Abhängigkeiten in Beziehungen
Abhängigkeiten in Beziehungen
21.03.2011
„Wo Dein Schatz ist, ist auch dein Herz“
Über Abhängigkeiten in Beziehungen
Sie: „Liebst du mich?“
Er: „Ich brauche Dich!“
Sie(traurig): „Dann liebst du mich nicht“ *
Bereits in diesem kleinen Dialog wird deutlich, wie sehr Liebe auch mit Abhängigkeit oftmals Hand in Hand geht.
Warum ist das so? Weshalb ist es nicht möglich bzw. oftmals so schwierig, die in sich ruhende und unabhängige Partnerschaft zu leben.
„Du bist so anders“
Es beginnt schon damit, dass wir uns in Beziehungen häufig nicht das Gegenüber suchen, also eben nicht nach dem gängigen Motto „gleich und gleich gesellt sich gern“ - sondern ganz im Gegenteil im anderen unbewusst das suchen, die Eigenschaften und Lebensperspektiven, die unseren eher fremd sind bzw. die wir uns selber auch ein bisschen mehr für unser Leben wünschen.
Zum Beispiel Tom und Sarah. Die Beiden waren 24 und 21 als sie sich kennen lernten. Tom schätzte an Sarah ihre Emotionalität und Offenheit, über viel zu sprechen, was sie bewegt. Sarah wiederum fand es großartig, wie strukturiert und planend Tom war. Beide suchten im jeweils anderen also etwas, was sie selber gerne mehr in ihr Leben integrieren wollten. Damit beginnt dann häufig schon die Abhängigkeit, da Beide nicht überlegen, wie sie selbst das gewünschte für sich erreichen können, sondern dies als „Auftrag“ an den anderen unbewusst geben: „Sei Du mein emotionaler Teil“ bzw. „Sei Du meine Struktur“. Das kann natürlich nicht funktionieren!
„Wann veränderst Du Dich“
Ein weiterer Punkt, der Abhängigkeit eher fördert, ist der Veränderungsgedanke bzw. Veränderungswunsch an den Partner. „Ich hab schon von Anfang an gesehen, dass dies bei ihm/ihr schwierig ist, dachte aber, das ändert sich mit der Zeit“. Oh nein! Das ändert sich eben nicht – wird eher noch schlimmer! Gewohnheiten wie die Zahnpastatube bis zum Ende auszudrücken können verändert werden, aber grundsätzliche Charaktereigenschaften, Weltsichten etc. natürlich nicht.
Wenn ich mich auf eine Beziehung einlasse, so kann ich nur dann unabhängig bleiben, wenn ich mir gut überlege, ob all die Angewohnheiten und Eigenschaften -und vor allem die negativen – für mich tragbar sind und ich damit leben kann. Ansonsten bleibe ich in der Abhängigkeit: „Solange Du Dich nicht veränderst, solange kann ich nicht wirklich glücklich sein“. Im übrigen sind die Dinge, die ich vom anderen als Veränderung erwarte, häufig auch das, was für den anderen am Schwersten möglich ist!
Weiterhin ist gerade die Erwartung der Veränderung des anderen häufig eng geknüpft an die Vorstellung , dass der andere doch wissen müsste, was ich brauche! „Wenn Du mich wirklich liebst, würdest Du doch spüren......“. Oh je! Damit geben wir die Verantwortung für unsere Befindlichkeit an den Partner ab und bleiben ebenfalls in der Abhängigkeit, dass dieser dies hoffentlich spüren wird!
„Überschriften“
Wenn Paare Probleme miteinander haben, schieben sie das häufig auf die Kommunikation. „Wir können eben nicht miteinander reden!“. Aber warum ist das bloß so? Der Klassiker ist sicherlich, dass häufig nur „Überschriften“ genannt werden. „Ich möchte mit Dir reden“ wäre so eine „Überschrift“. Was heißt das denn? Nur reden? Zuhören? Ratschläge haben? Solche Überschriften benutzen wir viel in der täglichen Kommunikation. „Ich möchte, dass Du mich unterstützt“ - „Ich möchte Dir wieder Vertrauen können“.
Die Abhängigkeit besteht dann darin, dass ich nicht zufrieden bin, wenn die „Überschrift“ vom anderen nicht klar gedeutet wird – und zwar genau so, wie ich diese auch gemeint habe. Die „Trefferquote“ ist dabei allerdings häufig sehr gering
Aufträge statt Wünsche
Sie: „Es wäre schön, wenn Du Dich ein bisschen mehr um den Haushalt kümmern würdest“
Er: „Ok“
2 Wochen später
Sie: „Ich habe soviel Stress mit dem ganzen Haushalt“
Er: „Tut mir leid“
Sie: (geht enttäuscht weg)
Was ist hier passiert? Der Klassiker! Sie hat einen ganz klaren Auftrag an ihn, formuliert es aber als Wunsch! Das ganze geht natürlich nun auch umgekehrt. Also ein Auftrag wird formuliert, worauf der andere häufig ebenfalls abweisend reagiert, nach dem Motto: „Wie redest Du eigentlich mit mir!“. Bei dem zweiten kurzen Dialog ist es eher eine Selbstoffenbarung – obwohl Sie eigentlich meint: „Hey, ich hab Dir doch schon vor 2 Wochen gesagt, dass ich mir mehr Unterstützung im Haushalt wünsche“. Auch hier bleiben wir solange in der Abhängigkeitsschleife, solange die eigentliche Botschaft (Wunsch/Auftrag/Not) vom anderen nicht entschlüsselt wird.
„Das ist doch selbstverständlich“
Gerade wenn wir bereits länger zusammen in einer Beziehung leben, sehen wir viele Dinge als selbstverständlich an. Es ist doch selbstverständlich, sich zu unterstützen, gewissen Arbeiten zu übernehmen, füreinander da zu sein etc. Nein! Ist es eben nicht! Und sobald wir mit diesem „Selbstverständlichkeitsblick“ uns betrachten, droht nicht nur etwas ganz wertvolles verloren zu gehen, nämlich die gegenseitige Wertschätzung füreinander und dass, was der jeweils andere tut, sondern auch hier laufen wir Gefahr, in eine Abhängigkeit zu geraten. Wenn nämlich das scheinbar selbstverständliche ausbleibt, fühlen wir uns abgewertet und nicht mehr so geliebt.
Fazit
Erst einmal ist es meine Aufgabe und meine eigene Verantwortung gut für meine Lebenszufriedenheit zu sorgen, denn erst, wenn ich mit mir gut klar komme und im Reinen bin, kann ich mich auch auf eine gute -auf selbstbassierende Verantwortung gestützte Beziehung einlassen. Die Tipps hierzu in Kurzform
Mein Partner ist so wie er ist – er wird sich prinzipiell nicht verändern und ich muss mir selbst die Frage stellen, ob ich dann trotzdem oder gerade deswegen mit ihm leben möchte
Mein Partner hat nicht die Aufgabe meine Bedürfnisse zu spüren -dies ist alleine mein Job und ich kann allenfalls Wünsche äußern – und darf nicht erwarten, dass er dies als Auftrag annimmt
Wenn ich manchmal weniger mit dem „Das- ist- aber- anstrengend-mit-dir-Blick“ schaue und mehr mit dem Blick „warum bin ich eigentlich mit Dir zusammen“ erleichtert das meine letztendlich tagtägliche Entscheidung, für oder gegen die Beziehung, ohne hier dem anderen etwas überzuhelfen.
Insofern wäre es also hilfreich, zuerst das eigene Herz zu prüfen – und dann den Schatz zu finden:
Wo Du Dir Deiner eigenen Gefühle und Bedürfnisse ( Herz ) bewusst bist – kann auch eine schöne unabhängige Beziehung (also Dein Schatz) sein – und eben nicht umgekehrt.
* Aus dem Roman „Kleine Lichter“ von Roger Willemson
Weitere Informationen:
http://www.beratungspraxis-klampfer.de
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Florian Klampfer, Dipl.Soz.Päd; Systemischer Familientherapeut,
Florian Klampfer Paartherapie Berlin und Leipzig, 10407 Berlin
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