Das Kundalini-Yoga-Problem

Das Kundalini-Yoga-Problem

Zur Problemstellung des Kundalini-Yoga im Westen

“Was hier ist, ist auch anderswo, was hier nicht ist, ist nirgends“

(Vishvasana Tantra)

 

Innerhalb des tantrischen Yogas gibt es eine “klassische“ Einteilung in drei Körpern, welche die materielle Basis unseres leiblichen Organismus bilden. Die grobstoffliche Form wird “Sthula-Sharira“ genannt. Eine feinere, materielle Grundlage wird vom “Sukshma-Sharira“ gebildet. Schließlich kommt eine dritte, die feinste Ebene hinzu, die als “ Karuna-Sharira“ bezeichnet wird. Letztere entspricht der kausalen Ebene, die am Ende, als übergeordnetes Glied, über die stofflichen Grundlagen unserer leiblichen Organisation regiert. Es gibt eine psycho-physiologische Entsprechung dieser drei Ebenen in Tantra Vidya (Wissenschaft vom Gewebe der Schöpfung), welche “Stuhla“auf die sinnlich erfassbare, d.h. tastbare und sichtbare Welt unseres Körpers im Wachzustand, "Sukshma" auf den Bereich des Traums, und schließlich “Karuna" auf den Zustand im traumlosen Schlaf überträgt. Auf der mittleren, also intermediären “Sukshma“-Ebene, befindet sich die Welt des bildhaften Traumes, wo Wahrnehmungsfähigkeiten im Menschen zum Vorschein kommen, die auf der unteren Ebene des normal, alltäglichen Wachbewusstseins nicht möglich sind: z.B. Fliegen, Springen aus Schwindelerregenden Höhen, oder unter Wasser atmen u.a. Wir erkennen durch dieses Entsprechungsmuster eine klare Verbindung im tantrischen Yoga, die innerhalb ihrer Systematik, Bewusstsein (“Chit") auf eine feste materielle Grundlage setzt. Der Mensch, der Antropos, bildet an und für sich ein Mikrokosmos (“Kshudra-Brahmandra“), der als Teil des Makrokosmos, die Grundstruktur der Schöpfungsganzheit widerspiegelt; hier gilt es die Entsprechung des materiellen Urgrunds der Außenwelt im Leib des Menschen zu finden. So gesehen, finden wir in ihm, im Leib, die Grundstruktur des Alls wieder. Die oben erwähnte Dreigliederung des tantrischen Yogas folgt einem kosmologischen Schema, das seinen Ursprung im universellen Raum, (“Akasha“) findet. Raum, als Oberbegriff, wird hier mit dem Attribut eines übergeordneten Ur-Elements (“Äther“) versehen, aus dem die quaternäre Reihung der Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde im Sinne der werdenden Schöpfung (“Sristhi“) hervorkommt. Die Rückführung zum Ursprung – das Ziel des Yogin - kehrt aber diese Reihenfolge um, sodass es zur kosmischen Auflösung (“Laya“), also zur Umkehr der 4 Elemente zum uranfänglichen Raum kommt. Wir haben hier mit einer initial entfaltenden, zentrifugalen Bewegung, die vom Feinsten zum Gröbsten führt, und mit einer zentripetal einfaltenden Gegenbewegung, welche wiederum, von dem Grobstofflichen zum Feinstofflichen zurückführt. Auch hier findet die Systematik des Tantra eine entsprechende Zuordnung im menschlichen Körper: im tiefsten Bereich der grobstofflichen Materie, im unteren Ende der Wirbelsäule (Muladhara) ; - hier ist das Element Erde zu finden. Wir konnten bereits erkennen, dass das Element Erde die letzte Stufe jenes materiell verdichtenden Prozesses war, der im Ur-Element “Akasha“ seinen Ursprung nahm. In dieser letzten Stufe bildet die Summe aller Lebenskräfte einen geschlossenen Organismus. Der Körper (“Kosha“) wird demnach aus dem Schöfungsvorgang (“maya“) von vitalen atemgebundenen Kräften (“Prana“) zu einem “Prana-maya-kosha“, ein “Leib der Lebenskräfte“. Im Element Erde verbirgt sich die größte, verdichtete Kraft, die in Sanskrit mit dem Ausdruck “Kundalini-Shakti“ definiert wird. Das Wort “Kundalini“ bedeutet “die Zusammengerollte“ (“Kundala“). Daher ist die Analogie mit der Form einer Schlange, die “Kundalini-Schlange“ entstanden. Sie ist Ausdruck des göttlichen, schöpferischen Prinzips (“Shiva“), das sich zurückzog, um das All zu bilden. Aus dem statischen “Shiva-Tattva“ (“Shivaprinzip“) kommt sein kinetischer Aspekt als “Shakti-Tattva“, als Entfaltungsprinzip in die materielle Welt der Formen (“Rupa“) zum Ausdruck. Für diese Sichtweise geschieht Schöpfung nach einem involutiven, entfaltenden Prozess, der in der Welt der materiellen Formen, die höchste Verdichtung aus dem Feinsten erfährt. Dieser Involutionszug, der als Rückzug des in sich ruhenden “Siva“ durch seine kinetisch tätige Bewusstseinskraft (=“Shakti“) stattfand, vollzog sich in “kreisenden Ringen“, ein Bewegungsmuster, das spiralförmig von oben, dem oberem Körperabschnitt nach unten, zum unteren Körperabschnitt verlief. Das Wort “Cakra“ (“Kreis“) bezieht sich auf die gebildeten Ringe, die durch diesen Prozess, innerhalb der feinstofflichen Ebene (“Sukshma“) im Körper des Menschen, zur Manifestation gekommen sind. Je weiter die Ringe nach unten entstanden sind, umso mehr verengte sich deren Radius; somit kam es zum spiralförmigen Form dieser Ringanordnung im Körper. Nachdem die “Cakras“ fest im feineren materiellen Bereich verankert sind, können sie als physiologische Größen bezeichnet werden, die sicherlich im Organismus Entsprechungszonen finden. Wir dürfen aber hier in diesem Zusammenhang nicht den Fehler machen, sie rein reduktionistisch zu besonderen “Zentren“ im Organismus zu machen, oder gar deren Erscheinungsweise im Menschen zu sog. “energetischen Gebilden“ zu subsumieren. Diese analytische, anatomisierende Sichtweise ist eine rein westliche Interpretation des “sukshma-sharira“-Aspekts, des sog.“ feinen Stofflichen“ die aber nicht unbedingt seiner ursprünglichen Bedeutung gerecht wird, wie sie im östlichen, ursprünglichen Verständniskontext verwurzelt ist. Wie bereits erwähnt, ist die Wahrnehmung des “Sukshma-Sharira“ nur jenem Bewusstsein zugänglich, das der “wachen Traumebene“ gleicht, oder einer bestimmten Form der kontemplativen, ja meditativen Erfahrung eigen ist. Hier handelt es sich gleichsam um eine Sichtweise, die jener Wahrnehmungsperspektive des “Mundus imaginalis“ entspricht, wie sie Henry Corbin beschreibt. Wir lesen bei ihm folgenden Textpassus: “(...) Schon seit langer Zeit – wir werden weiter unten darauf zurückkommen – anerkennt die vom Sog der positiven Wissenschaften mitgerissene westliche Philosophie, (oder besser: „offizielle“ Philosophie), nur noch zwei Quellen des Erkennens. Es gibt das sinnliche Wahrnehmen, welches die Vorgaben liefert, die man als empirische bezeichnet. Und es gibt die Verstandesbegriffe, die Welt der Gesetze, die das empirisch Gegebene durchwalten. Gewiss: die Phänomenologie hat diese vereinfachende Erkenntnistheorie modifiziert, und ist über sie hinausgegangen. Doch der Platz zwischen den Sinneswahrnehmungen und den Intuitionen oder Kategorien des Intellekts ist weiterhin leer geblieben. Dasjenige, was zwischen den beiden Bereichen seinen Ort hätte finden müssen, und was anderswo tatsächlich diese Mittelstellung einnahm, nämlich die tätige Imagination, wurde den Dichtern überlassen. Für eine an Wissenschaftlichkeit, Rationalität und Vernunft orientierte Philosophie war es undenkbar, dieser tätigen Imagination (eigentlich müsste man von der Wirkimagination – imaginatio agens – sprechen, in der Art, wie die Philosophie des Mittelalters von der Wirkintelligenz – intellectus agens – gesprochen hat) eine eigenständige noetische oder kognitive Funktion zuzusprechen: eine Erkenntnisfunktion, die einen Zugang zu einem Seinsbereich und einer Seinsrealität öffnet, die uns ohne sie verschlossen und verwehrt sind. Für die offizielle Philosophie blieb es abgemachte Sache, dass Imagination nur Imaginäres erzeuge, Irreales, Mythisches, Wunderbares, Fiktives usw.(...)“ * Aus der Ebene des “Sukshma“ erfährt die wahrnehmbare Welt eine Transponierung in die Bilderwelt des Traumbewusstseins. Es tritt aber hier eine geistige Funktion in Kraft, die als perzeptives Organ, in der Lage ist den Körper in seinem mikrokosmischen Zusammenhang (“kshudra –Brahmandra“) zu sehen, und in seinem Bezug zum lebendigen Abbild bzw. Kopie des Makrokosmos zu erkennen, ja auch körperlich erfahrbar zu machen. Der Mundus imaginalis ist dem Erkennen des Menschen durch diese geistige Funktion zugänglich. Corbin spezifiziert ihre Wirkungsweise mit den folgenden Worten: “Die Funktion des mundus imaginalis und der imaginalen Formen ist bestimmt durch ihre mittlere und vermittelnde Stellung zwischen der intelligiblen und der sinnenfälligen Welt. Auf der einen Seite entmaterialisiert sie die sinnenfälligen Formen, auf der anderen Seite „imaginalisiert“ sie die intelligiblen Formen, denen sie Gestalt und Dimensionalität verleiht. Die imaginale Welt „symbolisiert mit“ den sinnenfälligen Formen einerseits, mit den intelligiblen Formen andererseits. Durch diese Mittelstellung wird der imaginativen Kraft von Anfang an eine Disziplin auferlegt, die nicht aufzubringen ist, sobald diese Kraft zur bloßen „Fantasie“ herabgestuft wird, wo nur Imaginäres, Irreales entsteht, und die zu allen Ausschweifungen Anlass gibt. Hier liegt die grundlegende Differenz, die schon Paracelsus treffend in der Unterscheidung von Imaginatio vera (die wahre Imagination, die Imagination im wahren Sinne) und Phantasey erkannt und betont hat.“* *Aus dem Textauszug “Für eine Charta des Imaginalen“ von Henry Corbin Übersetzung von Jànos Darvas Die Erweckung der imaginalen Perzeption ist verbunden mit einem körperlichen Übungssystem, das in Indien als Yoga-Pfad, besser als “Laya-Yoga“ bzw.“Kundalini-Yoga“ bezeichnet wird. Das Imaginale ist dem Subtilkörper inhärent, dies bedeutet, dass durch die körperliche Erschließung dieses Wegs, ein Zugang zu den imaginalen Formen möglich wird, welche in der Welt des Sukshma vorhanden sind. Es sollte dem Leser, oder Leserin spätestens hier, an dieser Stelle klar werden, dass diese Welt für die Augen und die Ohren des “Stuhla-Sharira“, des grobstofflichen Körpers, verschlossen sind. Der westliche “Energiebegriff“ verfehlt die richtige Beschreibung von den indischen Ausdrücken “Cakra,“ “Nadi“, “Ida“ und “Pingala“u.a. Ich wiederhole: es handelt sich hier um solche für uns Menschen erlebbare Phänomene, die weder aus der Ebene des gewohnten Wachbewusstseins noch aus einem Tranceähnlichen, somnambulen, oder hypnotischen Zustand zu erreichen sind. Der Zustand, welcher der imaginalen Wahrnehmung am nächsten kommt, finden wir in solchen Traumsituationen, wo wir uns bei klarem Bewusstsein befinden: wir wissen im Wachtraum, was wir tun und wie wir es tun. Es ist eine Zwischensphäre zwischen dem Wach- und dem Traumbewusstsein, die aber abrufbar bleibt, - das heißt: ich kann mich als Übende/n dorthin bewusst begeben und mich somit aktiv am Traum beteiligen. In bestimmten Stufen der Kontemplation, oder der meditativen Geisteshaltung kann ein solcher Wachtraumähnliche Zustand beim schauenden Subjekt entstehen. Befinde ich mich in der imaginalen Welt, so kann ich mit den dafür vorgesehenen Augen und Ohren mein Körper als “innerer Raum“ erfahren. Dieser Raum ist aber nicht der gewohnte, fest umrahmt vorgegebene Körperraum, der mich bei Tagesbewusstsein umgibt. Um dies zu verstehen, möchte ich gerne in diesem Zusammenhang den Begriff des Sanskrit-Wortes “Bindu“einführen. “Bindu“ bedeutet wörtlich “Punkt“. In “Laya-Yoga“ ist damit die Fähigkeit gemeint ein von mir als getrennt empfundenes Objekt so in mich hinein zu nehmen, dass es seine gewohnte räumliche Ausdehnung verliert. Ich “subjektiviere“ somit aktiv den betrachteten Gegenstand und werde eins mit ihm. Die Erfahrung des imaginalen Raums entspricht der “Bindu-Struktur“ meiner Wahrnehmungsfähigkeit. Ich introjektiziere buchstäblich den zunächst sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand zu einem Punkt der Einswerdung, des Verschmelzens. Dies ermöglicht mir einen anderen Zugang zum gegenständlichen Erkennen, zum Erfassen des Zusammenhangs. Nun kommen wir auf den Begriff des “Äthers“ zurück zu sprechen. Wir müssen dies tun, weil der Sanskrit-Begriff des Akasha, des “ursprünglichen Raums“ innig mit der “Bindu-Erfahrung“ verbunden ist. Wir konnten bereits oben erkennen, dass der imaginale Raum, so wie ihm bisher beschrieb, an sich keine fest undurchgängige Struktur aufweist, weil sie sich sonst der verschmelzenden Eigenschaft des “Bindu“ widerstetzen würde. Der “Akasha-Begriff“ lädt uns zu der Vorstellung, oder besser, zur Erfahrung von variabler “Raumgröße“, welche den Makrokosmos und den Mikrokosmos gleichzeitig in sich einschließend, miteinander “synchroniziert“. Ein solches Synchronisierungsgeschehen bedeutet, dass z.B. zwei unterschiedliche Objekte, die zunächst kein kausal räumliches und bewegungsbedingtes Verhältnis miteinander haben, dennoch einen als schlüssig empfundenen Zusammenhang beim Betrachter, beim Schauenden auslösen. Erlebe ich einen Aspekt meines Körpers als “Bindu“, so bin ich in der Lage den makrokosmischen Bezug in ihm wahrhaft “objektiv“ zu erkennen. Das ist wichtig, weil dieser Raumbezug mir die Möglichkeit gibt, einen bestimmten Cakra als “Ort (“Loka)“ in meinem Körper zu identifizieren, der räumlich als “mikrokosmisches Entsprechungsfeld“ von Planetenbewegungen im Makrokosmos fungiert, also ein im menschlichen Körper vorhandenes Projektionsfeld zu sein, worin sich diese Bewegungen unmittelbar abbilden. Paracelsus bezeichnete es als “Corpus sidereum“, als himmlischen Körper. Das ist die wahr-nehmende Erfahrung der “Sukshma“-Ebene. “Raum“, aus dieser Ebene betrachtet, ist mit einem kommunizierenden Füllstoff versehen, der mit dem Ausdruck “Äther“ übersetzt wird. Nun ist dieser Raum aber nicht als luftleerer Raum zu verstehen. In ihm weht das “Sukshma Prana Vayu“, der “subtile Lebenshauch“, der uns durch die Aufrechterhaltung der vegetativen Grundfunktionen am Leben erhält. “Prana-Vayu“ kann auch als “Vitalkraft des Atemkörpers“ übersetzt werden, allerdings im engen Zusammenhang mit der Bewegungsfunktion des Atems, vor allem der Atemdruckwelle. Im Vers 10 und 11 des Stacakra- Nirupana heißt es über die Kundalini: “(...)sie erhält am Leben alle Wesen (“Jivatma“) der Welt vermittels des Ein- und Aushauchs“. Der Ausdruck “vermittels des Aushauchs“ ist nicht so zu interpretieren, dass damit nur die rein respiratorische Funktion gemeint ist, sondern, dass Letztere den Weg darstellt, wodurch der “Sukshma“- Aspekt des “Prana-Vayu“ zur Manifestation gelangt. In diesem Sinne sind die “Nadis“ keineswegs als stoffliche grobe Nervenbahnen zu verstehen, sondern als subtile, feinstoffliche Richtungslinien, worin “Prana-Vayu“ entlang fließen kann. Solche Leitkanäle (“Vivara“) erlauben das Zirkulieren von “Prana-Vayu“. Aus der Sicht des imaginalen Bewusstseins fließt durch die “Nadis“ jeweils eine solare und lunare Strömung. Ida entsprich derm subtilen Kanal für die Mondströmung und Pingala dem subtilen Kanal für die Sonnenströmung. Beide verlaiufen kreuzförnig und wechseln die Lotosse bzw. Cakras umschliessend, von rechts nach links (“Pingala“) und von links nach rechts ( “Ida“). Aus einer anderen Sicht verlaufen sie bogenförmig beiderseits der Wirbelsäule. Ida ist ihrem Wesen nach weiblich (“Shaktirupa“) und hat einen Bezug zu der Farbe weiß und zur Linken des Körpers, wirkt daher kühlend ; Pingala ist hingegen männlich und hat einen Bezug zu der Farbe rot - wodurch ihr erhitzende Charakter zum Vorschein kommt - und zur Rechten des Körpers. Die aber bedeutsamste und größte der 14 Hauptnadis ist die “Sushumna-Nadi“. Zusammen mit “Ida“ und “Pingala“, die ihr untergeordnet sind, bringt sie jene Hauptpfade zum Ausdruck, wodurch sich “Prana-Vayu“ im “Sukshma-Sharira“ bewegt. Die Wirbelsäule entspricht innerhalb der imaginalen Betrachtung dem Berg “Meru“, “Ida“ dem Fluss “Ganges“, “Pingala“ dem Fluss “Yamuna“ und schließlich “Sushumna“ dem Fluss “Sarasvati.“ Wir haben hier mit der Erfahrung der imaginalen Welt des “Sukshma-Sharira“, mit einer Kartographie des menschlichen Körpers aus der Sicht der paracelsischen “imaginatio vera“ zu tun. Es obliegt mir hier nicht ein vergleichendes Urteil über die Übertragbarkeit einer solchen Schau, wie sie dem Schauenden in der tiefen Meditation möglich wird, mit den physiologischen Sachbezügen aus unserer modernen, medizinischen Sicht zu fällen. Ich empfinde dennoch hier eine Gefahr des Ebenenwechsels, vor allem, wenn die Welt des “Sukshma“ aus der Sicht des “Stuhla“ interpretiert wird. Ein noch größeres Problem ist dann der Versuch Einsichten aus der Erfahrung mit der Welt des “Karuna-Sharira“ auf die “Stuhla-Sharira“-Ebene zu transponieren. Hier fehlt als wichtige Überbrückung den vermittelnden Eintritt in das Imaginale, in die Wahrnehmungsebene des “Sukshma“. Hier musste an sich die wissenschaftliche Wiedereingliederung, wenn ja “Rehabilitierung des Subjekts“, als Weg zur Objektivierung der integibllen Grundformen des “Mundus imaginalis“, des “Sukshma“-Aspekts im Menschen, stattfinden. Hier auf der “Sukshma“-Erafhrungsebene ist der Leib ein Abbild des Kosmos und besonders hier gilt es unbekanntes Terrain zu betreten, neue unerschlossene Welten zu entdecken - eine Art Vasco da Gama- oder Kolumbusfahrt in die neue Welt (interessanterweise wollten beide den Seeweg nach Indien entdecken, welche Analogie!!!) Ich bin mir dessen sicher, dass hiermit einem Weg zu neuen Ufern auch innerhalb der Medizin gegeben ist, weil neue empirisch fundierte Zugangsweisen zur inneren Raumwelt des Imaginalen im Rahmen der phänomenologischen Forschung entstehen können. Dies hätte das Potential für einen grundlegenden Paradigmenwechsel des Menschenbildes zu sorgen! Der Leser, oder Leserin mag mir diesen langen Exkurs meiner bisherigen Gedanken verzeihen, aber sie folgen u.a. einem warnenden, besorgten Grund: Es kommen viele Werke auf dem Buchmarkt, die oberflächliche Anleitungen über diesen wunderbaren Yoga-Weg für den ahnungslosen Leser, oder Leserin geben, ohne jedoch diesen Weg innerhalb seiner großen Tiefe zu erfassen. Dieses Wissen kann nur ein Mensch haben, der diesem Weg von Anfang bis zum Ende gegangen ist. Aus diesem Grund gibt es nur eine relativ kleine Anzahl von Personen, die sich für diesen Weg als Lehrer bzw. Lehrerin eignen können. Der “Kundalini“-Yoga-Weg ist ein körperlicher Reinigungsweg, der zur Läuterung des physischen Körpers und der Nadis seines “Sukshma“-Anteils führt. Hier ist “Sadhana“ (ein disziplinierter Übungsweg) unentbehrlch, der vor allem, für den Schüler, oder Schülerin nur unter der Anleitung eines erfahrenen Lehrers bzw. Lehrerin betreten werden darf. Zu Sadhana gehört ein Leben, das mitunter für Hygiene, für einen regelmäßigen Wechsel zwischen Ruhe und Tätigkeit und für Sinnesenthaltsamkeit sorgt. Die Ausübung von Sadhana setzt grundsätzlich ein Leben beim übenden Mann oder bei der übenden Frau voraus, das ethisch einwandfrei ist, und sich den sittlichen Regeln und religiösen Verpflichtungen{ “Dharma“} willig einfügt. Mit dem ungezügelten Ausleben von sexuellen Praktiken hat der im Tantra-Vidya begründeten Kundalini-Yoga nichts zu tun. Für uns Menschen im Abendland empfinde ich die Säule des “Pranayama“ als die wichtigste, weil hier durch eine besondere Atem- und Bewegungsschulung, der Aufstieg der Kundalini Shakti beim westlichen Menschen in einer integrierten Form für Soma und Psyche erfolgen kann. Die Gefahren auf diesem Wege sind nicht unerheblich. “Laya-Yoga“ ( sprichwörtlich : “Yoga der Auflösung“) beschreibt eine Gegenbewegung zum strömenden Fluss: Da ist kein Platz für rein sportliche Fitness-und Wellness-Entspannungsszenarien. Es handelt sich schließlich um einen ernsten spirituellen Übungsweg, der mitunter zur schmerzhaften Selbsterkenntnis und zu körperlichen Krisensituationen führen kann, welche, wenn sie nicht gut gemeistert werden, Wege zu körperlichen Erkrankungen, zu dissoziierenden Prozessen des Ichs bis hin zur Psychose, ebnen können. Vor der weiteren Gefahr unter der psychischen “Inflation“ - ein Begriff von C.G.Jung - zu geraten, durch die Identifikation mit dem Erfahrenen, kann nicht genügend gewarnt werden. Die falsche Identifizierung mit unpersönlichen, unbewussten Inhalten kann schlimmstenfalls beim Betroffenen bis zum Größenwahn führen. Problematisch wird dies vo allem, wenn diese Individuen es schaffen, dass andere Menschen, die ihnen folgen, in den gleichen Zustand hinein geraten, worin sie selber gefangen sind.

© 2009 Victor M. Robert. Veröffentlichung dieses Textes in Teilen oder auch ganz bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Autors.

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