Teufelskreis Burnout – Die verzweifelte Suche nach dem Ausstieg
Teufelskreis Burnout – Die verzweifelte Suche nach dem Ausstieg
16.04.2014
Stellen Sie sich vor, Sie schrecken mitten in der Nacht aus dem Schlaf, sind verkrampft, zittrig und nervös. Außerdem quält Sie in letzter Zeit immer häufiger ein stechender Schmerz in der Magengegend. Sie wissen, dass Sie diesen Artikel unbedingt fertigstellen müssen, fühlen sich beengt und gefangen. Jeden Morgen fällt es Ihnen schwerer, überhaupt aus dem Bett zu kommen. Sie sind so ausgebrannt und erschöpft, dass Sie selbst nach der zweiten Tasse Kaffee nicht wach werden. Und wenn Sie es dann endlich an Ihren Arbeitsplatz geschafft haben, können Sie sich einfach nicht mehr konzentrieren. So sehr Sie es auch wollen: es gelingt Ihnen nicht, den Text zu schreiben. Ihr Redaktionsleiter war nun schon zum dritten Mal in Ihrem Büro und hat mit verärgertem Unterton nachgefragt, wann Ihr Artikel denn nun endlich fertig sei.
Ganz egal, was auch passiert, Sie können sich nicht mehr freuen. Selbst das Motorgeräusch Ihres Motorrads, das Sie so sehr lieben, löst nichts mehr in Ihnen aus. Sie sind emotional abgestumpft und irgendwie sehen Sie keinen Sinn mehr in dem, was Sie tun. Manchmal wünschen Sie gar, dass alles ein Ende hätte – ganz egal wie. Auch Ihre Freundin, mit der Sie immer öfter in Streit geraten, weil sie Ihre Freudlosigkeit und Ihre Arbeitswut unerträglich findet, hat Sie gestern erst angebrüllt: »Wenn du so weitermachst, gehe ich. Sieh dich doch nur an, du bist ein Wrack! Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Du musst endlich lernen, auch mal Nein zu sagen und aufhören, ständig alles allein und perfekt machen zu wollen.« Und so sehr Sie sich auch immer wieder selbst versichern, dass Sie keine Pause brauchen, und Sie nicht müde sind – Ihr Kopf ist leer, Sie haben keine Energie mehr, sind ausgebrannt. Nur langsam beginnen Sie zu realisieren, dass Sie bereits mitten in einem Teufelskreis stecken, dem »Burnout«.
Aber was genau verbirgt sich nun hinter »Burnout«, einem Begriff, der es vor drei Jahren auf Platz sechs bei der Suche nach dem Wort des Jahres geschafft hat? Burnout, so die Gesellschaft für deutsche Sprache, sei zunehmend Ausdruck der Probleme unserer heutigen schnelllebigen Zeit und verbreite sich als Begriff derzeit geradezu inflationär.
Bis heute hat Burnout nichts an Aktualität verloren. Ganz im Gegenteil. Die Belastungen der Arbeitswelt wachsen stetig, der Druck auf den Einzelnen steigt, hinzu kommen die elektronischen Medien, die uns Tag und Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen. Praktisch immer und überall sind wir erreichbar, ganz egal, ob wir gerade mit Freunden im Kino sind, an der Kasse im Supermarkt stehen oder einen wichtigen Artikel fertig schreiben müssen – Smartphone, iPad oder Laptop sind praktisch immer dabei. Weil wir meinen, dass sich die Welt nicht ohne uns weiter dreht, weil wir glauben, dass wir unersetzbar sind und wir uns wichtig fühlen, wenn wir ständig unsere Mails checken, sind wir ununterbrochen online. BMW hat als einer der ersten Arbeitgeber die Zeichen der Zeit erkannt und beschränkt mittlerweile die Erreichbarkeit seiner Mitarbeiter zu Hause auf feste Zeiten. Ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Neben dem steigenden Druck in der Arbeitswelt und der Schnelllebigkeit unserer medienzentrierten Zeit, spielen bei der Entstehung von Burnout die persönliche Belastbarkeit und das Engagement eine Rolle. Wer ausbrennt, muss zunächst für eine Sache »entflammt« gewesen sein. Häufig trifft es Menschen mit hohen idealistischen, persönlichen Erwartungen und ausgeprägtem Engagement, die dann an der Realität des Arbeitsalltags und einer geringen Aussicht auf Erfolge scheitern. Ihre Situation wird noch verschärft, wenn sie von Arbeitskollegen oder Vorgesetzten nicht unterstützt werden. Besonders gefährdet sind Menschen in helfenden und dienstleistenden Berufen.
Aber was genau können Sie nun tun, um einem Burnout zu entgehen? Die Gegenmittel klingen simpel: »Nein« sagen lernen, Erwartungen an sich selbst herunterschrauben, die ständige Erreichbarkeit rigoros reduzieren, auch mal »offline« gehen, sich Auszeiten nehmen, frische Luft, Bewegung, Interessen außerhalb des Berufs pflegen, mal wieder mit Freunden essen gehen – und, ganz wichtig: stabile private Beziehungen. So simpel diese Anregungen klingen, so schwer sind sie doch umzusetzen, wenn man erst einmal im Hamsterrad läuft.
Sind Sie tatsächlich bereits mitten drin im Teufelskreis, müssen Sie sich fragen, wieso und an welchem Punkt genau Ihr Leben aus der Balance geraten ist. Häufig hilft ein Gespräch mit einem Freund und manchmal ist es auch erforderlich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es kann Wunder wirken, die Scheuklappen des »Ich muss doch noch…« abzulegen, zu lernen, mit Stress besser umzugehen und vor allem, sich klar darüber zu werden, was wirklich im Leben zählt und worauf es ankommt.
Autorinnen: Dr. Sandra Maxeiner und Diplom-Psychologin Hedda Rühle.
Grafik und Textquelle: Maxeiner, S., Rühle, H. (2014), Dr. Psych's Psychopathologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Band 2, Kapitel 11
Mehr Infos unter: www.dr-psych.com oder auf FB www.facebook.com/pages/Dr-Psych/331291707015064
Weitere Informationen:
http://www.huffingtonpost.de/sandra-maxeiner/teufelskreis-burnout-die-_b_4821224.html
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dipl Psych, Hedda Rühle, Dipl Psych Psychotherapie,
Praxis Rühle, 10629 Berlin
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