Wie frei ist eigentlich unser freier Wille?
Wie frei ist eigentlich unser freier Wille?
25.09.2014
Warum wir in unseren Entscheidungen nicht wirklich frei sind!
Kennen Sie das Gefühl der Unentschlossenheit? Oder die Unsicherheit darüber, ob eine getroffene Entscheidung richtig ist? Ob Sie diese nicht lieber nochmal überdenken und gegebenfalls korrigieren sollten? Wieso kommt es zu solchen Situationen, immer und immer wieder? Warum gibt es nicht einfach eine "richtige" Entscheidung, mit der wir uns sicher fühlen und über die wir nicht länger nachzudenken brauchen? Ein Grund ist, dass Entscheidungen immer Ambivalenzen sind und mindestens EINE Lösung zurück bleiben muss. Das bedeutet, dass wir eine Entscheidung nicht nur FÜR etwas treffen, sonder immer auch GEGEN etwas.
Hinzu kommt, dass wir unsicher sind, ob wir die RICHTIGE Entscheidung treffen. Ob wir uns nicht hinterher ärgern, weil wir etwas nicht bedacht haben. Oder: Und das ist noch viel schlimmer: Ob jemand anders uns Vorwürfe macht, wir hätten nicht richtig entschieden. Wo kommt diese Unsicherheit her? Wir können doch immer nur in dem Augenlick, mit den uns aktuell zur Verfügung stehenden Informationen und mit unserem zu dieser Zeit vorhandenen Erfahrungsschatz heraus agieren. Wir sind doch keine Hellseher und wissen im Voraus, welche Konsequenzen diese Entscheidung in der Zukunft mit sich bringen wird.
Wo kommt sie also her, diese Unsicherheit?
Vielleicht sogar eine gewisse Angst, durch eine Fehlentscheidung schwer an den Folgen tragen zu müssen, Abgestraft zu werden? Die Hintergründe sind vielschichtig, facettenreich und spannend. Spannend deshalb, weil wir nämlich selbst aktiv Einfluss nehmen können, wenn wir um die Zusammen-hänge wissen und uns darin trainieren!
Zunächst einmal denken wir doch tatsächlich, wir hätten die "freie Wahl" bei Entscheidungen. Wenn wir nur genügend Fakten sammeln, ein...zwei Nächte darüber schlafen und alle relevanten Punkte berücksichtigen, dann ist es doch ganz einfach, eine Entscheidung zu treffen, oder? Auch bezüglich unseres Verhaltens sind wir selbst-verständlich der Meinung, dieses jederzeit frei und selbstbestimmt zu wählen. Dabei verhalten wir uns häufig auf eine Art und Weise, die wir eigentlich gar nicht wollen. Wir werden wütend beim Streit mit dem Partner, wir regredieren zum Kleinkind, wenn wir kritisiert werden, wir reagieren ungeduldig mit unseren Kindern, wir rasten aus, wenn wieder so ein "Sonntagsfahrer" vor uns fährt, und, und, und. Warum reagieren wir in manchen Situationen wie fremdgesteuert? Welche Mechanismen laufen dabei in unserem Unterbewusstsein ab? Wieso tauchen immer wieder diese Stimmen aus dem Untergrund auf, die sich einmischen und für Verunsicherung sorgen - diese Zweifel?
Entscheidende Punkte
können unsere Prägungen aus der Kindheit sein. Glaubenssätze, Über-zeugungen, Normen und Werte, die uns unsere Eltern vermittelt, und die wir selbst als "die eine Wahrheit" verinnerlicht haben. Sicher kennen auch Sie Sätze wie: "Das macht man nicht", "bei uns gibt`s das nicht", "in unserer Familie läuft das so!" Noch mehr Einfluss haben Sätze, die uns direkt betreffen und dies in einer Zeit (nämlich der Kindheit), in der wir darüber noch nicht reflektieren können und denen wir somit nichts entgegen zu setzen haben: "Sei nicht so laut", "streng dich mehr an", "musst du immer Ärger machen", "reiß dich mal zusammen", "ohne Fleiß - kein Preis", "dann beiß` halt die Zähne zusammen", "mach uns keine Schande", "benimm dich", "sei brav"... und...und...und. Wenn diese Sätze einem Kind mit großer Heftikeit oder gar Aggression entgegen geschleudert werden, verfällt dieses meist in einen Erstarrungsmodus. Es führt aus, was verlangt wird, und hat so die Hoffnung, vor weiteren "Angriffen" geschützt zu sein. Was es mit dem Selbstwert des Kindes macht, lässt sich leicht ausmalen und dies werde ich an anderer Stelle beleuchten.
Ganz bewusst distanziere ich mich an dieser Stelle von jeglicher Art des Vorwurfs an die Eltern. Diese haben - fast immer - ihr Bestes gegeben und wussten es zu der Zeit einfach nicht anders. Es geht mir nicht um Bewertung, sondern um Autonomie, Eigenverantwortung und Reflexion aus heutiger Sicht - als Erwachsene!
Wenn wir nun als Erwachsene eine ähnliche Situation erleben, z. B. unser Partner kritisiert uns oder unser Chef brüllt uns an, dann verfallen wir oft automatisch wieder in diesen Modus, haben keinen Kompetenzzugang mehr zu anderen Strategien und erstarren. Oder, alternativ, wir brüllen zurück, beleidigen den Partner in noch wesentlich heftigerer Weise oder ziehen uns gekränkt zurück. Auf alle Fälle sind wir nicht "Herr der Lage", reagieren unangemessen, überzogen, unreflektiert und somit letztlich destruktiv. Wir haben keine Wahlmöglichkeit, weil wir automatisch reagieren, und eben nicht aus freiem Willen. Weil wir in solchen Situationen aber immer schon in dieser Weise reagiert haben, denken wir, wir seien so. Dies sei unser Naturell, unser Charakter, unsere Art.
Was gilt es nun zu tun? Wie ist Veränderung möglich? Wie kommen Sie nun zu einer wirklich freie(re)n Entscheidungmöglichkeit? Wie verschaffen Sie sich einen guten Kompetenzzugang? Wie durchbrechen Sie diese automatisch ablaufenden Muster?
Beginnen Sie damit, diese alten Glaubenssätze aufzuspüren. Gehen Sie spielerisch heran, lernen Sie, sich selbst von außen zu beobachten - wie ein Sherlock Holmes - und notieren Sie sich sofort entsprechende Auslöser (Trigger), wenn Sie sie bemerken. Nach einiger Zeit werden Sie feststellen, dass Sie eine ganze Liste von auslösenden Sätzen und Situationen haben, die Sie dann "bearbeiten" können. Nehmen Sie sich dazu die entsprechenden Sätze mit den dahinter liegenden Überzeugungen vor und legen Sie für sich fest, welche davon Sie weiter behalten wollen, weil Sie Ihnen hilfreich sind, weil Sie sich mit ihnen identifizieren können und sie gut und richtig für Ihr heutiges Leben sind.
Anschließend wenden Sie sich den überholten, unzeitgemäßen und destruktiven Überzeugungen zu. Und nun kommt die hohe Kunst des Umwandelns: Ändern Sie diese Sätze in einer Art und Weise um, dass sie zu hilfreichen und konstruktiven "Helfern" in Ihrem Leben werden. Wie könnte dies konkret aussehen:
Destruktive Gedanken: Konstruktive Gedanken:
"Du darfst keine Fehler machen!" "Ich bin wertvoll, auch wenn ich Fehler mache! Nobody`s perfect! Auch Andere machen Fehler!
"Sei fleißig!" "Ich arbeite und leiste, so viel und so gut ich kann und das ist ausreichend!"
"Sei für Andere da!" "Ich bin für Andere da, so weit es mir selbst damit gut geht!"
"Sei nicht so egoistisch!" "Es ist wichtig, dass ich gut für mich sorge, denn wenn es mir gut geht, geht es auch den Anderen in meiner Familie oder Firma gut!"
"Sei nicht so laut!" "Ich lache und freue mich des Lebens!"
"Sei ordentlicher!" "Ich bestimme, was für mich ordentlich ist und was nicht!"
"Tu, was ich dir sage!" "Ich lebe ein selbstbestimmtes Leben!"
Dies mag Ihnen anfangs etwas gekünstelt und unnatürlich vorkommen, aber Sie werden sehen, nach einiger Zeit und der entsprechenden Übung werden diese Überzeugungen immer mehr zu Ihnen gehören und Sie letztlich frei machen. Frei von Haltungen, die einst einer anderen Person gehört haben (Mutter oder Vater?), frei von schlechten Gefühlen, die Sie heute nicht mehr aushalten müssen, frei von Erstarrung, aus der Sie sich lösen können.
Ein selbstbestimmtes Leben macht Spaß! Fangen Sie damit an! H E U T E !
Weitere Informationen:
http://www.praxis-diemar-gmünd.com
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Angelika Beck, Heilpraktikerin für Psychotherapie Schwerpunkt: Opfer von Narzissmus,
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