Therapeutische Unterstützung als wichtiger Baustein bei Pflegebedürftigkeit

Therapeutische Unterstützung als wichtiger Baustein bei Pflegebedürftigkeit

Therapeutische Unterstützung als wichtiger Baustein bei Pflegebedürftigkeit

Die Möglichkeiten der modernen Medizin sowie die allgemeinen Lebensumstände haben dazu geführt, dass die Lebenserwartung in Deutschland stark angestiegen ist. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Lebenserwartung bei der Geburt heute fast doppelt so hoch wie noch vor 150 Jahren. Damit einhergehend steigt auch die Zahl der Menschen, die im Alter pflegebedürftig werden. Aktuell sind in Deutschland rund 5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Etwa ein Drittel von ihnen ist erst im hohen Alter auf Hilfe angewiesen. Ein Großteil der Menschen, die Pflege benötigen, wird von Angehörigen im häuslichen Umfeld betreut, häufig mit der Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes. Nur etwa ein Fünftel der Pflegebedürftigen in Deutschland nimmt die stationäre Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung in Anspruch.

Das Bundesministerium für Gesundheit definiert als pflegebedürftig Menschen,

„die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen. Es muss sich um Personen handeln, die körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren oder bewältigen können.“

(Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de)

Um eine bessere Einstufung der Schwere der Pflegebedürftigkeit vornehmen zu können, insbesondere im Hinblick auf die Kommunikation mit den Pflegekassen und die Leistungen, die pflegebedürftige Menschen in Anspruch nehmen können, hat der Gesetzgeber die Pflegegrade festgelegt. Mit der Pflegereform in den Jahren 2016/2017 wurde aus den früher bekannten Pflegestufen das neue System aus Pflegegraden. Die Deutsche Seniorenbetreuung erklärt den Begriff des Pflegegrades als „Einordnung von Pflegebedürftigen und Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen nach der Schwere der Beeinträchtigungen ihrer Selbstständigkeit oder ihrer Fähigkeiten. Die Einstufung erfolgt dabei in fünf verschiedene Pflegegrade (Pflegegrad 1 bis 5) und bestimmt den Umfang der Leistungen aus der Pflegeversicherung.“

Die genaue Ausdifferenzierung der Pflegegrade ist in Sozialgesetzbuch XI § 140 festgehalten. Die Einstufung erfolgt nach einem Punktesystem und betrachtet als Teilaspekte die Mobilität, die kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten, die Verhaltensweisen und psychischen Problemlagen, die Fähigkeit zur Selbstversorgung, die Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen sowie einen selbstständigen Umgang damit sowie die eigenständige Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte.

Das System soll dabei helfen, pflegebedürftige Menschen hinsichtlich der Intensität und des Umfangs an Betreuung und Pflege einzustufen, die sie benötigen. So soll sichergestellt werden, dass Leistungen bedarfsgerecht bewilligt und zur Verfügung gestellt werden können.

Therapeutische Unterstützung als Ergänzung zur Pflege

Mit der Pflege erhalten hilfebedürftige Menschen Unterstützung bei der Gestaltung ihres Lebensalltages in dem Maße, in dem körperliche oder geistige Beeinträchtigungen dazu führen, dass sie diesen nicht mehr selbstständig bewältigen können. Zu einem ganzheitlichen Pflegekonzept gehört es nicht nur, betroffene Personen in den Aufgaben zu unterstützen, die sie nicht mehr selbst bewältigen können, sondern auch vorhandene Fähigkeiten zu stärken, zu erhalten und gegebenenfalls wieder aufzubauen.

Je nach Schweregrad der Pflegebedürftigkeit und den noch vorhandenen Fähigkeiten umfasst ein Pflegekonzept deshalb verschiedene therapeutische Maßnahmen, die einen wertvollen Beitrag dazu leisten können, die verbliebene Eigenständigkeit so lange wie möglich zu erhalten und gegebenenfalls sogar zu erweitern. Therapieansätze können sich schwerpunktmäßig mit den körperlich-motorischen, den kommunikativen und den psychischen Fähigkeiten pflegebedürftiger Menschen befassen. Als Ergänzung zur Alltagshilfe durch geschultes Pflegepersonal können ausgebildete Therapeuten wichtige Impulse geben, die dazu beitragen, die Eigenständigkeit der Betroffenen zu verbessern, den aktuellen Lebensstandard möglichst lange zu erhalten oder einem Voranschreiten der Pflegebedürftigkeit durch den Verlust weiterer Fähigkeiten entgegenzuwirken.

Als Unterstützung zu klassischen Pflegeleistungen haben Therapieangebote immer mehr an Bedeutung gewonnen und sind heute vielfach ein fester Bestandteil der Betreuung in stationären Pflegeeinrichtungen und ergänzen auch die Pflege im häuslichen Umfeld.

Verschiedene Therapeuten und ihr therapeutisches Angebot

Je nachdem, in welchem Bereich pflegebedürftige Menschen Unterstützung benötigen, kommen verschiedene Therapieangebote als Ergänzung zur täglichen Pflege in Frage.

Physiotherapie

Die Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt der körperlichen, insbesondere der motorischen Fähigkeiten. Ausgebildete Physiotherapeuten ermitteln die gegenwärtigen Möglichkeiten und das Entwicklungspotenzial, das bei einer gezielten Therapie ausgeschöpft werden kann, um die körperlichen Fähigkeiten zu stabilisieren oder sogar zu verbessern. Therapieangebote sprechen gezielt Bereiche wie Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordinationsvermögen und Stabilität des Bewegungsapparates an.

Ergotherapie

Die Ergotherapie ist ein häufig gewählter Therapieansatz als Unterstützung für pflegebedürftige Menschen. Das Therapieangebot zielt darauf ab, grundlegende Fähigkeiten für die Gestaltung eines weitgehend eigenständigen Alltags zu stärken, zu reaktivieren und weiterzuentwickeln. Zur Ergotherapie im Pflegebereich gehört vor allem die Förderung von grob- und feinmotorischen Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung, die Förderung der Wahrnehmungen für eine eigenständige Interaktion mit dem Umfeld, die Förderung von Selbständigkeit, Belastbarkeit und der bewussten Planung eigenständiger Handlungen, die Förderung motorischer, sensorischer und soziokommunikativer Fähigkeiten sowie je nach Art der Beeinträchtigung die Analyse und Behandlung pathologischer Bewegungsmuster, um Phänomene abzubauen, die eine eigenständige Alltagsbewältigung einschränken.

Logopädie

Therapeutische Maßnahmen im Bereich Logopädie konzentrieren sich auf die kommunikativen Fähigkeiten pflegebedürftiger Personen. Logopäden können beispielsweise nach einem Schlaganfall dabei unterstützen, das Sprachvermögen teilweise oder sogar vollständig wiederzuerlangen. Bei Demenz- und Alzheimer-Patienten kann eine gezielte Logopädie dabei helfen, die kognitiven Prozesse im Zusammenhang mit dem Sprachverständnis und der Sprachproduktion wach zu halten und die Fähigkeiten, zusammenhängend zu kommunizieren und Kommunikation zu verstehen, so lange wie möglich zu erhalten.

Psychologische Unterstützung

Der Verlust der Eigenständigkeit im Alltag kann sich belastend auf die Psyche auswirken. Insbesondere Menschen, die durch ein unvorhergesehenes Ereignis plötzlich pflegebedürftig geworden sind, sowie Alzheimer- und Demenz-Patienten haben häufig mit psychischen Belastungen zu kämpfen. Traumatische Erlebnisse wie der Verlust eines Angehörigen können degenerative Prozesse verstärken und die Eigenständigkeit im Alltag weiter einschränken. Psychologische Therapieangebote wie eine seelsorgerische Unterstützung oder eine kognitive Verhaltenstherapie können Ursachen von psychischer Belastung oder einem Fortschreiten der psychischen Unselbstständigkeit analysieren und Maßnahmen anbieten, die dabei helfen können, die psychische Gesundheit der Betroffenen zu stabilisieren. So lässt sich häufig eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und damit auch der allgemeinen Lebensqualität erreichen. Mit einer gezielten Psychotherapie ist es möglich, einschränkende psychische Verhaltensmuster wie Angststörungen oder die psychischen Auswirkungen chronischer Erkrankungen aufzulösen und Betroffene dabei zu unterstützen, durch einen strukturierten Alltag wieder eine größere Teilhabe am Leben zu erreichen.

Therapeutische Unterstützung für Angehörige pflegebedürftiger Menschen

Der überwiegende Teil pflegebedürftiger Menschen wird in Deutschland im häuslichen Umfeld betreut. Die Pflege übernehmen Angehörige, je nach Schweregrad der Pflegebedürftigkeit mit unterschiedlicher Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst. Die häufigste Konstellation zeigt weibliche Personen ab 55 Jahren, die ältere Angehörige wie die eigenen Eltern, Großeltern oder Schwiegereltern pflegen.

Wie stark die Pflege eines Menschen zu einer körperlichen oder psychischen Belastung wird, hängt vom Grad der Hilfebedürftigkeit im Alltag ab. Sie bestimmt darüber, wie umfangreich der Pflegeaufwand sich gestaltet und wie stark der eigene Alltag durch die Pflegetätigkeit eingeschränkt wird. Dem positiven Aspekt der Zufriedenheit, einen geliebten Menschen unterstützen zu können, ihm trotz Einschränkungen ein Leben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen und beispielsweise den Eltern auf diese Weise etwas zurückgeben zu können, steht die körperliche und psychische Belastung gegenüber, die eine Pflegetätigkeit mit sich bringt. Häufige Auswirkungen einer intensiven Pflege von Angehörigen im häuslichen Umfeld sind Stress, Erschöpfung, Überforderung, Schlafstörungen und depressive Symptomatiken.

Experten empfehlen Angehörigen, die eine pflegebedürftige Person betreuen, deshalb häufig therapeutische Unterstützung in Form eines psychologischen Therapieangebotes. Eine Psychotherapie für pflegende Angehörige basiert in der Regel auf Gesprächen mit ausgebildeten Therapeuten, in denen die Belastung bewusst gemacht wird. Es geht darum, belastende Gefühle wahrzunehmen, sie in der Gesamtsituation zu verorten und Lösungsansätze zu entwickeln, um mit belastenden Situationen im Alltag besser umzugehen. Pflegende Angehörige dürfen erlernen, ihre Leistung zu würdigen und wertzuschätzen und gleichzeitig darauf zu achten, dass auch die eigenen Bedürfnisse nicht vollständig aus dem Blick geraten.

In der Therapie lernen Betroffene, Stress zu erkennen und zu bewältigen, Emotionen wie Scham, Schuldgefühle und Versagensängste zu regulieren, negative Gedanken in positive zu transformieren, Ängste und Unsicherheiten aufzulösen, Prioritäten zu setzen, um den Alltag besser zu strukturieren, eine Balance aus emotionaler Nähe und Distanz zu erreichen, Veränderungen der zu pflegenden Person zu akzeptieren und sich auch mit beängstigenden Gedanken wie einer Verschlechterung der Situation oder dem Tod des Angehörigen auseinanderzusetzen. Eine gezielte Psychotherapie für pflegende Angehörige kann dabei helfen, Ressourcen zu schonen, Kräfte sinnvoll einzuteilen und mit belastenden Gefühlen und Situationen so umzugehen, dass sie sich nicht zu einer chronischen Belastung mit negativen Auswirkungen auf die eigene körperliche und psychische Gesundheit entwickeln.

Den richtigen Therapeuten für den Pflegebedarf auswählen

Je nach Grad der Pflegebedürftigkeit und Art der Einschränkungen können verschiedene zusätzliche Therapieangebote in Frage kommen. Welche unterstützenden Maßnahmen therapeutisch sinnvoll sein können, hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand ab sowie von einzelnen Symptomatiken und der Prognose.

Eine erste Anlaufstelle kann der behandelnde Hausarzt oder Facharzt sein. Er kann aufgrund der Krankheitsgeschichte Therapien empfehlen, die einzelne Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person besonders gut unterstützen können. Auch der Pflegedienst kann als fachkundiger Ansprechpartner zusätzliche Therapieangebote empfehlen. Viele ambulante Pflegedienste arbeiten mit entsprechenden Praxen zusammen oder beschäftigen selbst ausgebildete Therapeuten in ihrem Haus. Sie können dabei helfen, einen passenden Therapeuten für die individuellen Bedürfnisse der zu betreuenden Person zu finden. Lebt die pflegebedürftige Person stationär in einer Pflegeeinrichtung, wird ein entsprechendes Therapieangebot in der Regel im Haus vermittelt und auch vor Ort angeboten.

Je nach Schweregrad der Pflegebedürftigkeit kann das Therapieangebot in einer Fachpraxis in Anspruch genommen werden, oder die ausgebildeten Therapeuten kommen ins häusliche Umfeld oder in die Pflegeeinrichtung. Bei der Wahl eines Therapeuten sollte die Erfahrung mit pflegebedürftigen Menschen im Vordergrund stehen. Therapiepraxen, die mit einem Pflegedienst oder einer stationären Einrichtung zusammenarbeiten, sind häufig auf die speziellen Anforderungen im Pflegeumfeld spezialisiert und können Therapiemöglichkeiten vorschlagen, die die unterstützende Pflege im Alltag bestmöglich ergänzen und sich gezielt auf den Erhalt oder das Wiedererlangen grundlegender Kompetenzen für einen eigenständigen Lebensalltag konzentrieren.

Bei der Auswahl der therapeutischen Maßnahmen sollte der Fokus auf den Tätigkeiten liegen, die für eine pflegebedürftige Person zentral sind, um ein Höchstmaß an Eigenständigkeit im Alltag ausschöpfen zu können. Gute Therapeuten bieten individuelle Konzepte an, die sich nach den persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen der zu behandelnden Person richten.

Kostenerstattung und Finanzierung der therapeutischen Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit

Die Kosten für eine begleitende Therapie bei Pflegebedürftigkeit übernimmt in der Regel die Krankenkasse, sofern sie ärztlich verordnet ist. Die Verordnung kann ein Hausarzt oder behandelnder Facharzt ausstellen. Das gilt auch für Pflegebedürftige, die bereits Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch nehmen oder stationär in einer Pflegeeinrichtung leben. Gesetzlich Krankenversicherte müssen in der Regel zehn Prozent der Kosten für das Gesamtrezept selbst tragen. Hinzu kommt eine Gebühr von 10 Euro pro Verordnung.

Auch private Krankenkassen und die Beihilfe übernehmen die Kosten für therapeutische Maßnahmen, sofern sie nach Rezept erfolgen. Entsprechende Verordnungen gelten als Heilmittel-Verordnung und werden gemäß des versicherten Tarifs vom Leistungsträger erstattet.

Bildquelle:
Abbildung 1: @ Jenny Sturm (#619340966) / Adobe Stock

Verfasser und Verantwortlich für den Inhalt:
Dipl. Kfm, Markus Schmidt, therapeutenfinder.com, 20354 Hamburg
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