Psychotherapie bei chronisch Borreliosekranken

Psychotherapie bei chronisch Borreliosekranken

Supportive Psychotherapie bei chronisch Borreliosekranken

von Britta Lemke

Für viele ist sie mit geschätzten 60.000 bis 240.000 Neuinfektionen pro Jahr die Seuche des 21. Jahrhunderts. Als Multisystem- und toxische Nervenerkrankung kann die Zeckeninfektioneine Borreliose Körper und Psyche gleichermaßen betreffen.

Mögliche psychische Symptome einer Borrelioseinfektion sind: Reizbarkeit, Aggressionen, Reiz- und Stressintoleranz, schwere Schlafstörungen bis totale Schlaflosigkeit, Konzentrations- und Denkstörungen, Gedächtnisstörungen (besonders des KZG), Angststörungen, Zwangsstörungen, Lethargie, Depression, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsveränderungen, manifeste psychotische Symptome und vielfältige, pseudoneurotische Symptome.

Darüber hinaus kann es aufgrund der krankheitsbedingt schwierigen Lebens- und Behandlungssituation zu reaktiven Störungen mit eigenem Behandlungswert kommen.

Die Lebenssituation chronisch Borreliosekranker:

  • Die meisten Patienten durchlaufen monate- bis jahrelange, leidvolle Arztodysseen bis die Diagnose Borreliose richtig gestellt wird. Bis dahin galten ihre Beschwerden oft als psychisch verursacht.
  • Die Behandlung in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist schwierig und langwierig. Bisher gibt es keinen verlässlichen therapeutischen Standard.  Viele Betroffene gelten als „austherapiert“ und sehen sich ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert.
  • Aufgrund der hohen Belastung mit Nerventoxinen ist die körperlich-geistige Belastbarkeit stark vermindert. Es fehlt an Nervenkraft, um den gewohnten Lebensalltag zu bewältigen. Lange Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung und Bettlägerigkeit sind keine Seltenheit, soziale Rückzüge zwangsläufig.
  • Das Wechseln und unberechenbare Auf und Ab der Symptome verunsichert zutiefst und macht das eigene Leben schwer plan- und vorhersehbar.  
  • Besonders starke Verunsicherungen und Ängste gehen von den psychischen und geistigen Beeinträchtigen aus.
  • Das persönliche Umfeld reagiert meist mit Unverständnis auf die bizarre Symptomvielfalt. Liebevolle Unterstützung bleibt aus. Betroffene haben das Gefühl, sich für ihren Zustand rechtfertigen zu müssen.

 

Fachkundige psychotherapeutische Begleitung tut Not

Die Selbst- und Körperwahrnehmung Betroffener ist durch die bizarre, wechselnde, auch psychische Symptomvielfalt der Erkrankung „verfärbt“. Zudem kann es unter dem Einfluss von Neurotoxinen zu Auslenkungen bereits vorhandener Persönlichkeitszüge mit pathologischen Ausmaßen kommen. Ohne Kenntnis dieser Zusammenhänge  können konfliktzentrierte psychotherapeutische Behandlungen m Einzelfall mehr verunsichern als nützen.  

Eine qualifizierte, supportive psychotherapeutische Arbeit mit Borreliosepatienten sollte:

  • Hilfen zu einem gesundheitsförderlichen, akzeptierenden Umgang mit krankheitsbedingten Einschränkungen geben
  • die durch Fehldiagnosen und lange, erfolglose Therapieodysseen in der Vorgeschichte stark geschwächte  Selbstwirksamkeitsüberzeugung Betroffener stärken und  
  • das Anpassungsvermögen im Dienste der Transformation einer oft eingenommenen Opferrolle ausbauen
  • Das Unterscheidungsvermögen Betroffener schulen zwischen endogenen,  reaktiven und „reinen“ psychogenen Befindlichkeitsstörungen
  • Symptomverstärkende, vs. Symptomerleichternde Lebensbedingungen erkennen lehren
  •  „Gesunde Inseln“ herauszufiltern um dem oft hohen, krankheitsbedingten Autonomie- und Identitätsverlust entgegenzuwirken
  • Hilfen bei der Regulierung zwischen Selbst und nahen Objekten leisten, da das Unverständnis bezüglich der wechselnden Symptomatik im Umfeld meist sehr groß ist
  •  Rigide Über-Ich-Gebote und überhöhte Selbstideale (wie sie bei Borreliosepatienten überdurchschnittlich oft anzutreffen sind) abbauen helfen

Eine in diesem Sinne durchgeführte Supportive Psychotherapie vermag betroffene Borreliosepatienten in einem hohen Maße zu stabilisieren. Auf ihrem Boden kann ein Selbstverständnis erwachsen, aus dem sich neue Lebensperspektiven und Handlungsmöglichkeiten erschließen, mit denen eine zufriedene Lebensgestaltung trotz Krankheit oder neue Heilungs- und Behandlungswege möglich sind.

Die Autorin ist Heilpraktikerin (Psychotherapie) in Pulheim-Brauweiler bei Köln; ein Schwerpunkt ihrer Praxis ist Ganzheitliche Borrelioseberatung und Supportive Psychotherapie Borreliosekranker.

 

 

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.selbstheilungstraining.de

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Britta Lemke, Heilpraktikerin (Psychotherapie), Praxis für Selbstheilungstraining, Psychotherapie und Beratung, 50259 Pulheim
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