Doktor Internet - Wie viel Vertrauen ist in Online-Diagnosen zu legen?

Doktor Internet - Wie viel Vertrauen ist in Online-Diagnosen zu legen?

Wer heutzutage etwas wissen will, wird kaum das Lexikon aus dem Bücherschrank holen - sofern sich in diesem überhaupt noch eins findet. Stattdessen wird der PC angeschaltet oder das Handy gezückt und in eine Suchmaschine, meistens Google, die entsprechende Frage eingegeben. Als Antworten werden zahlreiche Seiten angezeigt, die das Thema behandeln und die passenden Informationen bieten. Das beginnt bei Referaten für die Schule oder die Universität und endet bei Diagnosen verschiedener Beschwerden. Wenn das Handgelenk weh tut, wird nicht zuerst der Arzt aufgesucht, sondern die Beschwerde in das Suchfeld eingetippt, um zu erfahren, was es sein könnte. Das gleiche gilt für Bauchschmerzen oder ein merkwürdiges Ziehen an einer Körperstelle: Die erste Anlaufstelle ist das Internet, zumindest bei jungen Menschen.

Google Suche

Eine Studie der Ogilvy Healthworld hat durch Befragung von 1010 Deutschen im Alter von 18 bis 25 Jahren ermittelt, dass 94 Prozent das Internet nutzen, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren. Dies bedeutet aber nicht, dass den Angaben blind vertraut wird: auf einer Skala von 1 bis 6 erhielt die Vertrauenswürdigkeit der Informationen im Netz nur einen Wert von 3,7. Dieser liegt zwar knapp oberhalb der Grenze, aber dennoch ist der Arzt mit einem Wert von 5,2 immer noch auf Platz 1. Dicht dahinter liegt übrigens die Apotheke - daraus ist zu schließen, dass Menschen, die ein bestimmtes Fachgebiet studiert haben und in diesem beruflich tätig sind, auf Jugendliche eine höhere Fachkompetenz aufweisen als einschlägige Artikel über Gesundheitsthemen im Internet. Das Internet bietet aber dennoch einige Vorteile, wenn nach der entsprechenden Krankheit oder den Beschwerden gesucht wird - teilweise kann Ärzten damit die Diagnose erleichtert werden.

Das Vertrauen in die Ärzte lässt durch das Internet nicht nach

Arztbesuch
Abbildung 2: Obwohl sich viele im
Internet informieren, ist das Vertrauen
in die Ärzte weiterhin vorhanden.

Menschen, die sich im Internet über ihre Beschwerden informieren, sind nicht zwangsläufig misstrauisch gegenüber ihrem Arzt, berichtet derwesten.de. Sie setzen sich nur schon vor dem Besuch mit ihren Beschwerden auseinander und stellen dem Arzt dann gezielte Fragen. Statt dem Blick ins Lexikon wird das Internet zu Hilfe genommen, der Informationserhalt steht im Vordergrund. Der Arzt soll dadurch nicht unmündig gesprochen werden. Teilweise ist es sogar gut, wenn die Patienten sich so vorbereiten - vor allem bei chronisch Kranken. Diese kennen sich mit ihren Beschwerden meist besser aus als der Mediziner, vor allem bei einem Wechsel des behandelnden Arztes. In diesem Fall werden viele froh sein, dass sie so umfangreiche Informationen direkt von den Patienten erhalten. Noch etwas ist aber an dem Internet vorteilhaft: Ärzte, vor allem wenn sie im Stress stehen, vergessen manchmal, dass Patienten die medizinischen Fachausdrücke nicht verstehen. Nach einer Konsultation gehen daher viele Online, um herauszufinden, wie das Fremdwort auf Deutsch heißt, um so ihre Diagnose in verständlicher Sprache zu erfahren. Dies passiert allerdings nicht bei schwerwiegenden Krankheiten - in diesen Fällen nehmen sich Ärzte genug Zeit, um alles mit den Betroffenen durchzusprechen, damit sie wissen, was auf sie zukommt.

Gesundheitsportale sind eine Vor- und Nachbereitung des Arztbesuchs

Gesundheitsportal
Abbildung 3: Die Suche im Internet
nach Gesundheitsportalen ist eine
gute Nachbereitung des Arztbesuchs.

Wer bei seinen Beschwerden nicht sicher ist, welchen Facharzt er dafür aufsuchen sollte, findet im Internet hilfreiche Tipps. So gehen die Menschen direkt zum Orthopäden oder HNO-Arzt, ohne vorher den Hausarzt aufzusuchen. Aber auch für die Nachbereitung bietet es sich an; wer Gleichgesinnte sucht oder Erfahrungsberichte zum weiteren Behandlungsverlauf lesen möchte, findet zu den verschiedensten Themen entsprechende Portale, beispielsweise gesundheitsfrage.net. Es sollte nur auf die Seriosität geachtet werden - „Das Datum eines Artikels, beziehungsweise, das seiner letzten Überprüfung auf Aktualität sollte nicht länger als zwei Jahre vergangen sein“, empfiehlt Gunnar Schwan von der Stiftung Warentest gegenüber dem Spiegel. Außerdem ist ein transparenter Aufbau wichtig: Werbung am Seitenrand ist kein negatives Merkmal, da die Besucher so direkt sehen, woher das Kapital zum Erhalt des Portals stammt. Anders ist es, wenn keine auf der Seite zu finden ist und das Impressum ebenfalls keine direkten Rückschlüsse zu lässt - in diesem Fall könnte ein Pharmakonzern die Seite finanzieren, damit für diesen positive Berichte darauf veröffentlicht werden. Diese mangelnde Neutralität war beim letzten Test der Stiftung aber nicht zu entdecken. Das Internet ist allerdings sehr schnelllebig, es kann jederzeit ein neues Portal hinzukommen, dessen Qualität noch nicht geprüft wurde. Foren sollten zudem generell gemieden werden, sofern nicht ausdrücklich angegeben ist, dass sie nicht von der Pharmaindustrie beeinflusst werden. In diesen finden sich außerdem zu viele Halbwahrheiten, da hier oft nur Laien und keine Experten schreiben.

Fazit

internetsuche
Abbildung 4: Um Menschen mit den
gleichen Beschwerden zu finden, lohnt
sich der Blick ins Internet.

Das Internet bietet eine Fülle von Informationen zu den unterschiedlichsten Fachbereichen - Gesundheit und Medizin sind nur ein kleiner Teil davon. Die Suche nach seinen Beschwerden, um Erfahrungsberichte zu lesen oder den richtigen Arzt zu finden, ist keineswegs unnötig. Teilweise hilft dies, um gemeinsam auf den richtigen Weg der Behandlung zu kommen - vor allem bei exotischen Krankheiten. Aber auch, um bei einer schweren Erkrankung Gleichgesinnte zum Austausch zu finden, ist dies angebracht. Solange den gefundenen Informationen nicht mehr Wert beigemessen wird als der Meinung des behandelnden Arztes, ist die Suche hilfreich und steht einem erfolgreichen Genesungsverlauf nicht im Wege.

Bilder:
Abbildung 1: pixabay.com © Simon CC0 1.0
Abbildung 2: © RioPatuca Images - Fotolia.com
Abbildung 3: © RioPatuca Images - Fotolia.com
Abbildung 4: © Photographee.eu - Fotolia.com

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dipl. Kfm, Markus Schmidt, therapeutenfinder.com, 20354 Hamburg
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Kommentare zu diesem Artikel

Klaas W. schrieb am 31.10.14 dazu:

Sehr interessanter Artikel - genau wie das Thema an sich. Schliesslich ist das Internet gut, um zu bestimmen, ob ein Arzt Besuch notwendig ist oder um sich etwa auf einen Arzt Besuch vorzubereiten. Allerdings sollte man bei dringlichen Sachen nicht Google fragen, sondern einfach direkt zum Arzt gehen. Und niemals Google mehr vertrauen als einem der Ärzte. Die haben nunmal das wissenschaftliche Verständnis.

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