Diagnose: Depression – Wege zur Selbst- und Fremdhilfe
Diagnose: Depression – Wege zur Selbst- und Fremdhilfe
21.08.2014
Abbildung 1: ©2014 DAK über
Statista.com (zur Statistik)
In unserer modernen Gesellschaft ist es nach wie vor häufig ein Tabu-Thema, während die Anzahl der Erkrankten stetig steigt – oder zumindest die Fälle häufiger bekannt werden. So sind 2013 etwa 14,6% aller Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, während es 2011 noch rund 13,4% waren. Damit rangieren diese auf Platz drei der wichtigsten Krankheitsarten – direkt nach Problemen an Muskel- und Skelettsystem sowie am Atmungssystem. Dabei ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen etwa gleich hoch, während die Dunkelziffer der Fälle als wesentlich höher eingeschätzt wird. Doch wer selbst betroffen ist oder einen nahestehenden Betroffenen hat, werden vielmehr die wichtigsten Hintergründe der Krankheit sowie die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation interessieren. Doch ist eine Selbsthilfe überhaupt möglich und was sollten Hilfsbereite alles wissen?
Ursachen und Auswirkungen
Die möglichen Gründe und Auslöser dieses Leidens sind von Mensch zu Mensch sehr verschieden: Häufig spielen Arbeitslosigkeit, das Gefühl der Einsamkeit oder der eigenen Bedeutungslosigkeit, Trennungen und Scheidungen sowie Zukunfts- und Versagensängste eine große Rolle. Die sehr pessimistische Einstellung Depressiver ist keineswegs eine selbstverschuldete Ursache, sondern vielmehr als eines der Hauptsymptome zu betrachten.
Die wichtigsten Merkmale im Überblick
- Verlust der Fähigkeit zu Gefühlen wie Freude, Begeisterung oder auch Trauer
- dauerhaftes Gefühl innerer Leere, Hilflosigkeit bis hin zur Wahrnehmung des Lebens als sinnlos
- generelle Verzerrung der Realitätswahrnehmung, speziell im Hinblick auf Probleme
- oftmals erhöhte Häufigkeit von Selbstmordgedanken und Anstieg der Suizidgefahr
- Antriebslosigkeit und scheinbar grundlose dauerhafte Niedergeschlagenheit
- ggf. ständige Selbstvorwürfe und eingeschränkte Kritikfähigkeit
- Selbstisolation vor Gesellschaft und mögliches Abwehrverhalten
- Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme oder gegenteilig Gewichtszunahme
- Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen; oft deutlich verkürzte Schlafdauer
- nicht oder nur gering vorhandenes Interesse an der eigenen Umwelt
- eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsprobleme
- eher bei Männern: erhöhte Reizbarkeit, Wutanfälle, Unzufriedenheit gegenüber anderen Menschen und sich selbst, Schlaflosigkeit
Das dabei entstehende Gefühl kann in etwa mit dem nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen verglichen werden, ohne dass jedoch tatsächlich ein solcher Fall eingetreten sein oder ein erkennbarer Grund für dieses Trauergefühl vorliegen muss. Oftmals machen die Betroffenen symptomatisch einen Eindruck, als würden sie willkürlich übertrieben schwarzsehen und wirken in der Regel übermäßig erschöpft und matt.
Depressionen haben direkte Auswirkungen auf die Stoffwechselvorgänge im Gehirn, die gleichermaßen der Auslöser für die Krankheit sein können. Die Mediziner sind sich hierbei nicht einig, ob zuerst die Stoffwechselveränderung oder die Krankheit eintritt, doch ein Zusammenhang ist eindeutig nachgewiesen. Frauen können auch in eine sogenannte Schwangerschaftsdepression fallen, bei der die Annahme besteht, dass diese auf die spezielle Situation des Hormonhaushalts zurückzuführen sei – Wer mehr darüber wissen will, welche Merkmale auftreten und wo Hilfe zu finden ist, findet hier einen entsprechenden Artikel.
Trotz intensiver Forschung und vieler bereits gesammelter Erkenntnisse sind die genauen Ursachen der Depressionen an sich sehr komplex und viele Faktoren bislang nicht vollständig geklärt. Weitere Problematik ist die soziale Selbstisolation, die eine Hilfe von außen erschwert und widersprüchlich wirken kann – Denn entgegen jeder begründbaren Logik ist oftmals der Rückzug eine krankheitsbedingte Reaktion auf das Gefühl der Hilflosigkeit und Einsamkeit.
Möglichkeiten zur Hilfe und Behandlung
Abbildung 2: Viele Depressive fühlen
sich einsam und ziehen sich oft
gleichzeitig zurück
Besonders dieser Umstand macht es für Betroffene wie Angehörige zu einer Herausforderung, auf eine Lösung des Problems hinarbeiten zu können. Die Belastung Nahestehender durch die Krankheit kann enorm sein und führt daher häufig zu Konflikten und einer Frustration, die in Resignation enden kann. Bei der Fremdhilfe ist nicht nur deshalb Vorsicht geboten, sondern auch weil bei dem Versuch zu helfen, oft einige Maßnahmen gut gemeint, doch für beide Beteiligten schädlich sein können. Was Beistehende daher beachten sollten, ist in diesem beratenden Artikel auf gutefrage.net ausführlich aufgeführt. So sei es unter anderem wichtig, keinesfalls Kritik am Depressiven zu üben, viel Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu zeigen, nicht aufzugeben wenn diese ihre Mitmenschen von sich wegstoßen und vor allem zu akzeptieren, dass eine Therapie nur durch Fachärzte möglich ist. Größtes Risiko beim Helfen ist das, des Übergreifens der Hoffnungslosigkeit.
Wer selbst betroffen ist und sich Hilfe sucht, muss leider oft zwischen drei und neun Monate auf Beginn einer Therapie warten. Dabei wird die nähere Diagnose entweder in zwischenzeitlichen probatorischen Sitzungen oder erst bei Therapiebeginn gestellt. Diese lange Wartezeit kann extrem entmutigend sein und den Leidensdruck zum Teil stark erhöhen. Besteht eine hohe Suizidalität, also ein intensiver Todeswunsch, kann auch eine stationäre Behandlung in Frage kommen. Diese wird oft in der Verzweiflung des Patienten in Erwägung gebracht, doch meist ebenso schnell wieder verworfen, weil das Gefühl der Kraftlosigkeit und Ängste eventueller Konsequenzen überwiegen. Um diese Zeit möglichst gut zu überbrücken, gibt es einige Möglichkeiten der Selbsthilfe:
- Bewegung im Freien möglichst in der Sonne,
- das Achten auf genügend Schlaf,
- das Ausüben von Hobbies
- oder Verbringen von Zeit in Gemeinschaft mit anderen Menschen
- können ebenso empfehlenswert wie künstlerische Betätigungen sein.
Ein Hausarzt kann mittels detailliertem Blutbild auch feststellen, ob ein typischer akuter Mangel an Vitamin D besteht. Autogenes Training wie Meditation oder Yoga kann ebenfalls bei der Bewältigung und dem Loslassen der Probleme helfen.
Die Therapien und Behandlungsarten im Überblick
Abbildung 3: So oder ähnlich kann
eine Psychotherapie aussehen.
Die Psychotherapie ist die mit Abstand am häufigsten angewandte und daher auch bekannteste Variante: Die Patienten unterhalten sich hierbei mit dem Therapeuten über ihre Probleme und Wahrnehmung ihrer Situation, wobei je nach Bedarf und Art der Therapie nicht grundsätzlich eine tiefenpsychologische Analyse durchgeführt wird, sondern durchaus auch das Erlernen bestimmter Verhaltensweisen (kognitive Verhaltenstherapie) zur Bewältigung problematischer Situationen und Ängste im Vordergrund stehen können. Darüber hinaus gibt es weitere besondere Therapien (z.B. Licht-, Sport-, Kunst- oder Gruppentherapien), die während der Diagnosestellung oder Behandlung als Ergänzung bzw. Alternative in Betracht gezogen werden können.
Je nach Patient und Ausprägung der Krankheit kann entweder begleitend oder seltener auch rein mit Medikamenten gearbeitet werden. Entgegen einer häufigen landläufigen Meinung ist die Pharmakotherapie üblicherweise nicht auf ausschließliche und starke Stimmungsaufhellung ausgerichtet, sondern beispielsweise auf die positive Beeinflussung der Stoffwechselvorgänge im Gehirn.
Unabhängig von der Wahl der Behandlung, ist das Aufsuchen von Hilfe einer der wichtigsten Schritte zur Besserung und sollte aufgrund der langen Wartezeiten möglichst schnell begonnen werden.
Bilder:
Abbildung 1: ©DAK über Statista.com (zur Statistik)
Abbildung 2: ©PublicDomainPictures – Pixabay.com (CC0 1.0)
Abbildung 3: ©tiyowprasetyo – Pixabay.com (CC0 1.0)
Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dipl. Kfm, Markus Schmidt,
therapeutenfinder.com, 20354 Hamburg
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