"Folge Deinem Herzen ... aber nimm Dein Hirn mit!" - Kopf- und Bauchstimme im Einklang

"Folge Deinem Herzen ... aber nimm Dein Hirn mit!" - Kopf- und Bauchstimme im Einklang

Ich gestehe: Ich bin kein Fan des Spruchs "Hör auf Dein Bauchgefühl". Auch wenn ich ihn immer und immer wieder höre und lese. Also dann lieber: „Hör auf Deinen Kopf!“? Würde ich auch nicht immer unterschreiben. Ich frage mich: Warum sollte man sich denn überhaupt für einen der beiden entscheiden?

Auf wen hören - Kopf oder Bauch?

Nehmen wir mal eine Frau, Sabine, die zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird. Sie spricht mit dem Personalleiter, und auf dem Flur begegnet ihr ihr potenzieller zukünftiger Chef. Der sieht aus wie ihr Onkel Hannes – ein überheblicher und zynischer Typ, der noch nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, Sabine zu demonstrieren, dass er sie für eine Versagerin hält. Sofort macht sich bei Sabine ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit, und eine Stunde später erzählt sie ihrer Freundin: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass diese Firma nicht der richtige Ort für mich ist“. Ja, vielleicht ist das so; vielleicht würde sie sich in diesem Unternehmen nicht wohl fühlen. Allerdings entgeht Sabine damit vielleicht auch die Chance, die Erfahrung zu machen, dass der mögliche Chef zwar aussieht wie Hannes, aber charakterlich ein freundlicher, fairer und respektvoller Mensch ist, mit dem es sich sehr angenehm zusammenarbeiten lässt.

Umgekehrt stellen wir uns jetzt einmal einen Frank vor. Franks Kumpel Thomas fragt, ob sie am Abend zusammen in die Kneipe gehen. Eigentlich wäre das ziemlich unvernünftig, denn Frank hat am nächsten Morgen ein wichtiges Meeting. Seine Vernunft rät ihm zu einem Fernsehabend und ausreichend Schlaf. Egal, endlich mal wieder Männerabend … Frank kommt am nächsten Morgen zwar schwer aus dem Bett, erlebt aber ein super Meeting, weil ihn der Abend davor durch interessante Gespräche und viel Humor regelrecht beflügelt hat und diese gute Laune auch seinen Geschäftstermin positiv beeinflusst hat.

Wie uns negative Erfahrungen aus dem Gleichgewicht bringen

Dem Bauch werden in Situationen wie den eben beschriebenen größtenteils unsere Emotionen zugeordnet. Das können natürlich nicht nur Freude, Mut, Neugierde usw., sondern auch Ängste, Scham oder Hilflosigkeit sein. Viele negative Gefühle sind durchaus sinnvoll: sie schützen uns vor Gefahren und Verletzungen. Daneben gibt es aber auch solche Reaktionsmuster, die wir irgendwann (meistens schon im Laufe unserer Kindheit) aufgrund extrem oder wiederholt negativer Erfahrungen „im Übermaß“ entwickelt haben (beispielsweise durch Begegnungen mit Onkel Hannes) – hier ist eine ungesunde Balance entstanden. Diese hatte damals ihren guten Grund, blockiert oder schadet uns heute aber je nach dem mehr als dass sie uns nützt.

Die innere Stimme überprüfen

Zugegeben: meine zwei Beispiele sind eher harmloser Natur. Komplizierter wird die Kopf-Herz-Angelegenheit, wenn es um tiefgreifende Lebensthemen und Konflikte geht: Paare und Einzelpersonen entscheiden sich zumeist aus einer belastenden Lebens- oder Beziehungskrise heraus für meine Coaching-Programme. Handelt es sich um Probleme in der Partnerschaft, denkt oft mindestens einer der Partner über eine Trennung nach. „Ich hab sooo eine Wut im Bauch“, „Meine innere Stimme sagt mir, dass das nicht (mehr) passt“ oder ähnliche Sätze höre ich beim Erstkontakt regelmäßig. Ich sage nicht, dass diese Stimme falsch liegt – aber ich empfehle, sie zu überprüfen und ihrem Ursprung auf den Grund zu gehen, bevor nächste (und meistens weitreichende) Schritte aus ihr abgeleitet werden; auch ein Bauchgefühl kann sich ändern, wenn neue Erfahrungen gemacht werden. Ebenso ergeht es unserem Verstand – dann nämlich, wenn er mit neuen Erkenntnissen gefüttert wird. Meiner Erfahrung nach kann uns unser Bauchgefühl also ebenso „täuschen“ wie der Kopf, und wir tun gut daran, offen zu bleiben für Wendungen und Alternativen.

Kopf und Herz im Einklang

Warum trennen wir Bauch und Kopf so gerne? Und warum wird dem Verstand oft der Schwarze Peter zugeschoben und dem Herz das As? So richtig gut fühlt es sich meiner persönlichen wie meiner Coaching-Erfahrung nach an, wenn die beiden Karten zur Deckung kommen: wenn Bauch und Ratio „ja“ im Einklang zu etwas sagen.

Sowohl während der Paarbegleitung als auch im Einzelprogramm lernen meine Kunden auf dem Blauen Campus ihre unterschiedlichen Anteile in Kopf und Herz (besser oder überhaupt zum ersten Mal) kennen, um dann bewusst Entscheidungen zu treffen und Schritte zu gehen, die sich rundum richtig und stimmig anfühlen (was nicht heißt, dass sie immer ein Spaziergang sind oder für immer und ewig in Stein gemeißelt bleiben). Sie entwickeln Strategien, sich den ängstlichen, enttäuschten oder hilflosen Anteilen in ihrem Inneren zuzuwenden – ohne sich von ihnen den Weg versperren zu lassen. Ebenso schaffen sie es, dem Mut, der Neugierde und der Lebensfreude wieder mehr Vertrauen zu schenken, die in ihren Herzen – manchmal jahrelang – verschüttet waren. Am Ende schwingen Kopf und Herz im Einklang … und die Entscheidungsfrage stellt sich nicht mehr. Deshalb ist das hier einer meiner Lieblingssprüche: „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit!“

Weitere Informationen:
http://www.blauer-campus.de

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Sandra Hinte, Ganzheitlicher Coach, Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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Sandra Hinte Ganzheitlicher Coach  Blauer Campus 76547 Sinzheim Sandra Hinte, Ganzheitlicher Coach,
Blauer Campus, 76547 Sinzheim
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