Gründe für sexuelle Untreue und wie Sie damit umgehen sollten
Gründe für sexuelle Untreue und wie Sie damit umgehen sollten
08.08.2017
Kaum eine Erfahrung ist verletzender als die, dass der Partner eine Affäre hat. Nicht nur Schmerz und Wut, sondern auch das Gefühl, dass der Partner zu einem Fremden wurde, müssen bewältigt werden.
Oft stellen sich Fragen wie:
- Hat sie / er mich überhaupt geliebt oder nur benutzt?
- Wie konnte es soweit kommen?
- Wie kann ich ihm / ihr jemals wieder vertrauen?
Affären und sexuelle Untreue gab es immer und wird es wahrscheinlich immer geben. Damit sind wir in Zeiten von Lebensabschnitts-Partnern genauso konfrontiert wie zu Zeiten unserer Großeltern. Die betroffenen Partner erleben eine Affäre häufig als das schmerzhafte Scheitern ihrer Beziehung, die vielleicht einmal mit viel Liebe gestartet ist. Und obwohl sich die Mehrzahl der Erwachsenen sexuelle Treue wünscht, kommt es immer wieder dazu, dass genau diese Treue gebrochen wird.
Der Affäre geht meiner Erfahrung nach häufig eine Phase voraus, in der die Partner die Qualität der Beziehung als belastet erleben und die anfängliche Sehnsucht nach dem Anderen deutlich nachlässt. Diese nachlassende Leidenschaft wird von den Paaren nicht als der normale Verlauf der Beziehung interpretiert. Vielmehr steht die geringere Sehnsucht für das Symptom einer Krise und das wiederum kann für einen der Partner der Auftakt zu einem Kreislauf an Verunsicherung und Enttäuschung sein, an dessen Ende eine Affäre steht.
Wo beginnt eigentlich Fremdgehen?
Parallel zum Wertewandel in der Gesellschaft hat sich auch die Toleranz in Beziehungs-Fragen in den letzten Jahren verändert. Die meisten Paare gehen heute mit einem Flirt des Partners sehr viel toleranter um. Zum Teil wird dies ja auch als Attraktivitäts-Beweis für den Partner gewertet.
Allerdings gibt es auch Grenzen. Umfragen zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern zumeist empfindlicher auf Affären ihres Partners reagieren. Im Rahmen einer Emnid Umfrage erklärten 42 % der Teilnehmer, der Betrug an der Partnerschaft beginne bereits im Kopf. 11 % Prozent der Teilnehmer sagten, dass für sie der Betrug schon beim Flirten beginnt.
Wieso kommt es eigentlich zum Fremdgehen?
Menschen sind unterschiedlich und dies führt auch zu unterschiedlichen Motiven beim Fremdgehen. Unser Liebesleben ist individuell, genauso wie die Erwartungen und die hieraus resultierenden Enttäuschungen. Allerdings zeigen Umfragen, dass es häufig ähnliche Ursachen sind, die Menschen für ihre Unzufriedenheit in der Partnerschaft verantwortlich machen.
Ein wesentliches Motiv ist immer wieder die Unzufriedenheit mit der eigenen Partnerschaft. Dies trifft nach meiner Erfahrung insbesondere dann zu, wenn es sich nicht nur um einen Seitensprung oder eine kurzfristige Affäre handelt.
Der klassische Seitensprung kann durch Motive wie Suche nach Bestätigung, Neugierde, soziale Anerkennung, sexuelle Befriedigung, günstige Gelegenheit ausgelöst worden sein. Nicht zuletzt die modernen Kommunikationsmittel, soziale Netzwerke und Beziehungs-Apps machen es möglich, dass eine heimliche Romanze relativ einfach zu haben ist. Ist erst einmal die die Gelegenheit günstig, so kommt „der Appetit beim Essen“.
Eine Affäre einzugehen kann auch aus der Angst resultieren, etwas zu verpassen. Gerade in der Mitte des Lebens, im Alter von Mitte 40 bis Mitte 50 beschleicht viele Partner die Sorge „das kann doch nicht schon alles gewesen sein“. Dies trifft insbesondere auf Paare zu, die relativ jung zusammen gekommen sind und die nach den ersten Sturm- und Drang-Jahren sich die Frage stellen, habe ich mich vielleicht zu früh gebunden. Gibt es vielleicht da draußen doch noch einen Traumpartner?
Eine längerfristige Affäre hat häufig tieferliegende Gründe in der aktuellen Partnerschaft. Dabei können vor allem die nachfolgenden Gründe eine Rolle spielen:
- Ein Partner fühlt sich in der Primär-Beziehung nicht gesehen. Ihr / ihm fehlt die Wertschätzung und die bedingungslose Anerkennung.
- Es kommt immer wieder zu Vorwürfenin der Primär-Partnerschaft. Die Partner verstricken sich in einen nicht enden wollenden Streit, indem immer wieder ähnliche Vorwürfe präsentiert werden.
- Die äußeren Umstände sind für die Partner stressig und sorgen für Frustration. Arbeitslosigkeit, Krankheit und Perspektivlosigkeit können das Unglück in der Beziehung verstärken.
- Körperlichkeit und Intimität kommen zu kurz. Der Sex fehlt. Bedingt durch Kinder, Job, Haus oder andere Verpflichtungen wird der Alltag so hektisch, dass Erotik und Leidenschaft keinen Platz mehr haben.
- Die zentralen Werte der Partner ändern sich. Der eine oder beide Partner fühlen sich vom jeweils anderen nicht mehr verstanden.
Soll man das Fremdgehen offenbaren und wenn ja wann?
In der Auseinandersetzung mit Außenbeziehungen geht es häufig um Wahrheit und Lüge. Naturgemäß wird bei Affären viel gelogen. Das betrifft insbesondere den untreuen Partner. Umgekehrt verfährt der Betrogene. Häufig fängt er an, ein engmaschiges Kontroll- und Spionage-System aufzubauen.
Manchmal erlebt der Betrogene das Lügen als verletzender im Vergleich zu der sexuellen Untreue. Für ihn ist eines der wesentlichen Fundamente der Partnerschaft, das bedingungslose Vertrauen zu seinem Partner, weggebrochen. Frisch verliebt glaube ich ohne alles zu wissen und ohne zu kontrollieren. Hat dieses Vertrauen aber erst einmal entscheidende Risse bekommen, so erleben dies die Betrogenen häufig als „Wegfall der Geschäftsgrundlage“. Sie trauen dem anderen nicht mehr und fordern von ihm eine schonungslose Offenheit.
Die Betrogenen erleben sich häufig als ausgeschlossen und nicht einbezogen in die neue Welt des Partners. Dieser Ausschluss von Informationen kann als sehr verletzend empfunden werden. Um sich zu schützen, fangen die Betrogenen häufig an, Kontrolle auszuüben. Dies wiederum führt zu Grenzverletzungen und Übergriffen, die den untreuen Partner noch weiter aus der Beziehung treiben und einen weiteren Konflikt zwischen den Partnern provozieren.
Es kann also angezeigt sein, dass sie ihren Partner frühzeitig von ihrer Affäre berichten. Also bevor er selbst so viel Verdacht schöpft, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Untreue auffliegt. Dies kann allein schon deshalb sinnvoll sein, um dem Partner eine Chance zu geben, angemessen auf die neue Situation zu reagieren.
Wenn sie die Beziehung als betrogener Partner fortsetzen wollen, haben sie deutlich bessere Chancen, wenn sie auf eine aggressive Ansprache und auf ihr Recht auf Offenheit bewusst verzichten. Zeigen sie, dass sie die Affäre zutiefst verletzt hat und versuchen sie ohne Aggressionen über die Affäre zu sprechen.
Paartherapie für den Neuanfang
Wenn sich Paare unklar darüber sind, ob sie sich vor dem Hintergrund einer Affäre trennen oder einen Neuanfang wagen sollten, ermutige ich diese allein schon deshalb zu einer Paartherapie, um sich mit einem Dritten über die möglichen Gründe und Ursachen der sexuellen Untreue auseinander zu setzen. Also zu klären:
- für was die Affäre steht
- und was vielleicht das Gute an der Affäre sein könnte (selbst wenn das für den Betrogenen anfänglich eine sehr verwegene und abseitige Fragestellung ist).
Hans-Georg Lauer
Paartherapeut in Köln und Bonn
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Hans-Georg Lauer, Dipl.-Psychologe, Dipl.-Kaufmann,
Paarberatung Köln Bonn, 53173 Bonn
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