ und „Familienstellung“ - können nun ihre Gefühle ausdrücken.
Die Gefühle und Verhaltensweisen der „echten“ Familienmitglieder sollen nach Ansicht der Aufsteller von den „gestellten Personen“ übernommen werden können.
„Krankmachende Verstrickungen“ mit den Vorfahren und Verwandten und „heilsame Lösungen für die Seelen“ der Nachkommen sollen ans Licht kommen, und mit Begleitung des Therapeuten erleichternde und lösende Haltungen und Positionen ermöglichen.
Manche Aufsteller gehen davon aus, dass der Proband die Lösung seiner Konflikte und Probleme bereits kennt und sie durch die Aufstellung aus dem Unterbewussten oder verdrängten Zustand an die Oberfläche des Bewussten bringen kann.
Neben dem Familienaufstellen in einer Gruppe von etwa 20 Menschen gibt es auch alternativ die Möglichkeit, nur mit einem Therapeuten und Symbolen für die einzelnen Familienmitglieder aufzustellen.
Es gibt eine weitere Form, in der der Aufsteller nur eine Person für sich aufstellt und dann die Gruppe interaktiv auf diese Situation reagiert und sich zu der aufgestellten Person hinzustellt.
Ursprünge und Vergleichbarkeiten
Die historischen "Vorläufer" ähnlicher Aufstellungsformen sind:
- Psychodrama , Jakob Moreno (1889-1974); österreichischer Arzt, wählte Stellvertreter für die betreffenden Personen eines zu betrachtenden Konflikts
- Familienskulptur , Virginia Satir (1916-1988) ( Palo-Alto-Schule ); betonte die Bedeutung der räumlichen Anordnung bei der Prozessarbeit bzw. für die Bedeutung der Position von Familienmitgliedern und führte das Auswählen von „Stellvertretern“ 1969 in die Fachwelt unter dem Begriff Familienskulptur ein. Satir wollte mit Hilfe dieser Technik den Klienten ermöglichen, Familienbeziehungen ohne Worte darstellen und erkennen zu können. Widersprüche oder Abweichungen zwischen dem, was körperlich gezeigt und dem, was gesagt wird, können reflektiert werden. Da die obligaten Pflichtgefühle vergessen werden, sollte so ein recht reales Abbild der Gefühlsbeziehungen innerhalb der Familie entstehen. Anhand der dargestellten Konstellation kann sich der Therapeut ein Bild von dem sozialen Gefüge machen, in dem der Klient lebt und von dem er beeinflusst wird. Gleichzeitig ist es dem Klienten möglich, innerhalb dieses dargestellten Beziehungsgeflechtes auf sein Verhalten gleich eine Reaktion zu bekommen, die auf der verbalen und gefühlsmäßigen Ebene abgefragt werden kann.
- NLP und Hypnotherapie nach Milton H. Erickson (1901-1980); prägend für den Sprachgebrauch in Aufstellungen
Während Hellinger selbst mitunter die Kritik entgegengebracht wird, in seinen Aufstellungen einen Sprachgebrauch zu pflegen, der von einem konservativen, patriarchalischen Weltbild geprägt sei, orientieren sich weiterentwickelte Aufstellungsformen (insbesondere systemische Strukturaufstellungen) und Aufsteller mit entsprechenden Zusatzqualifikationen auch an einem Sprachgebrauch, der dem NLP und der Hypnotherapie entnommen ist.
Lösungsfokussierte Therapie, (en.: Solution focused Therapy, SFT), Steve de Shazer , Insoo Kim Berg , Schule von Milwaukee; Lösungsfokussiertheit anstatt Problemorientiertheit. Elemente der Lösungsfokussiertheit werden sowohl in Familienaufstellungen der hellingerschen Prägung (Begriffe wie: „Lösungsbild“ und „Die gute Ordnung“ bringen dies zum Ausdruck) als auch in weiterentwickelten Formen wie den systemischen Strukturaufstellungen (z.B.: Zielannäherungsaufstellung) verwendet.
In der Aufstellungsarbeit kommen im Allgemeinen sowohl Elemente einer „Problembetrachtung“ und damit einhergehenden Katharsis als auch Elemente ziel- und lösungsorientierten Arbeitens vor.
Weitere Informationen finden Sie auch bei Wikipedia unter "Familienaufstellung".